Nahostkonflikt: Warum kämpften sowjetische und israelische Soldaten gegeneinander?

Pixabay; Dawid Rubinger; Wjatscheslaw Runow/Sputnik
Offiziell hat es zwischen der UdSSR und Israel nie einen Krieg gegeben. Doch die Soldaten beider Länder kämpften im Nahostkonflikt mehrfach erbittert gegeneinander.

Die Sowjetunion spielte eine Schlüsselrolle bei der Schaffung des modernen Staates Israel im Jahr 1948. Sie erkannte ihn als eine der ersten an und unterstützte ihn im Unabhängigkeitskrieg (1947-1949).

Im Chaos des Nahostkonflikts standen sich die Sowjets und Israelis jedoch bald als Feinde gegenüber. Die UdSSR stand auf Seiten der arabischen Staaten, während Israel Schutz durch die  USA erhielt. Bis 1991 leistete die Sowjetunion den arabischen Staaten nicht nur wirtschaftliche Unterstützung, sondern lieferte auch Waffen und entsandte Militärexperten. 

Eine offizielle Kriegserklärung zwischen der UdSSR und Israel hat es nie gegeben, dennoch standen sich die Soldaten beider Länder auf dem Schlachtfeld gegenüber. 

Eine Falle für die sowjetische Luftwaffe 

Während des sogenannten Abnutzungskrieges (1967-1970) zeigte sich die ägyptische Luftwaffe als absolut unfähig. Es war ihr nicht möglich, die wichtigen Energie- und Industrieanlagen gegen die übermächtige israelische Luftwaffe zu verteidigen. 

Ein abgestürztes ägyptisches Flugzeug

Die UdSSR konnte ihren Verbündeten nicht fallen lassen und griff am ägyptischen Himmel ein, jedoch ohne eine direkte Beteiligung am Konflikt zu offenbaren. Sowjetische Flugabwehrtruppen, die mit S-75-Dvina-Boden-Luft-Raketensystemen ausgerüstet waren, sowie Geschwader von MiG-21-Jägern mit Piloten, die verdeckt und inoffiziell im Land eingetroffen waren, waren in Kairo, Alexandria und Assuan stationiert.

Die Flugzeuge wurden in der UdSSR demontiert und heimlich von An-12-Transportflugzeugen nach Nahost befördert. Am Zielort wurden sie wieder zusammengesetzt und in den Farben der ägyptischen Luftwaffe lackiert. 

Die sowjetischen Piloten schlüpften in ägyptische Uniformen und stiegen ohne Ausweispapiere in die Maschinen. Den israelischen Geheimdienst Mossad konnten sie nicht täuschen. Dieser wusste längst, dass „die Russen gekommen waren”. 

Zuerst versuchten die sowjetischen MiG-21 und die israelischen Phantom- und Mirage-Kampfflugzeuge direkte Zusammenstöße zu vermeiden und beobachteten sich erst einmal gegenseitig aus der Ferne. Als die Sowjets jedoch ein Skyhawk-Kampfflugzeug angriffen und beschädigten, war es aus mit diesem „Gentlemen’s Agreement”. Die israelische Luftwaffe startete die Operation Rimon 20, die zu einem der dunkelsten Kapitel der sowjetischen Luftwaffe nach dem zweiten Weltkrieg wurde. Israel lockte die Sowjets in eine Falle. 

MiG-21-Jäger

Am 30. Juli 1970 flogen zwölf Mirage- und vier Phantommaschinen nach Ägypten. Sie bewegten sich im Konturenflug fort, also dicht über dem Boden, um die Radarsysteme des Feindes zu täuschen. Diese konnten nicht erkennen, dass es sich um Angriffsflugzeuge handelte. 

Die Sowjets setzten 24 MiG-21 ein, um die vermeintlichen Aufklärungsflugzeuge abzufangen, für die sie die israelischen Maschinen hielten. Stattdessen stieße sie plötzlich auf 16 feindliche High-Tech-Kampfflugzeuge und auf die besten und erfahrensten Piloten Israels.  Diese starteten aus verschiedenen Richtungen einen Angriff, schossen vier Sowjetmaschinen ab und verloren selbst nicht ein einziges Flugzeug. Die sowjetische Regierung war schockiert und stellte die Luftunterstützung für Ägypten umgehend ein. 

Unterstützung für Syrien 

Auch Syrien suchte die Unterstützung der Sowjets, vor allem während des Bürgerkriegs im Libanon, wo sowohl Syrien als auch Israel versuchten, ihre Interessen durchzusetzen.  

Die sowjetischen Luftabwehr-Einheiten, die als syrische maskiert waren, schossen 1982 während der aktiven Kriegsphase vier feindliche Flugzeuge ab. Der eigentliche Game-Changer waren jedoch zwei der neuesten streng geheimen S-200-Boden-Luft-Raketensysteme mit Besatzung. Die Besatzung kam als Touristen getarnt nach Syrien. Die S-200-Systeme wurden in Homs und in Al-Dumayr bei Damaskus aufgebaut und deckten somit sowohl den Norden als auch den Süden des Landes ab.  Sie waren in der Lage, feindliche Flugzeuge oder Drohnen in einer Entfernung von 180 km zu zerstören. Die Israelis stellten bald alle Flugbewegungen in der Nähe der syrischen Grenze ein.  

Den Befehl zum Feuer konnte nur der Oberbefehlshaber der syrischen Luftwaffe und der Luftabwehrtruppen geben. Im September 1983 wurde wahrscheinlich ein israelisches E-2 Hawkeye-Frühwarnflugzeug abgeschossen. Diese Flugzeuge wurden stets von einer Eskorte geschützt und dienten als fliegende Kommandoposten, die Ziele für Bombenangriffe darstellten. Die syrischen Piloten hatten es nicht geschafft, eine solche Maschine abzuschießen, aber das sowjetische S-200-System. Doch die Israelis wollten das nicht zugeben und bestritten den Verlust eines Flugzeuges. 

Sowjets und Israelis kämpften nicht nur am Himmel gegeneinander. Am 20. Juli 1982 landete eine israelische Spezialeinheit im Rücken der syrischen Truppen und griff das Hauptquartier des sowjetischen Militärberaters Michail Nosewko an, in dem sich sowjetische und syrische Militärs aufhielten. Sie mussten kämpfen, bis Unterstützung durch eine syrische Panzerdivision kam. Zwei syrische Offiziere und zwei sowjetische Sergeanten wurden bei dieser Auseinandersetzung getötet.

>>> Wie die Sowjetunion vom Verbündeten zum Feind Israels wurde

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