Russische Eliteeinheiten – Garden – können bis auf Peter den Großen zurückgeführt werden, den Begründer des Russischen Reiches im frühen 18. Jahrhundert. Die Garde begann mit Kinder-Regimentern des jungen Peters: Semenowski und Preobraschenski. Damals gab es in Russland keine richtigen Militärschulen, sodass die Wacheinheiten zu Ausbildungsstätten für die Armee wurden.
Im Jahr 1700 waren jedoch die Spielereien vorbei und zwei Regimenter bewiesen beispielhaften Mut im Kampf gegen die Schweden. Die Schlacht von Narva war verloren, aber die Entschlossenheit der beiden Regimenter ermöglichte der Armee den Rückzug. Im Jahr 1706 wurde Peter der Erste selbst zum Oberst des Preobraschenski-Regiments und trug dessen Uniform.
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Peter erhöhte die Besoldung der Gardisten und ordnete an, sie sollten rote statt wie bisher grüne Strümpfe tragen. Das sollte hervorheben, dass sie knietief im Blut gekämpft hatten. Der Herrscher überwachte die Einziehung neuer Soldaten in die Eliteeinheit selbst und segnete jeden Anwärter persönlich ab.
Später wuchs die Zahl der Garderegimenter. Überdies wurden sie im Verlauf des 18. Jahrhunderts zu einer einflussreichen politischen Macht, da Gardisten hauptsächlich aus den Reihen des Adels stammten und enge Beziehungen zum kaiserlichen Hof unterhielten. Einige russische Herrscher verdankten ihren Thron der Unterstützung der Garde, darunter die berühmteste weibliche russische Herrscherin: Katharina die Große. Gardisten waren stets Männer von herausragender Größe und Stärke, aber unter der Führung Katharina der Großen war sogar ausdrücklich festgelegt, dass Soldaten der Gardeeinheiten nicht kleiner als 182,5 Zentimeter sein durften. Die durchschnittliche Größe der Soldaten lag damals bei 160 Zentimetern.
Im frühen 19. Jahrhundert widmeten sich die Gardeeinheiten wieder ihren eigentlichen Aufgaben und zeichneten sich durch ihre Leistungen in mehreren Kriegen der napoleonischen Ära aus. Dies traf auf die Schlacht von Borodino bei Moskau ebenso zu wie später auf die Völkerschlacht bei Leipzig. Im Jahr 1814 marschierte der russische Herrscher Alexander der Erste nach dem Sieg über Napoleon inmitten der Russischen Garde durch Paris.
Im frühen 20. Jahrhundert beteiligten sich die Gardisten am Russisch-Japanischen Krieg und später in der Niederschlagung der Russischen Revolution im Jahr 1905. Nikolaus der Zweite sandte im Dezember des Jahres 1905 das Semenowski- und das Preobraschenski-Regimenter aus, um einen Aufstand in Moskau zu unterdrücken. Einige Offiziere verweigerten den Befehl, da sie die Polizeiarbeit verachteten. Sie wurden durch Offiziere gewöhnlicher Armeeeinheiten ersetzt.
Die Garde war am Ersten Weltkrieg beteiligt, besonders in den Kämpfen in Ostpreußen im Jahr 1914 und in der Kesselschlacht um Kowel im Jahr 2016. In letzterem Fall erlitten die Garderegimente schwere Verluste. Die Kaiserinmutter Maria Fjodorowna beklagte letzteres in ihrem Tagebuch und schrieb von „sinnlosen Verlusten der Garde“. Manche vermuten, hohe Verluste unter den Eliteeinheiten im Ersten Weltkrieg hätten sie als Hauptunterstützerin des Throns erheblich geschwächt und damit den Sturz der Monarchie begünstigt.
Nach der Revolution von 1917 und dem Sturz Nikolaus des Zweiten versuchten die Bolschewiki, ihre eigenen Gardeeinheiten zu erschaffen – die Rote Garde, die hauptsächlich aus Arbeitern bestand. Als Militäraufstellung einer Partei hatten sie Probleme mit der Bewaffnung. Deshalb, sagt ein Historiker, „erwarben viele Arbeiter damals Revolver, Gewehre und sogar Maschinenpistolen von Soldaten der Armee“. Bis zum Oktober des Jahres 1917 waren diese Einheiten ausreichend bewaffnet, um eine Schlüsselrolle im Aufstand der Bolschewiki und im Sturz der Truppen der Provisorischen Regierung zu spielen. Diese Regimenter wurden später Teil der Roten Armee.
Eine wahre Wiederbelebung der Gardeeinheiten fand erst im Jahr 1941 während des Zweiten Weltkrieges statt. Im September dieses Jahres wurden vier Divisionen nach dem ersten erfolgreichen Schlag gegen die Truppen der Nazis zu Garden ernannt. Etwa um dieselbe Zeit wurde eine neue Waffe in die Armee eingeführt – Katjuscha-Raketenwerfer. Offiziell wurden sie Garde-Mörser genannt, um zu verschleiern, dass sie in Wirklichkeit funktionstüchtige Raketenwerfer waren. Bis zum Ende des Krieges gab es ganze Armeen mit dem Titel „Garde“ in ihren Namen.
Im modernen Russland gehören zahlreiche militärische Einheiten der Garde an. Alle Fallschirmtruppen sind Teil dieser elitären Gruppe des Militärs. Die Gardeeinheiten waren in alle Konflikte involviert, an denen Russland in den letzten Jahren beteiligt war. Eine der bemerkenswertesten Episoden der jüngeren Geschichte ereignete sich im Februar des Jahres 2000, als eine Kompanie der Fallschirmtruppen der Garde in Tschetschenien von Kämpfern umzingelt waren, die den Fallschirmjägern zahlenmäßig klar überlegen waren. Von 99 Soldaten wurden 84 getötet, aber sie verließen nicht ihre Stellungen.