Vier Fakten über Russlands sieglosen Krieg gegen Japan

Verwundete russische Soldaten werden von japanischen Soldaten zu einer Sanitätsstation gebracht. Mandschurei, China.

Verwundete russische Soldaten werden von japanischen Soldaten zu einer Sanitätsstation gebracht. Mandschurei, China.

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Der katastrophale Krieg gegen Japan im Jahre 1905 brachte dem Russischen Reich zahllose Gefallene, den Verlust militärischen Ansehens und war ein Auslöser für die Ausbreitung revolutionärer Bewegungen im Land.

1. Die russische Kriegsmarine erlebte ihre verlustreichste Schlacht

Am 27. und 28. Mai 1905 erlebte die russische Marine das größte Debakel ihrer Geschichte in der Koreastraße zwischen Japan und Korea. Die Zweite Pazifikflotte mit 38 Kriegsschiffen wurde von der gnadenlos überlegenen Flotte der Japaner mit 89 Schiffen ausgelöscht.

Das schwer beschädigte russische Schlachtschiff Orjol

Doch die Japaner waren nicht nur zahlenmäßig überlegen. Die meisten ihrer Schiffe waren zweimal schneller als die der Russen, moderner und fortschrittlicher. Zudem waren die japanischen Seeleute deutlich kampferfahrener als ihre russischen Gegenspieler.

Am Ende der Schlacht waren 21 russische Schiffe gesunken, sieben wurden gekapert, sechs fanden Zuflucht in neutralen Häfen, wo sie festgesetzt wurden, nur einigen wenigen gelang es, zu entkommen.

Nach der Schlacht in der Koreastraße war Russland keine große Seemacht mehr. Noch jahrzehntelang war das Wort Tsushima (Koreastraße) ein Synonym für ein Scheitern auf ganzer Linie.

2. Der russische Verbündete Montenegro kämpfte noch ein Jahrhundert später gegen die Japaner

Aus Dankbarkeit für die langwährende politische und wirtschaftliche Unterstützung durch Russland erklärte auch das Fürstentum Montenegro Japan den Krieg. Es war nicht mehr als eine rührende Geste, da keine Soldaten nach Fernost geschickt wurden, um gegen Japan zu kämpfen. Nur ein paar Freiwillige zogen in den Krieg.

Als Russland und Japan 1905 Frieden schlossen, wurde Montenegro übersehen, daher befand es sich weiter im Krieg mit Japan.

Die Unterzeichnung des Vertrages von Portsmouth. Die russische und die japanische Delegation sitzen einander gegenüber.

Nach dem Ersten Weltkrieg war Montenegro für ein Jahrhundert kein souveräner Staat mehr. Während einer kurzen Phase der Unabhängigkeit im Zweiten Weltkrieg als Zwergstaat von Italien wurde das Königreich Montenegro von Japan nicht anerkannt und es gab keinen Friedensvertrag.

Erst als sich Montenegro 2006 von Serbien abspaltete und erneut auf der politischen Landkarte erschien, brachten die beiden Staaten ihr Verhältnis in Ordnung. Nach 101 Jahren wurde der Krieg auch offiziell beendet.

3. Russland konnte nicht einen einzigen Sieg erringen

Nicht eine einzige Schlacht gegen Japan konnten die Russen für sich entscheiden. Kein einziger Angriff war erfolgreich. Und selbst der heldenhafte lange Kampf um die Hochburg Port Arthur endete mit einer Niederlage der Russen.

Jedoch nicht jede Episode in diesem Krieg endete katastrophal für Russland. Während der Schlacht von Mukden 1905, eine der längsten und blutigsten des Krieges, waren die Verluste bei den Japanern doppelt so hoch wie unter den russischen Soldaten (15 000 gegenüber 8 000). Obwohl die Russen letztlich auch Mukden aufgeben und den Rückzug antreten mussten, war dies für die Japaner ein „unsicherer Sieg”, der die Moral deutlich schwächte.

Der Sieg wurde nicht im offenen Kampf errungen, sondern mehr zufällig. Während der Belagerung von Port Arthur bemerkten russische Soldaten, dass die beiden japanischen Kriegsschiffe „Hatsuse” und „Yashima” jeden Tag dieselbe Route für ihre Patrouillen nahmen. Im Nebel verminte der russische Minenleger „Amur” die Strecke und am folgenden Tag wurden die beiden Schiffe zerstört.

4. Ein japanischer General eroberte eine russische Hochburg und beging danach Selbstmord

Die Dritte Japanische Armee unter Führung von General Nogi Maresuke startete ihren Eroberungsfeldzug der russischen Festung Port Arthur in der chinesischen Provinz Liaoning im Juli 1904. Bis zum 2. Januar 1905 wurde erbittert gekämpft, über 56 000 Japaner kamen dabei ums Leben, darunter zwei Söhne Nogi Maresukes.

General Nogi Maresuke

Als die Festung schließlich doch erobert werden konnte, wurde Maresuke zum Nationalhelden erklärt. Er selbst betrachtete die Ereignisse in einem ganz anderen Licht. Nach dem Krieg berichtete er dem Kaiser Meiji von der Eroberung. Er brach zusammen, weinte und bat um Vergebung für den Tod so vieler Japaner. Er bat den Kaiser darum, einen rituellen Selbstmord verüben zu dürfen, der im japanischen als Seppuku bezeichnet wird. Der Kaiser untersagte es ihm, zumindest zu Lebzeiten des Herrschers.  

Nogi Maresuke kehrte zurück in den Alltag, wurde der Mentor des zukünftigen Kaisers Hirohito, baute Krankenhäuser für Verwundete und Denkmäler für gefallene japanische und russische Soldaten.

Kurz nach dem Tode von Meiji fühlte sich Nogi Maresuke nicht mehr an dessen Verbot gebunden und begann am 13. September 1912 gemeinsam mit seiner Frau Selbstmord.   

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