Ehe aus Berechnung: Diese russischen Prinzessinnen heirateten europäische Herrscher

Gattschina-Museum; gemeinfrei
Russische Großfürsten und Kaiser suchten immer nach neuen Wegen, um die Beziehungen zu den europäischen Monarchien zu festigen. Eine Möglichkeit war die Eheschließung.

Heirat als politisches Mittel, um Macht und Einfluss zu gewinnen oder zu verfestigen, war in der Monarchie üblich. Der Vorreiter in Russland war Jaroslaw der Weise (978-1054), der seine Töchter geschickt mit ausländischen Herrschern verheiratete. 

1. Elisabeth von Kiew, Königin von Norwegen  

Töchter von Jaroslaw dem Weisen: Anna, Anastasia, Elisabeth, Agatha

Elisabeth (1025- nach 1066), war die zweitgeborene Tochter von Großfürst Jaroslaw dem Weisen. Sie wuchs entsprechend in sehr wohlhabenden Verhältnissen in Kiew auf. Der spätere norwegische König Harald (1015 bis 1066) verliebte sich in sie.

Der norwegische König Harald

1043/1044 heirateten die beiden und zogen nach Norwegen. Harald wurde dort 1046 zum König gekrönt. Elisabeth gebar zwei Töchter, Maria und Indigerd. Harald verließ sie für Tora Torbergsdatter, die ihm zwei männliche Thronfolger schenkte. Das weitere Schicksal Elisabeths ist unbekannt. 

2. Anna von Kiew, Königin von Frankreich  

Die jüngste von Jaroslaws Töchtern, Anna (1032-1079), heiratete 1051 Heinrich I. von Frankreich (1008-1060). Diese Ehe brachte dem französischen König zwar keinen Zugewinn an Land, aber eine reiche Mitgift. Anna gebar mit Philipp I. (1052-1108) den nächsten König von Frankreich sowie drei weitere Kinder, die sie nach Heinrichs Tod zurückließ, um Rudolf III., Graf von Wallis, zu ehelichen. Damit erzürnte sie die katholische Kirche und ihren Sohn, mit dem sie sich jedoch vermutlich später wieder versöhnte. Anna starb mutmaßlich um 1079.  

3. Helena Iwanowa, ungekrönte Königin von Litauen  

Nach der Regentschaft Jaroslawls heirateten russische Prinzessinnen über einen längeren Zeitraum keine ausländischen Herrscher mehr. Da in Russland die Orthodoxie auf dem Vormarsch war, durften sie keine Katholiken mehr heiraten. 

Erst Helena Iwanowa (1476-1513) ging wieder eine Ehe mit einem Ausländer ein. Sie war die Tochter von Iwan dem Großen, Großfürst von Moskau (1440-1505) und Zoe Palaiologina (Sophia in Russland), einer byzantinischen Prinzessin.

Helena heiratete Alexander I. Jagiellon (1461-1506), Großfürst von Litauen und später auch König von Polen. Iwan der Große willigte in diese Ehe ein, weil er an friedlichen Beziehungen zu Litauen interessiert war, doch er widersetzte sich vehement einer Konversion der Tochter zum Katholizismus. Helena behielt ihren orthodoxen Glauben und wurde die Patronin der orthodoxen Bevölkerung Litauens. Jedoch wurde sie nie offiziell zur litauischen Königin gekrönt.

Alexander und Helena

Helena erlitt zwei Fehlgeburten. Kurz vor seinem Tode 1506 legte Alexander in seinem Testament fest, dass Helena weiter in Litauen leben sollte. 1511 wollte sie nach Russland zurück, wo inzwischen ihr Bruder, Wassili III. Iwanowitsch (1479-1533), regierte. Doch Alexanders Nachfolger Sigismund I. vereitelte diesen Plan, indem er Helena verhaften ließ. 

Helena wurde nach ihrem Tode im Alter von etwa 36 Jahren in Vilnius beigesetzt. Nach ihrem Tode gab es Krieg zwischen Moskau und Litauen. Moskau gelang es dabei, einige Gebiete um Smolensk zu erobern. 

