Mehr als ein anderes Wort: Warum Russen ihren Monarchen „Zar“ nannten

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Woher stammt das Wort „Zar“? Wie wurden russische Monarchen gekrönt?

Das Wort Zar leitet sich von Caesar, dem lateinischen Titel für römische Kaiser ab und erscheint in der altostslawischen Sprache im 11. Jahrhundert. Russen nannten den byzantinischen Kaiser „Zar“. Ausländische Monarchen wurden jedoch dementsprechend als Könige, Königinnen, Kaiser, Scheichs, Maharadschas bezeichnet. 

Seit 1721, zur Regierungszeit Peter des Großen, trugen die russischen Herrscher auch den Titel „Imperator“, wurden aber weiterhin als Zaren bezeichnet.

Der Großfürst von ganz Russland, Iwan der Große (1440-1505), nannte sich in der diplomatischen Korrespondenz „Zar“ und „Imperator“. Sein Sohn Wassili III., der 1514 vom Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Maximilian I. offiziell als Kaiser anerkannt wurde, verwendete weiterhin die Titel seines Vaters. Der erste offiziell gekrönte Zar war jedoch sein Sohn Iwan IV. der Schreckliche (1530-1584).

Die Krönung von Nikolaus II. und Alexandra Fjodorowna von Laurits Tuxen

Die Symbolik

Obwohl „Zar“ von „Caesar“ abgeleitet ist, trug der Titel des Zaren eine andere Symbolik - eine orthodoxe. Während der Krönungszeremonie wurden russische Monarchen gesalbt - der Priester führte eine Myronsalbung durch, wobei er das Kreuzzeichen auf der Stirn, den Augen, den Nasenlöchern, dem Mund, den Ohren, der Brust und beiden Seiten jeder Hand mit dem Chrisma anbrachte (auch als Myron bezeichnet).

Die Salbung von Nikolaus II. in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale in Moskau von Walentin Serow

Von da an würde der Zar eine einzigartige Person sein: zum Teil Laie und gleichzeitig zum Teil Priester. Er wäre der einzige Laie, der durch die königlichen Türen in der Mitte der Ikonostase durchgehen und mit den Priestern auf dem Altar anwesend sein könnte, und das würde nur während seiner Salbung geschehen. 

Das zeigt, dass ein Zar zu sein, ein großer Kampf und eine große Mission bedeutet, vergleichbar mit dem Priestertum. Das russisch-orthodoxe Volk glaubte, dass Sakrales und Säkulares (Kirche und Staat) in einer Person des Zaren verbunden sind. Er wird von Gott dazu aufgefordert, mit seinem Zarentum und seinem Volk „verheiratet“ zu sein.

Der Innenraum der Mariä-Entschlafens-Kathedrale in Moskau

Krönung des Zaren

In Russland übernahm der neue Herrscher alle Privilegien und Pflichten des Zaren unmittelbar nach seiner Thronbesteigung. Die Krönungszeremonie, die gründlich vorbereitet werden musste und wirklich teuer war, fand später statt, oft sogar ein Jahr nach der Besteigung.

Russische Krönungszeremonien, die grandios, lang und opulent waren, fanden in Moskau in Anwesenheit der Oberschicht des russischen Adels statt. 

Der Zar (und seine Gemahlin - Zariza, falls es sie gab) gingen von der Treppe (die so genannte „Rote Veranda“) des Facettenpalasts im Moskauer Kreml zur Mariä-Entschlafens-Kathedrale. Dort wurde der Zar vom russischen Patriarchen gesalbt, aber der Herrscher setzte die Krone selbst auf. Laut der strengen Regeln des Rituals sollte sich der Zar vor niemandem beugen, auch nicht vor dem führenden Priester der orthodoxen Kirche, dem Patriarchen.

Nach seiner eigenen Krönung setzte sich der Zar schon auf den Thron, krönte seine Frau mit seiner eigenen Krone und setzte dann die Krone seiner Gemahlin auf ihren Kopf. Währenddessen kniet seine Frau auf dem Kissen neben seinem Thron.

Die Große Kaiserkrone

Der Zar und die Zarin werden dann gesalbt und empfangen die heilige Kommunion, also das Abendmahl. Der Zar aß das Brot und trank den Wein auf klerikale Weise. Dies war das einzige Mal, dass es dem Zaren oder einem orthodoxen Laien jemals gestattet wurde, auf diese Weise die Kommunion zu empfangen. Dann leistete der Zar den Krönungseid.

Der Krönungszug, 1986

Während des gesamten Krönungsprozesses wurden viele Gebete gesprochen und symbolische Zeremonien abgehalten, einschließlich der Überreichung der Krönungsinsignien - der Zarenkrone, des Zepters und des Reichsapfels sowie des Staatsbanners. Nach der Krönung folgten Volksfeierlichkeiten. Geldstrafen und Steuern wurden vorübergehend gesenkt, Gefangene begnadigt und ein dreitägiger Nationalfeiertag ausgerufen.

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