Wie es einer Zeitung gelang, die russische Revolution 1917 vorzubereiten

Die sowjetische Hauptzeitung „Prawda“ war ein zuverlässiges Propaganda-Instrument des Kommunistischen Staates. Sie konnte Millionen Menschen mobilisieren, gegen den Feind zu kämpfen oder beeindruckende Arbeitsleistungen zu erbringen.

Die Prawda (dt.: Wahrheit) wurde 1912 als eine der bolschewistischen Zeitungen gegründet und bald zum Hauptsprachrohr der Bolschewiki und Propaganda-Instrument bestimmt.

Die erste Ausgabe der Prawda, 5. Mai 1912

Die Prawda positionierte sich als Zeitung von und für Arbeiter, von denen manche gleichzeitig Korrespondenten, Verteiler und Sponsoren waren.

Die Druckerei, in der die Prawda herausgegeben wurde

Die Prawda spielte eine wesentliche Rolle dabei, dass die Arbeiterbewegung in Russland weitgehend unter den Einfluss der Bolschewiki geriet. Sie schilderte die schrecklichen Bedingungen der Arbeit im Staat und brachte Probleme und Hoffnungen der Arbeiterklasse zum Ausdruck. Die Prawda rief die Proletarier dazu auf, sich zu vereinigen und gegen die existierende Ordnung anzukämpfen.

Vor solch einer “Redaktionspolitik” konnte der Staat seine Augen nicht schließen. Einige Male wurde die Produktion der Prawda vorübergehend unterbunden. Vor Beginn des Ersten Weltkrieges verhängte man das endgültige Verbot auf die Zeitung und alle Mitarbeiter wurden verhaftet.

Die Verteiler von Prawda

Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde die Prawda die Hauptzeitung des jungen Staates. Ihre erste und wichtigste Aufgabe war, Menschen zu mobilisieren, im Bürgerkrieg gegen die „Weiße“ Bewegung und andere antikommunistische Mächte zu kämpfen.

Die Prawda-Ausgaben werden auf dem Palastplatz in Petrograd (heute St. Petersburg) verkauft

Das Motto „Auf das Pferd, Proletarier!“, das in der Prawda veröffentlicht wurde, verbreitete sich so, dass man es auch noch viele Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges als Trinkspruch auf Feierlichkeiten gebrauchte.

Die Prawda zeigte sich in den 1920-30er Jahren wieder als ein effektives Instrument zur Mobilisierung der Menschen und bewegte Bürgerinnen und Bürger der Sowjetunion dazu, das landwirtschaftliche und industrielle Potential des Landes zu verwirklichen.

Einige Slogans aus dieser Zeitung wurden zu bekannten Schlagworten. Zum Beispiel „Danke, Genosse Stalin, für unsere glückliche Kindheit!“ und „Für das Heimatland! Für Stalin!“

Während des Zweiten Weltkrieges begannen die Nazis eine eigene, antikommunistische Version der Prawda zu veröffentlichen und verbreiteten sie auf den okkupierten Territorien. Auf der Titelseite befand sich die überarbeitete Version des berühmten Mottos der sozialistischen Bewegung: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch, um die Bolschewiki zu bekämpfen!“

Die Soldaten lesen die Prawda in den Schutzgräben

Die 1970er versprachen eine goldene Epoche für die Prawda. Ihre Auflage zählte über 10,6 Millionen Kopien, die in mehr als 40 Städten der Sowjetunion täglich veröffentlicht wurden. Jeden Tag erhielt die Zeitung über 1 300 Briefe von Lesern.

Ein Teil der Antarktischen Küste im Osten des Kontinents wurde die Prawda-Küste genannt, um die Zeitung zu ehren. Heute befindet sich dort die russische Station Mirny.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 verlor die Prawda ihren Einfluss und ihre Macht. Sie wird zwar immer noch als die Parteizeitung der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation veröffentlicht, aber ihre Auflage beträgt 100 000 Kopien und wird nur dreimal in der Woche herausgegeben, was lediglich ein blasser Schatten ihrer früheren Herrlichkeit ist.

>>> Von einer Zarenzeitung bis Sprachrohr der Bolschewiki: Vier Printmedien, die Russland veränderten

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