Von Beruf Revolutionär: Wie viel Geld haben Lenin und Stalin verdient?

Geschichte
GEORGI MANAJEW
Lenin arbeitete anfangs als Übersetzer und Stalin in einem Observatorium. Aber dies waren mit Sicherheit nicht ihre bestbezahlten Jobs

Als die ersten sowjetischen Führer an die Macht kamen, verkündeten sie Parolen wie „Alles Land den Bauern, Mühlen und Fabriken den Arbeitern!“ und sie versprachen, es solle keinen Geldwechsel im Kommunismus geben. Jedoch hatten Menschen wie Lenin und Stalin sicherlich ein gewisses Maß an persönlichem Wohlstand. 

Wladimir Lenin (1870-1924)

Vor der Revolution

Obwohl Wladimir Lenins Vater, Ilja Uljanow (1881-1886), in eine Schneiderfamilie hineingeboren wurde, studierte er und arbeitete hart. Im Jahre 1877, zu dieser Zeit war er 46 Jahre alt, erlangte er den bürgerlichen Rang eines aktiven Staatsrates und das Recht auf einen erblichen Adelsstand. Wladimir war zu dieser Zeit sieben Jahre alt – der zukünftige kommunistische Führer war der Sohn eines Adeligen. 

Wladimirs Familie war erheblich auf das Einkommen angewiesen, das sie als Landbesitzer erhielten, tatsächlich also lebten die Uljanows von der Arbeit der Bauern auf dem Land. Sie hatten einige Ländereien von Alexander Blank, Lenins Großvater mütterlicherseits, geerbt, ebenfalls ein Adeliger. Dieses Land brachte der Familie bis zu 2.500 Rubel im Jahr.

Als Wladimir älter wurde und mehr Wissen erlangte, begann er als Freiberufler zu lehren und zu übersetzen. Während des Exils 1899 schrieb er „Die Entwicklung des Kapitalismus in Russland“, mit einer Auflage von 2.400 Exemplaren. Er erhielt 250 Rubel – das entspricht zwei Monatsgehältern eines hohen Beamten. Einkommen wie diese, waren ein schöner Zusatz zu dem Betrag, den seine Mutter ihm drei oder viermal im Jahr über 300-500 Rubel als Zahlung schickte. 

Im Jahre 1916, zusammen mit dem Untergang des russischen Reiches, verringerten sich die Zahlungen und endeten schließlich. Wladimir Lenin und seine Frau Nadeschda Krupskaja lebten sehr bescheiden, von gelegentlichen Geldtransfers ausländischer Kommunisten, die ihnen aushalfen.

Nach der Revolution

Im Dezember 1917 erhielt Lenin ein Gehalt von 500 Rubel als Volkskommissar der Sowjetunion (Sownarkom), der ersten Regierung von Sowjetrussland. Im März 1918 wurde es auf 800 Rubel angehoben. Es war bei Weitem nicht das höchste Gehalt in der Sownarkom – einige Kommissare (Minister) erhielten bis zu 2.000 Rubel. Aber unter den postrevolutionären Bedingungen, mit explodierenden Inflationsraten, machten diese Zahlen wenig Sinn. Was aber zählte war, dass Lenin Zugang zu unbegrenzter Macht und vielfältigen Ressourcen hatte. 

Lenin verbrachte aber nur wenige Jahre an der Spitze des Staates. Nach dem Sommer 1922, er war weitgehend von fortschreitender Krankheit gezeichnet, wurde er durch Joseph Stalin ersetzt. 

Joseph Stalin (1879-1953)

Vor der Revolution

Bereits im Alter von 15 Jahren, als er noch ein Schuljunge war, kam Joseph Stalin (damals Dschugaschwili) mit marxistischen und sozialdemokratischen Studentengruppen in Kontakt. Im Mai 1899 wurde er wegen der fehlenden Anwesenheit bei Prüfungen vom Spirituellen Seminar in Tiflis ausgeschlossen.  Dschugaschwili erhielt jedoch ein Lehrerdiplom und arbeitete einige Zeit als Tutor. Genau weiß man nicht, wie viel er verdiente, aber wahrscheinlich konnte dies ihm kaum reichen. Im Dezember 1899 wurde er Junior-Meterologe am Technischen Observatorium Tiflis. 

