Am 19. April 1970 brachte ein ganz neues Automobilwerk in Togliatti, Russland, die ersten sechs Autos einer neuen Marke auf den Markt. Sie erlangten nicht nur in der Sowjetunion, sondern auch in vielen anderen Ländern Kultstatus. Das erste Modell “WAS-2101” war überall beliebt und unter “Kopejka” bekannt – eine Kopeke, die Untereinheit des Rubels.
Die Russen wählten den italienischen “Fiat-124” als Prototyp für ihr in der UdSSR produziertes Auto. Im August 1966 unterzeichnete die Sowjetregierung ein Kooperationsabkommen mit Fiat. Dieses Abkommen führte bald darauf zur Serienproduktion eines der beliebtesten Autos in der Geschichte Russlands.
Zuerst musste der italienische Prototyp jedoch an die russischen Straßen angepasst werden. Während der ersten Testreihen in der UdSSR mit dem Fiat-124 stellte man fest, dass das Auto erheblich überarbeitet werden musste und bat deshalb die italienischen Autohersteller um Hilfe.
In der Zwischenzeit wurde in der UdSSR ein ganz neues Automobilwerk gebaut. Die Sowjets wählten dafür die Stadt Togliatti aus, die nach dem italienischen Kommunistenführer Palmiro Togliatti benannt war. Dort sollten die mit italienischer Hilfe entwickelten Autos produzieret werden. Bald wurde Togliatti, eine Stadt an der Wolga, zum Zentrum der sowjetischen Automobilindustrie.
Für die Sowjetregierung war der Erfolg des Projektes so entscheidend, dass sie Wiktor Poljakow, den stellvertretenden Minister für Automobilindustrie, zum Generaldirektor des Automobilwerkes ernannte.
Am 19. April 1970 wurden die ersten sechs Ladas 2101 zusammengebaut und auf den Markt gebracht. Zwei Autos waren schwarz lackiert, die anderen vier – kirschrot und alle mit einem 1,2-Liter-Motor und 64 PS ausgestattet. Im August startete das Werk seine erste Werbekampagne.
Im Juli 1971, ein Jahr nach der Montage der ersten Autos, stellte das Autowerk 100.000 Autos her. Zwei Jahre später, 1973, wurde bereits über eine Millionen Autos produziert. Trotzdem reichte es nicht aus, die wachsende Nachfrage des in der Sowjetunion so beliebten Models zu befriedigen.
Der Lada 2101 war auch über die Grenzen der Sowjetunion hinaus sehr populär. Einige Exemplare wurden an äußerst unwahrscheinliche Orte exportiert. 1971 erfolgte die erste Lieferung an Jugoslawien und drei Jahre später wurde das Modell speziell für den britischen Markt überarbeitet. Der Rechtslenker-Lada blieb jedoch eine Rarität.
Im Regelfall waren die für den Export hergestellten Ladas von einer besseren Qualität, als die für den eigenen sowjetischen Markt. Ladas, die für das Vereinigte Königreich produziert wurden, hatten dekorative Streifen an der Seite der Karosserie und wurden durch verstärkte Bleche mit antistatischen Eigenschaften und Antikorrosionsschutz versehen. Zusätzlich erhielten sie ein stärkeres Getriebe, einen verbesserten Anlasser und eine bessere Batterie. Diese hochwertigeren Autos wurden auch nach Bulgarien, Ungarn, die Tschechoslowakei, Jugoslawien, Kuba und Ostdeutschland geliefert.
Viele haben bis heute eine positive und schöne Erinnerung an ihren ersten Lada „Kopejka”. „Ich schaue meine „Kopejka“ immer mit sehr viel Nostalgie und Emotionen an. Es war mein erstes Auto – meine erste Liebe,“ schrieb ein ehemaliger Besitzer in einem Forum für den Lada 2101.
„Ja… wir haben uns mehrmals in der Woche in der Garage sehr geliebt,“ sagt ein anderer, der viel Zeit damit verbracht hat, seinen Lada mit seinen eigenen Händen zu reparieren, wie es in der UdSSR üblich war. Das Auto war simpel, sodass die Fahrer die Angewohnheit entwickelten, es in ihren privaten Garagen zu reparieren.
Die letzte „Kopejka“ wurde 1982 hergestellt, obwohl noch eine leicht modifizierte Version dieses Autos (bekannt als „Lada 21011“) im selben Werk bis 1983 produziert wurde. Insgesamt wurden im Werk von Togliatti 2.710.930 Ladas 2101 hergestellt.
Die Einstellung der Produktion in der Sowjetunion bedeutete aber nicht, dass das Auto vom Markt verschwand oder nicht mehr existierte. Menschen auf der ganzen Welt verliebten sich in dieses einfache, billige und anspruchslose Auto und hörten nicht auf, es entweder in klassischer oder in modifizierter Form zu fahren.
In Kuba, zum Beispiel, ist eine besondere, lokal produzierte „Kopejka“ - die „Lada 2101 Limousine“ - als Taxi sehr beliebt.
Heute liebt es die russische Jugend, ihre Ladas, einschließlich der ersten klassischen „Kopejka“, für Rennen und zum Driften zu tunen. Die „Kampferprobte Klassiker“-Bewegung vereint Fans des klassischen Ladas jeden Alters.