In den 1950er Jahren wurde der Kalte Krieg zwischen den beiden Supermächten zeitweise sehr hitzig: Nicht nur auf militärischem Gebiet versuchte man sich gegenseitig zu übertreffen, sondern auch bei der Eroberung des Weltraumes. Raketen galten nicht nur als Mittel der Wahl zur schnellen und effektiven Vernichtung des Gegners, sondern waren, wenn es um das All ging, auch ein Prestigeobjekt. Den Weltraum zu kontrollieren, von ganz oben auf den Feind herabschauen zu können, das wäre ein wirklich großer Triumph.
Eine Weile verfolgten die USA und die Sowjetunion jedoch die gleichen Ziele, nämlich die Zerstörung des Mondes. Die Gegner wussten jeweils nichts davon.
Das Wettrennen zum Mond
Neil Armstrong war der erste Mann, der den Mond betrat. Apollo-11 landete 1969 im Meer der Ruhe (einige halten diese Geschichte noch immer für erfunden…). Die UdSSR ist nie so weit gekommen, obwohl sie ein Jahrzehnt zuvor in Führung lagen bei diesem Wettrennen.
Am 14. September 1959 landete die Luna-2 - eine automatische Sonde - erstmals auf der Mondoberfläche. Es war eine unkomplizierte Mission. Start war am Weltraumbahnhof in Baikonur. Nur 33 Stunden später schlug die Sonde auf dem Mond ein und blieb dort für immer. Davon konnten die USA 1959 noch nicht einmal träumen. Der erste Leiter der US-Raumfahrtbehörde Thomas Keith Glennan, war voll des Lobes für die erfolgreiche Mission der UdSSR.
Wochen später besuchte Sowjetführer Nikita Chruschtschow US-Präsident Dwight Eisenhower in den Vereinigten Staaten und überreichte ihm eine Kopie der Flagge, die die Russen mit Luna-2 zum Mond geschickt hatten. Diese ist noch heute im Museum in Eisenhowers Heimatstadt Abilene, Texas, zu sehen.
Unwiderlegbarer Beweis
Luna-2 war das Ergebnis vieler fehlgeschlagener Versuche und Testreihen. Durch besonderen Ehrgeiz fiel der Atomphysiker Jakow Zeldowitsch auf. Ein Jahr vor der Luna-2-Mission empfahl er der sowjetischen Raumfahrtbehörde, eine mit einem atomaren Sprengkopf bestückte Sonde ins All zu schicken. Diese Idee wurde von den Sowjets tatsächlich ernsthaft diskutiert. Die Luna-2 war nicht sehr groß, man fürchtete, sie könne bei der Landung nicht tief genug in die Mondoberfläche eindringen. Mit einer Atombombe an Bord wäre diese Befürchtung unbegründet.
„Die Idee war, dass die Explosion derart gewaltig sein würde, dass man sie in den Weltraumobservatorien weltweit sehen würde”, schrieb der sowjetische Wissenschaftler und Raketenkonstrukteur Boris Tschertok in seinem Buch „Raketen und Menschen”. Tschertok war einer der engsten Mitarbeiter von Sergei Koroljow, dem Chefkonstrukteur des sowjetischen Raumfahrtprogramms.
Nicht die beste Idee
Der Mond hat glücklicherweise überlebt. Tschertok und Mstislaw Keldysch, ein weiterer Chefkonstrukteur, konnten Koroljow und Zeldowitsch von ihren Plänen abbringen. Das Risiko wäre gewaltig gewesen. Wenn während des Starts der Funkkontakt zur Mondsonde abgebrochen wäre, hätte diese auf das Gebiet der Sowjetunion stürzen können, mitsamt der Atombombe an Bord.
Bei einer Funkstörung im Weltall und falls die Sonde beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre nicht verglühen würde, könnte diese überall auf der Welt abstürzen und dies wäre sicherlich der Beginn des nächsten Weltkrieges gewesen.
Moskau gelang es, die Aufmerksamkeit des Westens auf das Luna-2-Projekt auch ohne Einsatz von Atomkraft zu ziehen. Die Sowjets arbeiteten mit dem britischen Observatorium zusammen, das die letzten Meter der Reise überwachte und auch die USA über den Erfolg der Mission informierte. Niemand hatte übrigens jemals Zweifel an dieser Geschichte.
Zwischenzeitlich in den USA…
Trotz aller Rivalität zwischen den Supermächten, wenn es darum ging, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen und sich zu übertreffen, waren die Wege dazu gar nicht so unterschiedlich.
Denn auch die Nasa wollte dem Mond zu Leibe rücken. Dort hatte das Militär einen entsprechenden Plan ausgeheckt. Ans Licht kam dieser jedoch erst in den späten 1990er Jahren.
Das Projekt A119 sah vor etwa 50 Jahren eine Bombe für den Mond vor, aus den gleichen Überlegungen heraus, die auch die Sowjets angestellt hatten. „Es war offensichtlich, dass es um eine reine PR-Aktion und Demonstration des Machbaren ging. Die USA wollten eine Detonation auslösen, die auch auf der Erde sichtbar gewesen wäre”, sagte Dr. Leonard Reiffel, 73, im Jahr 2000 „The Guardian”. Reiffel war einer der am Projekt A119 beteiligten Wissenschaftler. „Ich habe damals darauf hingewiesen, dass die Zerstörung einer unberührten Mondumgebung einen enormen Schaden für die Wissenschaft bedeuten würde, aber das US-Militär sorgte sich nur um die Folgen für die Erde”, erzählte er.
Doch der gesunde Menschenverstand setzte sich schließlich durch und auch diese Pläne wurden nicht verwirklicht. Die Wissenschaftler konnten die Militärs überzeugen, dass die Zerstörung des Erdtrabanten nicht nur für die Menschheit unberechenbar und gefährlich gewesen wäre sondern auch schlicht und einfach dumm.