„Die besten Sachen werden importiert“ - dieser Stereotyp (rus) war laut der Historikerin Elena Twerdjukowa in den frühen 1980er Jahren unter den Sowjetbürgern weit verbreitet. Waren aus den Ländern des sozialistischen Lagers erschienen erstmals in den 1950er Jahren in sowjetischen Läden und waren bis zum Zusammenbruch der UdSSR immer sehr begehrt.
Das war nicht immer eine Frage der Qualität, so Twerdjukowa. Oft waren die Produkte aus der Tschechoslowakei oder Polen nicht besser als ihre sowjetischen Pendants. Doch die Bruderstaaten wussten wenigstens, wie sie sie attraktiv gestalten konnten: „Ausländische Konsumgüter, ansprechend und farbenfroh im Design, waren sofort ausverkauft.“
Weil der Handel mit dem kapitalistischen Ausland auf ein Minimum beschränkt war, waren die Waren aus Osteuropa der Inbegriff von ansprechendem Design.
Wir erinnern an die begehrtesten Produkte, von Bussen bis zu Kosmetika, die aus den sozialistischen Ländern in die UdSSR importiert wurden.
„Warum brauchst du die Sonne, wenn du Schipkas rauchst?" fragte Joseph Brodsky in einem seiner bekanntesten Gedichte.
Es ist ein Wortspiel: Wie Schipka war Solntse, was „Sonne“ bedeutet, eine bulgarische Zigarettenmarke.
Jeans, ein bei der Staatsführung nicht gern gesehenes Symbol des Kapitalismus, war bei sowjetischen Jugendlichen beliebt. Aber nicht alle konnten die exorbitanten Preise der Fartsowschtschiks oder Schwarzmarkthändler für echte amerikanische Levis oder Wrangler-Jeans zahlen. Sie mussten sich mit der bulgarischen Marke zufriedengeben.
Heutzutage wird der Geschmack dieses Likörs mit Samogon oder Mondschein verglichen (was nicht immer schlecht ist, aber sicherlich nicht gehoben), doch in der UdSSR war dieses alkoholische Getränk ein absolut respektabler Tropfen.
Der Stolz Ungarns, Ikarus-Busse, wurden in alle Teile der Welt exportiert, aber einer der größten Abnehmer war natürlich der sowjetische „große Bruder“. Man konnte diese ungarischen Busse überall in der UdSSR sehen. Nachdem der Markt im Jahr 1991 einbrach, musste auch das Ikarus-Werk schließen.
Der ungarische Bildhauer Ernő Rubik erfand den dreidimensionalen Zauberwürfel 1974 und ließ ihn im folgenden Jahr patentieren. Innerhalb weniger Jahre wurde seine Erfindung ein weltweiter Verkaufsschlager, natürlich auch in der UdSSR. Rubik hatte ausgesorgt.
„Dieses Produkt aus der Dose war der Standard für Geschmack und Qualität. Einige Leute waren überzeugt, dass die Erbsen aus Ungarn sogar besser schmeckten als die aus dem heimischen Garten“, schreiben Nutzer auf der Webseite von „LiveJournal“. Erbsen von Globus werden auch heute noch in russischen Läden verkauft.
Eigentlich hieß das Porzellan nicht Madonna und es hatte auch nichts Heiliges oder Erhabenes an sich. Das Porzellan zierten frivole Darstellungen aus der griechischen Mythologie. Mit diesem guten Porzellan demonstrierte man seinen Reichtum.
Veritas Nähmaschinen aus Deutschland waren der Traum der sowjetischen Frauen und sie konkurrierten recht erfolgreich mit in Russland hergestellten Singer-Nähmaschinen. Heutzutage finden Sie keine Ersatzteile mehr für sie. Ihre Produktion wurde vor langer Zeit eingestellt und die erhaltenen Maschinen sind seltene Relikte einer vergangenen Ära.