Im Mai 1901 durchsuchte die Polizei das Tifliser Observatorium im Zusammenhang mit Dschugaschwilis revolutionären Aktivitäten, worauf er in den Untergrund gehen musste. Seitdem leitete Stalin nur noch revolutionäre Arbeit, Geheimtreffen organisierend und verdeckte Kommunikationen zwischen den bolschewistischen Gruppen führend. Das nächste Gehalt, dass er bekommen würde, erfolgte unter dem Sowjetregime. 

Nach der Revolution

Unter der ersten Sowjetregierung wurde Stalin Volkskommissar für Nationalitätenfragen. Danach wurde er offensichtlich immer nur von der Regierung unterstützt. Als Stalin mehr Macht erlangte, erwarb er mehr Privilegien, ziemlich ungewöhnlich für einen Sowjetbürger: Privatwagen, Datschen, Privatärzte, Köche und Dienstmädchen.

Stepan Mikojan, der Sohn von Anastas Mikojan, der als Außenhandelsminister unter Stalin diente, erinnerte sich später: „Bis ich heiratete, lebte ich im Haus meines Vaters. Das Essen war kostenlos. Bis 1948 zahlte die Familie nicht für ein einziges Essen, wir haben einfach alles, was wir bestellten, bekommen. Das Essen wurde nicht nur in unsere Wohnung gebracht, sondern auch in die Datscha, wo unsere Verwandten wohnten und auch immer viele Freunde waren. Die Datscha, das Essen, der Service – alles war umsonst.“

Für Stalin, als Staatsoberhaupt, war alles genauso und noch besser. Stalin war jedoch damit nicht einverstanden, dass selbst seine höchsten Amtsträger mit ihren Privilegien prahlten. Als Stalin 1948 erfuhr, dass Frauen einiger seiner Minister die Rechnungen der Schneiderei der Regierung nicht bezahlten, war er sehr aufgebracht, erinnert sich Stepan Mikojan. Kurz vorher oder danach, waren alle Gehälter von Parteibeamten angehoben worden, aber der Zugang zu kostenlosem Essen und Service wurde unterbunden: „Nach 1948 konnten wir nur noch Essen für 8.000 Rubel pro Monat bestellen, alles darüber hinaus hätte bezahlt werden müssen.“ (900-1.200 Rubel im Monat galt als gehobeneres Gehalt zu dieser Zeit). Trotzdem behielten die höchsten Parteibeamten die Kinder- und Dienstmädchen und die Möglichkeit, in Spezialgeschäften einzukaufen.

Die Erhöhung, die die Minister erhielten, war beträchtlich. Stepan Mikojan erinnerte daran, dass der Lohn seines Vaters nach 1948 von 2.000 Rubel pro Monat auf 8.000 Rubel pro Monat stieg und Stalin sich ein Gehalt von 10.000 Rubel genehmigte. 

Stalin war wie Lenin Schriftsteller. Seine „Gesamtwerke“ wurden in mehr als 500.000 Exemplaren nur in russischer Sprache herausgegeben. Andere Werke wurden in separaten Büchern herausgegeben und in die Sprachen der Sowjetrepubliken übersetzt. All dies wurde bezahlt – Stalin erhielt enorme Lizenzgebühren (unter Berücksichtigung der Anzahl der Exemplare).

Wo ist das ganze Geld geblieben? Es ist nicht bekannt. Wir haben keine Grundlage den Legenden über „Stalins Schließfach“ zu trauen, welches jemand nach seinem Tod öffnete. Wir können aber sicher sein, dass er nichts davon mitnehmen konnte.

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