Aussichtsloses Aufbegehren: Die drei größten Aufstände in der Geschichte der Gulags

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Die Insassen einiger sowjetischer Straflager wehrten sich gegen ihre unwürdige Behandlung. Am Ende gewannen die Sowjetbehörden jedoch immer die Oberhand.

1. Aufstand von Ust’-Usa (1942)

Soldaten nach der Niederschlagung des Aufstands

Im Winter 1942 kam es im äußersten Norden der Sowjetunion in der Republik Komi zum ersten Aufstand in der Geschichte der Gulags. Initiator war überraschenderwiese der Leiter des Lagers Lesoreid in der Nähe des Dorfes Ust’-Usa, Mark Retjunin.

Er war in der Vergangenheit selbst wegen Banditentums verurteilt worden. Er blieb nach Verbüßung seiner Strafe als Wachmann im Lager, wurde bald Hauptverwalter und pflegte gute Beziehungen sowohl zu den Gefangenen als auch zu den Wachleuten. 

Doch anhaltende Gerüchte über eine bevorstehende Massenexekution von Gefangenen „wegen konterrevolutionärer Aktivitäten“ zwangen Retjunin zum Handeln. Am 24. Januar flohen, nachdem sie die Wachen entwaffnet hatten, mehr als hundert Gefangene aus dem Lager, stürmten umliegende Dörfer und Siedlungen, kämpften gegen die örtlichen Polizeikräfte und befreiten weitere Häftlinge aus den Arrestzellen. 

In heftigen Gefechten besiegte die Militärgarde, ein paramilitärischer Sicherheitsdienst, die Entflohenen. Retjunin wurde erschossen. Es gab 33 Tote auf Seiten der Wachleute und 42 Tote unter den Häftlingen. 50 Gefangene wurden zum Tode verurteilt. 

2. GorLag-Aufstand (1953)

„Wir werden erschossen und verhungert“

An dem größten Aufstand in der Geschichte der Gulags, der eher einem Generalstreik glich, waren mehr als 16 000 Insassen eines Berglagers in der Nähe von Norilsk beteiligt. Nach mehreren Hinrichtungen von Gefangenen durch Wachen weigerten sich Tausende, weiter zu arbeiten. 

Die Rebellen organisierten eine Selbstverwaltung und führten zunächst eine unblutige Auseinandersetzung mit den Behörden. Sie forderten ein Ende der Gesetzlosigkeit der Wachen, einen Wechsel in der Lagerführung und eine Verbesserung der Bedingungen im Lager. Die Verwaltung hat nur wenige Zugeständnisse gemacht. Briefe und Besuche wurden zwar erlaubt, aber grundlegende Forderungen blieben unbeachtet. Also setzten die Aufständischen ihren Streik fort. 

Siebzig Tage nach Beginn des Aufstands, am 4. August 1953, beschlossen die Behörden, das Lager zu stürmen, wobei 150 Gefangene starben. Dennoch war der Aufstand von Norilsk erfolgreich, denn im folgenden Jahr wurde das Lager geschlossen.  

3. Kengir-Aufstand (1954)

„Blut von Kengir“ von Juri Ferentschuk, einem der Teilnehmer des Aufstands

Der „internationalste Aufstand in der Geschichte der Gulags war der vom 16. Mai 1954 im Steppen-Arbeitsbesserungslager StepLag im kasachischen Dorf Kengir, wo sich 5 200 Gefangene auflehnten. Der Grund für deren Rebellion war die Hinrichtung von 13 Häftlingen, die in der Nacht zuvor versucht hatten, in die Frauenabteilung des Lagers zu gelangen. 

Unter den Aufständischen befanden sich Ukrainer, Balten, Russen, Deutsche, Polen, Ungarn und sogar vereinzelt Amerikaner und Spanier. Sie vertrieben die Wachen aus dem Lager und übernahmen die Kontrolle. Einen Monat lang wurde aus dem Gulag eine Art revolutionäre Republik. Die Rebellen organisierten ihre eigenen Verwaltungs- und Selbstverteidigungseinheiten, bewaffnet mit Eisenbarren und Molotow-Cocktails. Sie gründeten Geheimdienst-, Spionageabwehr- und Propagandadivisionen. Dies war möglich, weil viele der Häftlinge Erfahrung im Militärdienst in der russischen Befreiungsarmee, in der Organisation der ukrainischen Nationalisten und bei den baltischen Waldbrüdern hatten. 

Die sowjetische Führung lehnte es ab, mit den Aufständischen über bessere Haftbedingungen zu verhandeln. Am 26. Juni führten sowjetische Armee- und Polizeieinheiten mit fünf T-34-Panzern einen Angriff durch, bei dem 46 Gefangene getötet wurden und die Kontrolle über das Lager zurückgewonnen wurde.

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