Schuchow-Türme: Wie Weidenkörbe ein Wunder der Technik inspirierten

Boris Elshin/Sputnik, Archive
Diese Gitterbaukonstruktionen gehören zu den spektakulärsten Denkmälern der russischen Ingenieurskunst.

Wladimir Schuchow

Die Hyperboloidkonstruktion, die als Schuchow-Turm bekannt ist, wurde vom berühmten russischen Wissenschaftler und Ingenieur Wladimir Schuchow entworfen, einem wahren Genie seiner Zeit. Er entwickelte die erste russische Ölpipeline und machte somit den Transport von Öl und Gas möglich.

Der Schabolowka-Turm in Moskau

Aber seine Visitenkarte ist zweifellos der Moskauer Fernsehturm. Die sogenannte hyperboloide Struktur sieht zerbrechlich aus, aber dank der erstaunlichen Festigkeit fand sie im großen Ausmaß industrielle Anwendung.

Ob Sie es glauben oder nicht, aber bei der Entwicklung dieser außergewöhnlichen technischen Konstruktion ließ sich Schuchow durch russische geflochtene Weidenkörbe inspirieren. Obwohl sie aus spröden Ruten bestehen, können sie ein beträchtliches Gewicht aushalten.

Der erste Schuchow-Turm wurde im Jahr 1896 auf der Allrussischen Industrie- und Handwerksausstellung in Nischni Nowgorod der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Veranstaltung war den interessantesten und fortschrittlichsten technischen Erfindungen des Tages gewidmet.

Der Turm diente nicht nur als Ausstellungsexponat, sondern auch als Wasserturm, der die gesamte Ausstellung mit Wasser versorgte. Darüber hinaus wurde oberhalb des Wassertanks eine Aussichtsplattform für Messebesucher installiert.

Schuchows Turm war nicht die einzige Konstruktion, die er auf der Ausstellung in Nischni Nowgorod präsentierte. Bei einer weiteren handelte es sich um einen ovalen Pavillon mit einer hängenden Abdeckung aus Stahlgitter. Kurz darauf übernahm man diese wegweisende Bautechnik für die Errichtung von Decken, wie z.B. die Überdachung des GUM-Kaufhauses am Roten Platz in Moskau.

(v.l.n.r.) Iwan Zwetajew (Vater der Dichterin Marina Zwetajewa), Juri Netschajew-Malzew, der Schuchow-Turm in Polibino

Der erste Schuchow-Turm fand sofort einen Besitzer. Es war der russische Adlige, Geschäftsmann und Philanthrop Juri Netschajew-Malzow, der als einer der Gründer des Puschkin-Museums in Moskau in die russische Geschichte einging.

Das Anwesen in Polibino

Er erwarb den Turm in Nischni Nowgorod und ließ ihn zu seinem Anwesen in Polibino transportieren, wo die Konstruktion als Wasserturm und Aussichtsplattform diente.

Das Anwesen in Polibino

Heute befindet sich das Landgut im Gebiet Lipezk. Der erste Schuchow-Turm wurde aufbewahrt und ist heute hinter dem Haupthaus zu sehen. Der Turm überlebte die Sowjetzeit, indem er auf wundersame Weise von der örtlichen landeskundlichen Vereinigung gerettet wurde. Der Turm wurde inzwischen restauriert und Touristen können wieder auf die Aussichtsplattform klettern, wie es vor mehr als einem Jahrhundert geschehen ist.

Auch andere Schuchow’sche Türme sind heute in Russland zu sehen. Die bekanntesten sind sicherlich der Schabolowka-Fernsehturm in Moskau und der einzige hyperboloide Stromleitungsmast an der Oka bei Dserschinsk.

Aspire Tower in Doha (l.), Fernsehturm Guangzhou (r.)

Dank dieser Innovationen im Ingenieurwesen entstanden andere Fernsehtürme auf der ganzen Welt, wie in Sydney und Guangzhou, der Aspire Tower in Doha und der Kōbe Port Tower in Japan (der 1995 beim Erdbeben zerstört, aber seitdem wieder aufgebaut wurde).

Moscow City

Schuchows Bautechniken sind in modernen russischen Ingenieurprojekten weit verbreitet, wie im Geschäftsviertel Moscow City, das die Skyline der Hauptstadt dominiert.

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