Kosmonaut Nr. 0: War Juri Gagarin doch nicht der erste Mann im All?

Sputnik; Pixabay
Mehr als 60 Jahre nach dem ersten bemannten Weltraumflug wollen Gerüchte über angeblich gescheiterte Missionen im Vorfeld nicht verstummen. Was wäre, wenn es tatsächlich andere Kosmonauten vor Gagarin ins All geschafft hätten, aber gestorben wären und die sowjetische Führung dies vertuscht hätte?

Am 14. Dezember 1959 veröffentlichte die US-amerikanische Zeitung „The Gadsden Times“ aus Alabama einen Bericht der Associated Press mit der Überschrift „Oberth Believes Astronauts Lost“, zu Deutsch: „Oberth vermutet, dass Astronauten verschollen sind“. Darin behauptet der deutsche Wissenschaftler und einer der Begründer der Raketentechnik und Astronautik, Herrmann Oberth, dass er aus US-Geheimdienstberichten und anderen Quellen wisse, dass es in der Sowjetunion mehrere erfolglose Versuche gegeben habe, Menschen in den Weltraum zu schicken.

„Die Russen nutzten eine Raketenbasis in der Nähe des Elbrus-Gebirges an der iranischen Grenze als Startplatz für bemannte Weltraumraketen. Zwei Jahre haben sie experimentiert, aber noch keine Testpiloten in Raumschiffen eingesetzt“, wird der einflussreiche Wissenschaftler in dem Artikel zitiert. 

Juri Gagarin

Zwei Jahre nach der Veröffentlichung des Artikels meldete die Sowjetunion, dass sie erfolgreich einen Menschen ins Weltall geschickt habe. Doch die Gerüchte über fehlgeschlagene Starts vor dem Erfolg von Wostok-1 mit Juri Gagarin an Bord wollten nicht verstummen und befeuerten Verschwörungstheorien. 

Einsamer Tod in der Druckkammer   

In der Tat gab es vor dem allgemein anerkannten ersten bemannten Weltraumflug tödliche Unfälle von Personen, die mit dem sowjetischen Weltraumprogramm in Verbindung standen. 

Einer der ersten Todesfälle war der des Kosmonauten Walentin Bondarenko. Einer der Tests, die Kandidaten für die Aufnahme in die Kosmonautengruppe Nr. 1 absolvieren mussten, war ein längerer Aufenthalt in einer Druckkammer, einem spärlich beleuchteten, schalldichten Raum. Die Weltraumforscher der UdSSR wollten die Auswirkungen der Isolation, von Einsamkeit, Dunkelheit und völliger Stille erforschen.

Walentin Bondarenko

Bondarenko ging in die Kammer, in der der Luftdruck gesenkt und der Sauerstoffgehalt künstlich auf 40 Prozent erhöht wurde (fast doppelt so hoch wie auf der Erde). Diese Umstände machten aus einer Fahrlässigkeit Bondarenkos eine Tragödie. 

Nach einem weiteren medizinischen Test entfernte Bondarenko einen Sensor, der an seinem Körper befestigt war, wischte die Stelle, an der er befestigt war, mit Alkohol ab und entsorgte das Wattebällchen. Dieses fiel auf einen offenen Heizstab und fing Feuer. Aufgrund des hohen Sauerstoffgehalts in der Luft breitete sich das Feuer in der Isolationskammer rasend schnell aus und erfasste auch Bondarenkos Kleidung.

In einem Trainingszentrum für Kosmonauten

Aufgrund des Druckunterschieds konnte die Tür zur Kammer nicht sofort geöffnet werden, so dass es lange dauerte, bis der Kosmonaut medizinisch versorgt werden konnte. Bondarenko wurde mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte konnten ihm nicht mehr helfen. Er starb 19 Tage vor Gagarins Flug. 

Chinesische Gefangenschaft statt Weltraumflug

Zwei Tage vor Juri Gagarins historischem Flug veröffentlichte der Moskauer Korrespondent der US-Zeitung „The Daily Worker“, Dennis Ogden, einen reißerischen Artikel

Nach Angaben des Journalisten war der Sohn des legendären sowjetischen Flugzeugkonstrukteurs und Testpiloten Wladimir Iljuschin der erste Mann im Weltraum, der jedoch aufgrund eines Notfalls den Flug unterbrechen und zum Boden zurückkehren musste. Gerüchten zufolge sei er nicht in der UdSSR, sondern auf chinesischem Territorium gelandet. Er wurde angeblich von den Chinesen gefangen genommen, die von ihm mehr über das sowjetische Weltraumprogramm erfahren wollten. 

Der Sohn des legendären sowjetischen Flugzeugkonstrukteurs und Testpiloten Wladimir Iljuschin

Ogden schrieb, der Kosmonaut habe durch eine harte Landung schwere Verletzungen erlitten, sowohl physisch als auch psychisch. Die Sowjetregierung habe versucht, den Unfall als Verkehrsunfall zu tarnen. Die Theorie über eine Notlandung des „ersten Kosmonauten“ in einem anderen Staat wurde durch einen Film von 1999, „The Cosmonaut Cover-Up“, weiter angeheizt, der beweisen wollte, dass der tatsächlich erste bemannte Flug ins All nicht erfolgreich war, sondern in einer Tragödie endete.

Doch bis heute konnten die Anhänger dieser Theorie keine Beweise liefern. Iljuschin machte Karriere in der Sowjetarmee, er erreichte den Rang eines Generalmajors, und starb im Jahr 2010. 

Wasserlandungsübungen

Es gibt weitere Geschichten über angeblich ums Leben gekommene „erste Kosmonauten“. Larissa Uspenskaja, die Leiterin des Archivs über die Kosmonautengruppe Nr. 1, erklärt: „Der einzige Kandidat für den Titel des Kosmonauten Nr. 0 war der Kosmonauten-Dummy Iwan Iwanowitsch.“

Swjosdotschka

Diese Puppe und ein Hund namens Swjosdotschka führten am 21. März 1961 ihren ersten erfolgreichen Weltraumflug durch und ebneten damit den Weg für den Triumph von Juri Gagarins historischer Mission.

>>> 10 unbekannte Fakten über Gagarins legendären Weltraumflug

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