Er war Stalins bösartigster Schlächter. Wassili Blochin führte nicht nur ein Exekutionskommando, die sogenannte „Sondergruppe“, an, die massenhaft „Feinde des Volkes“ hinrichtete. Er tötete durch eigene Hand Tausende von Menschen.
Blochin wurde im Jahr 1926 Oberbefehlshaber der OGPU, der sowjetischen Geheimpolizei. In den folgenden drei Jahrzehnten erfuhr diese Organisation viele Änderungen in der Führung und beim Namen. Aus OGPU wurde NKWD, MGB und schließlich der KGB. Die einzige Konstante in dieser Zeit war Blochin.
Wassili Blochin
gemeinfreiJeden Tag Menschen zu töten, das geht nicht spurlos an der menschlichen Psyche vorüber. Viele bolschewistische Henker konnten es nicht ertragen. Sie landeten in psychiatrischen Anstalten, entwickelten schwere Depressionen oder suchten Vergessen im Alkohol. Oft führten sie die Hinrichtungen alkoholisiert durch.
Wassili Blochin war anders. Er verrichtete seine Arbeit professionell und eiskalt. Er hat nie vor einer Exekution getrunken und auch seine Untergebenen mussten nüchtern sein. Erst nach getaner Arbeit, war ein Tropfen zur Entspannung erlaubt.
Blochin erlaubte seinem Job nie, sein Leben zu beeinträchtigen. Er hatte eine echte Leidenschaft für Pferde. Seine Hausbibliothek enthielt bis zu 700 Bücher über sie.
Blochin hatte ein blutrünstiges Wesen. Er machte schnell Karriere. Während der massenhaften Repressionen Ende der 1930er Jahre wurde er mit der Tötung ranghoher Opfer betraut. Bewaffnet mit seiner geliebten Walther PP (die sich beim Abfeuern nicht so stark erhitzte wie russische Pistolen), erschoss er persönlich die höchsten militärischen Führer des Sowjetstaates, darunter Michail Tuchatschewski.
Zu seinen persönlichen Opfern gehörten der Theaterregisseur Wsewolod Mejerhold und der Schriftsteller Isaak Babel. Blochin hatte auch keinerlei Skrupel, seinen eigenen früheren NKWD-Chef Nikolai Jeschow zu erschießen, der bei Stalin in Ungnade gefallen war.
Nikolai Jeschow
gemeinfreiIm Jahr 1939 wurde Wassili Blochin beinahe vom Henker zum Opfer. Lawrenti Beria war gerade an die Spitze des Staatssicherheitsapparats gelangt und räumte auf. Blochins Name stand keinesfalls ganz unten auf der Liste derer, die aus dem Weg geschafft werden sollten.
Doch Stalin lehnte die Hinrichtung Blochins überraschend ab. „Genosse Stalin stimmte mir nicht zu und sagte, dass solche Leute für die schmutzige Arbeit gebraucht werden“, sagte Beria 1953. (Das Politbüro und der Fall Beria. Gesammelte Dokumente. Moskau, 2012)
Lawrenti Beria kehrte in sein Büro zurück und rief Blochin und andere Anführer der „Sondergruppe“ zusammen. Es wurde ein langes Gespräch. Am Ende erhielten die Henker von ihrem neuen Führer einen Freibrief.
Lawrenti Beria
gemeinfreiDer mörderische Höhepunkt von Blochins Karriere war die Erschießung einer Gruppe polnischer Offiziere im Mai 1940, die im Lager Ostaschkow in der Region Kalinin (heute Twer) inhaftiert waren.
Aus Moskau entsandt, sollte er gemeinsam mit 30 Sicherheitsbeamten die Exekutionen durchführen. Die Verurteilten wurden nachts in Gruppen von 250 Personen erschossen. Drei Minuten pro Opfer brauchten die Henker. 6.311 Menschen wurden getötet. Blochin selbst hatte mehr als 600 Polen auf dem Gewissen. Die Opfer wurden noch zusätzlich verhöhnt, als nach dem Ende der Exekutionen ein großes Bankett abgehalten wurde.
Wassili Blochin hatte Glück. Er überlebte alle seine Chefs: Genrich Jagoda, Nikolai Jeschow, Lawrenti Beria und Wiktor Abakumow. Er erhielt zahlreiche staatliche Ehrungen.
Bald nach Stalins Tod wurde Blochin in den Ruhestand versetzt und erhielt eine Ehrenrente. Aber er hatte nicht lange Zeit, das zu genießen. Bald wurden die Säuberungen und die Verbrechen des stalinistischen Regimes Gegenstand von Untersuchungen. Der Henker Blochin wurde wiederholt verhört, doch entging er der strafrechtlichen Verfolgung, da er als Werkzeug und nicht als Organisator des Terrors angesehen wurde.
Josef Stalin
gemeinfreiIm November 1954 wurde Wassili Blochin jedoch der Rang eines Generalmajors entzogen, „weil er sich während seiner Arbeit für den Staat diskreditiert hatte ... und in diesem Zusammenhang des hohen Ranges eines Generals unwürdig war“.
Nur wenige Monate später, im Alter von 60 Jahren starb er an einem Herzinfarkt oder beging Selbstmord, wie einige Quellen berichten. Stalins grausamster Handlanger liegt auf dem Donskoi-Friedhof begraben, wo auch die Überreste seiner Opfer in Massengräbern beigesetzt sind.
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