Wie ein sowjetischer Marinesoldat ganz alleine 5.000 Japaner zum Aufgeben brachte

Israil Oserski/Sputnik, Archivfoto
Leutnant Wiktor Leonow war im Zweiten Weltkrieg an dutzenden Operationen hinter feindlichen Linien beteiligt gewesen. Bei einer Gelegenheit überzeugte er eine ganze Garnison davon, zu kapitulieren.

Leutnant Wiktor Leonow war einer von vielen gutausgebildeten sowjetischen Marineoffizieren, die extra für Sabotage-Missionen hinter feindlichen Linien ausgebildet wurden. Sie sprengten deutsche Kriegsschiffe, nahmen feindliche Positionen am Ufer ein, nahmen Soldaten und Offiziere gefangen und gelangten an wichtige Informationen über die Truppenbewegungen der Nazis. Oft waren diese Missionen für die Sowjets tödlich. 

Doch selbst unter diesen Supersoldaten nimmt Leonow eine besondere Position ein. Im sowjetisch-japanischen Krieg nahm er insgesamt 5.000 feindliche Soldaten gefangen. 

Die europäische Front 

In den ersten Tagen des Großen Vaterländischen Kriegs trat Leonow der sowjetischen Nordflotte bei. Bis zum Ende des Krieges kämpfte er auf dem Arktischen Meer gegen Nazideutschland. Für eine Operation wurde er sogar als Held der Sowjetunion ausgezeichnet – der höchste militärische Ehrentitel der UdSSR. 

Im Oktober 1944 landete seine Einheit verdeckt auf einem von den Deutschen besetzen Gebiet in der Nähe von Petsamo (Nordfinnland). Nach einem zweitägigen Marsch durch feindliches Gebiet eroberte die Einheit eine deutsche Flakstellung, die sie trotz zahlreicher Gegenattacken hielt. Nicht zuletzt aufgrund ihrer guten Vorarbeit eroberte die Rote Armee kurz darauf die Stadt Petsamo.  

Einer von Leonows Soldaten, Pawel Kolossow, erinnert sich (rus) an seinen Kommandanten. „Ein guter Marineoffizier sollte schnell und unauffällig arbeiten. Zudem sollte er bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Leonow hatte diese Qualitäten. Er war glaubwürdig und hatte viele Freunde in der Einheit. Dadurch, dass seine Leute ihn respektierten und nicht gegen ihn aufbegehrten, hatte er mehr Zeit, um sich um die großen Fragen zu kümmern.“ 

In Südostasien

Nachdem die Sowjetunion auch dem japanischen Kaiserreich den Krieg erklärt hatte, setzte Leonow seine Arbeit in koreanischen Gewässern fort. Bis heute ist sein Name mit der Befreiung des Hafens im koreanischen Wonsan verbunden. 

Unter Leonows Kommando landeten die sowjetischen Truppen (insgesamt 140 Soldaten) am Flughafen von Wonsan. Von dort aus wollten sie die Stadt erobern. Man hatte ihnen gesagt, dass die Japaner die Stadt bereits verlassen haben, weswegen sie keine nennenswerte Gegenwehr erwarteten. 

Am Flughafen erwartete die Sowjets jedoch eine böse Überraschung: Sie waren von tausenden feindlichen Soldaten umzingelt. Zehn Mitglieder der sowjetischen Einheit, darunter Leonow selbst, wurden ins Hauptquartier der Garnison mitgenommen, wo ein japanischer Hauptmann sie befragte. 

Die japanischen Truppen in Korea standen nach dem Kollaps der Kwantung-Armee in der Mandschurei vor einer wichtigen Entscheidung: Sollten sie kapitulieren, sich zurückziehen oder weiterkämpfen? 

Wiktor Leonow

Eigentlich plante der japanische Hauptmann, die sowjetischen Truppen als Geisel zu nehmen, um gegenüber der näher rückenden Roten Armee in einer besseren Verhandlungsposition zu sein. Leonow, der die Verwirrung bei seinem Kontrahenten bemerkte, ergriff die Initiative. 

Die Kapitulation 

Leonow sah dem Japaner ins Auge und sagte (rus): „Wir haben schon in Europa gekämpft, wir haben genug Erfahrung, um uns zu befreien. Wenn sie uns als Geiseln nehmen, werden Ihre Leute sterben wie die Ratten.“

Seine Soldaten übernahmen währenddessen die Kontrolle über die Situation. Einer stellte sich hinter den Japaner, einer versperrte den Ausgang. Ein dritter begutachtete die Fenster. Der vierte Soldat fand eine Antipanzergranate und spielte etwas mit ihr, um den Japanern zu zeigen, wie ernst er es meinte. 

Der japanische Hauptmann überlegte einige Minuten und unterzeichnete dann die Kapitulation der ganzen Garnison. 3.500 japanische Soldaten, drei Artilleriegeschosse, fünf Flugzeuge und eine große Menge an Munition fiel in die Hände der Sowjets. 

Während die Kolonne zu den sowjetischen Positionen zog, kamen sogar noch mehr feindliche Soldaten dazu. Als Leonow die sowjetischen Stellungen erreicht hatte, sollen es etwa 5.000 Japaner gewesen sein. 

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