Im Frühjahr 1984 führten die sowjetischen Truppen im Panjschir-Tal eine groß angelegte Aktion zur Ergreifung und Zerstörung der Mudschaheddin-Einheiten unter Ahmad Schah Massould durch.
Massould, der „Löwe von Panjschir“, war ein begnadeter Taktiker. Zudem hatte er viele Anhänger und Informanten unter der einheimischen Bevölkerung. Das machte ihn zu einem gefährlichen Gegner für die Sowjets. Er wusste bestens über sämtliche Vorhaben der sowjetischen Truppen Bescheid und konnte sich so gut verstecken. Währenddessen ließ er Mienenfelder und Hinterhalte organisieren, um den Feind in eine Falle zu locken.
Ahmad Schah Massould mit den Kommandeuren der Mudschaheddin im Panjschir-Tal, 1984.
APAm 27. April kamen zwei afghanische Bauern auf die sowjetischen Soldaten zu und versprachen, ihnen zu verraten, wo das Waffendepot der Mudschaheddin liegt. Die Informationen wurden als glaubwürdig eingestuft und man engagierte die beiden Afghanen als ortskundige Begleiter.
Die Sowjets sollten jedoch schnell erkennen, dass die angeblichen Bauern als Massoulds Agenten arbeiteten und sie in eine tödliche Falle lockten.
Am Abend des 29. Aprils begann das 1. Batallion des 682. Motorisierten Schützenregiments seine Fahrt durchs Panjschir-Tal. Da die Straßen mit Steinen blockiert waren, entschied man sich, die Fahrzeuge zurückzulassen und zu Fuß weiterzugehen. Insgesamt handelte es sich bei der Mission um 220 Soldaten.
Die Kolonne dring tief ins Tal vor, ohne dabei Deckung durch in höheren Ebenen positionierte Soldaten zu erhalten. „Wir wussten, dass Korolew (der Leiter der Truppe) nicht ohne Deckung ins Tal vordringen wollte, aber die Kommandantur befahl, zu starten. Sie versprachen uns, dass wir von Hubschraubern beobachtet werden würden“, erinnert sich (rus) der Rekrut Alexander Popletany.
Um 11:30 eröffnete man von den Anhöhen aus das Feuer auf die sowjetischen Truppen. Der Leiter der Truppe, Kapitän Alexander Korolew, wurde schon zu Beginn des Gefechts getötet. Ohne klare Organisation waren die Sowjets nun einfache Beute für die Afghanen.
Der Kampf, der mehr an ein Massaker erinnert, dauerte bis in die Abendstunden. Dutzende Soldaten rannten in Richtung des Flusses und begaben sich schwimmend in Sicherheit. Andere kämpften weiter und mussten dabei zahlreiche Todesopfer beklagen.
„Ich erinnere mich noch gut an diese schreckliche Szene. Fünf oder sechs von uns verbargen sich in der Natur. Plötzlich gerieten sie in das Feuer eines Maschinengewehrs. Dann kamen die Afghanen näher und warfen Granaten direkt auf das Versteck. Unsere Soldaten blieben dort, wo sie starben”, berichtet (rus) Rekrut Nikolai Knjasew.
Die versprochenen Kampfhubschrauber erschienen erst zwei Stunden nach dem ersten gefallenen Schuss. Durch die dichten Wolken waren sie jedoch auch gar nicht in der Lage, zu helfen. Auch die bestellten Flugzeuge mit Bomben versprachen keine Rettung. Ohne Unterstützung aus der Luft und ohne ihre Fahrzeuge hatten die sowjetischen Soldaten kaum eine Chance, sich zu verteidigen.
Nach und nach kam Verstärkung auf das Schlachtfeld. Am Abend war der Kampf dann endlich vorbei. Die Sowjets beklagten 105 Verwundete und 59 Tote, darunter 12 Offiziere. Die Mudschaheddin verloren 30 Männer.
Die sowjetischen Motorisierten Schützen verlassen Dschelalabad.
Boris Kawaschkin/TASSSchurachuscha Turachuschajew fuhr eines der ersten Kampffahrzeuge, die zur Verstärkung des Batallions erschienen. „Was ich sah war schrecklich (rus). Jeder Stein in diesem Gebiet war mit Blut bedeckt. Ich roch den strengen Geruch von Leichen, der durch die afghanische Hitze noch verstärkt wurde. Wir suchten nach Verwundeten. Die meisten waren schwer verletzt, ihre Arme oder Beine waren abgetrennt. Jeder Soldat hatte zusätzliche Munition in seinem Rucksack. Ein direkter Treffer dorthin hätte ihn zerfetzt.“
Die sowjetische Führung war schockiert von dieser Tragödie. Die anschließenden Ermittlungen ergaben, dass der Kommandant der 108. Division, Generalmajor Wiktor Logwinow befohlen hatte, ins Tal vorzudringen, ohne vorher die Abhänge unter Kontrolle zu bringen. Er wurde umgehend von seinem Posten entfernt.
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