4. Alexandra Pawlowna, Pfalzgräfin von Ungarn 

Kaiser Paul I. (1754-1801) war kein Russe - beide Eltern, Peter III. und Katharina die Große, waren Deutsche. Seine älteste Tochter Alexandra (1783-1801) war ebenfalls Deutsche, da Pauls Frau Maria Fjodorowna zum Haus Württemberg gehörte. 

Als Paul 1798 zum Kaiser gekrönt wurde, plante er eine Militärunion mit Österreich gegen Napoleon. Zur Stärkung dieser Vereinigung sollte Alexandra Pawlowna Erzherzog Josef, Pfalzgraf von Ungarn (1776-1847) und Bruder von Kaiser Franz II. (1768-1835), heiraten. Ihren orthodoxen Glauben durfte sie behalten.  

Erzherzog Josef, Pfalzgraf von Ungarn

Alexandra war darüber sehr unglücklich und ebenso ihr Vater. Er war überzeugt, seine Tochter nie wiederzusehen und er sollte Recht behalten. In Wien erwartete Alexandra ein kühler Empfang. Es wurde immer wieder über ihren Glauben diskutiert und bei Hofe zeigte man sich ihr gegenüber unverhohlen ablehnend. Ihr Ehemann war machtlos gegen seinen älteren Bruder und keine Hilfe.  

Alexandras Schwangerschaft war schwierig und die Tochter starb bereits kurz nach der Geburt. Drei Tage nach dem gewaltsamen Tode ihres Vaters starb Alexandra am 4. März 1801. 

5. Anna Pawlowna, Königin der Niederlande 

Anna (1795-1865), die sechste Tochter von Paul I. und seiner Gemahlin Maria, wuchs in der Familie ihres älteren Bruders, Kaiser Alexander von Russland, auf. 

Als sie 15 Jahre alt war, bat Napoleon Bonaparte um ihre Hand, doch Alexander lehnte ab, was den französischen Kaiser sehr empörte. 

Nur Willhelm, Prinz von Oranien, (1792-1849), wurde als würdig genug für die Prinzessin erachtet. Sie heiratete ihn 1816 in St. Petersburg. Anna brachte eine enorme Mitgift ein.  

Für die damalige Zeit war das zwar sehr ungewöhnlich, doch Anna und Wilhelm waren einander aufrichtig zugetan. Sie hatten vier Söhne und eine Tochter. In den Jahren 1824 und 1833 besuchten sie Annas Familie in Russland und 1840 wurde Wilhelm König der Niederlande. Er starb 1849. Anna verstarb 1865 als letztes der Kinder von Paul I. 

6. Olga Nikolajewna,  Gemahlin des Königs von Württemberg 

Das dritte Kind von Nikolaus I. (1796-1855) und seiner Frau Alexandra Fjodorowna, Olga (1822-1892), wurde in einer freundlichen und unterstützenden Familie erzogen. Olga war eine Braut, von der man nur träumen konnte, und viele Heiratswillige wurden von ihr selbst oder ihrer Familie abgelehnt.

Im Jahr 1846, als Olga bereits 24 Jahre alt war und für die damalige Zeit sehr spät, lernte sie Karl Friedrich Alexander von Württemberg (1823-1891) kennen. Sie waren zwar miteinander verwandt, doch sie heirateten noch im selben Jahr.

In Russland betrachtete man dies kritisch, denn Karl Friedrich hatte keinen guten Ruf. Die Ehe blieb kinderlos, womöglich wegen Karl Friedrichs Homosexualität, die er offen auslebte. Dennoch sollen die beiden sich gut verstanden haben. Nach dem Tode seines Vaters wurde Karl 1864 König von Württemberg. 

Olga widmete sich ganz wohltätigen Zwecken, was ihr die Hochachtung der Bevölkerung einbrachte. Sie starb im 1892, ein Jahr nach ihrem Gemahl. 

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