Ja, es war nicht gerade ein MacBook. In Deutschland hergestellte Robotrons, die zu Beginn des Elektronikzeitalters auf den Markt kamen, boten dem Benutzer einen Texteditor, ein einfaches Programm zum Arbeiten mit Tabellen und ein nach heutigen Maßstäben nicht weniger einfaches Datenbank Management System. In den 1980er Jahren jedoch waren diese Computer ein Wunder der Technik und wurden unter anderem in sowjetischen Forschungsinstituten und Designbüros eingesetzt.
Von sowjetischen Amateurfotografen geschätzt, waren sie die einzigen ausländischen Spiegelreflexkameras, die legal in der UdSSR erworben werden konnten. „In der UdSSR war die Praktica Super TL eines der renommiertesten Kameramodelle für fortgeschrittene Amateurfotografen, aber viele Profis nutzten sie auch gerne im Freien“, erinnert sich (rus) der Amateurfotograf S. Andrianow.
„Made in Germany“ galt in der UdSSR als Qualitätsmerkmal, auch unter Amateurfotografen. Der ORWO Chrom Schwarzweißfilm und der ORWO Farbfarbfilm aus dem Werk Wolfen waren teuer. Nicht jeder konnte sich das leisten.
Für die Sowjetbürger, die daran gewöhnt waren, dass ihr Land mächtige Raketen und Raumschiffe baute, aber selten etwas Filigranes und Feines, schienen die PIKO-Miniaturbahnsets, die in den 1960er Jahren auf den Markt kamen, ein kleines Wunderwerk zu sein.
Sie waren aber auch ein teures Vergnügen. In den 1970er Jahren kosteten PIKO-Sets 25 Rubel. Das durchschnittliche Gehalt lag damals bei 100 Rubel im Monat.
Polen versorgte die UdSSR unter anderem mit Kosmetika, deren Qualität als ausgezeichnet galt.
Das Parfüm, dessen vielversprechender Name übersetzt „Vielleicht…“ bedeutet, konkurrierte mit dem russischen Duft Krasnaja Moskwa (Rotes Moskau) und der französischen Marke Chanel, die jedoch für Normalsterbliche unerschwinglich war.
Es war die absolute Verkörperung von Luxus in der sowjetischen Welt. Wie die Heldin des im 1957 veröffentlichten Films „Das Mädchen ohne Adresse“ schon sagte: „Das ist böhmischer Kristall! Man kann ihn nicht anfassen, man kann ihn nur ansehen.“
In der Tat wurde die Verwendung böhmischer Glasgegenstände für alltägliche Zwecke als Extravaganz angesehen. Es war eher ein Ausstellungsstück. Das begehrte Label Made in Bohemia sollte unbeschädigt bleiben.
Heutzutage gelten Schrankwände als altmodisch, aber zu Sowjetzeiten waren sie ein Statussymbol. Es gab deutsche, polnische und jugoslawische Hersteller, aber die tschechoslowakischen waren besonders bekannt.
Während die ungarische Marke Ikarus den Busmarkt dominierte, kamen die Straßenbahnen in der UdSSR dagegen überwiegend aus der Tschechoslowakei. Man kann immer noch einzelne Tatra-Straßenbahnen in den russischen Regionen außerhalb der Hauptstadt sehen, aber in Moskau sind sie kaum noch in Betrieb.
„Zu einer Zeit, als japanische und europäische Motorräder nur von Fotos bekannt waren, war die Jawa unter sowjetischen Motorradfans der Maßstab für Perfektion“, heißt es auf der russischen Webseite von „Autoreview“. Es war unmöglich, eine Harley Davidson oder Kawasaki zu bekommen, aber eine Jawa aus der Tschechoslowakei war nicht unerreichbar.
Für Schuhe dieser Marke standen die Menschen stundenlang in der Schlange. Sie kauften auch Stiefel und Turnschuhe.
Auch für alle anderen Waren nahm man lange Wartezeiten in Kauf. Es gab nicht genug importierte „Luxusgüter“ für alle, sodass die Läden, die sie verkauften, buchstäblich belagert wurden.
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