Wie bei vielen Dingen im modernen Russland verdankt die Polizei ihre Gründung einem Dekret von Peter dem Großen im frühen 18. Jahrhundert. Der Zar hat den Begriff „Polizei“ wie viele seiner Reformen aus Westeuropa entlehnt. 1718 wurde ein neues Amt eingeführt: General-Politzmeister, Polizeichef von St. Petersburg. Dies gilt als der Moment der Gründung der russischen Polizei.
Etwa ein Jahrhundert später führte Alexander I. eine neue Verwaltungsstruktur ein und mit ihr wurde das Innenministerium neu geschaffen. Das Ministerium verfügte über eine Abteilung, die für polizeiliche Angelegenheiten zuständig war.
Die russische Polizei wurde in den 1860er Jahren unter Alexander II. erneut modernisiert und erhielt nun weitere Funktionen. Die Polizei musste sich nicht nur mit der Verbrechensbekämpfung befassen, sondern auch mit Themen wie Trunkenheit und Straßenreinheit oder Sicherheit des Schienenverkehrs.
Obwohl es viele Verantwortlichkeiten gab, zählten die Polizeieinheiten nicht viele Offiziere. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte nur eine einzige Gubernia (eine Verwaltungseinheit im Russischen Reich) zwischen 200 und 300 Offiziere. Um diese geringen Zahlen auszugleichen, mussten Straßenreinigungskräfte die Polizei unterstützen.
Nach der Abdankung von Nikolaus II. im Februar 1917 brannten die Revolutionäre Polizeistationen nieder und töteten oder verwundeten zahlreiche Polizisten. Die Provisorische Regierung, die die zaristische Regierung ersetzte, löste nicht nur die alte Polizeistruktur auf und schuf eine „Bürgermiliz“, sie führte auch einige demokratische Elemente ein, zum Beispiel wurden die Leiter der “Bürgermiliz” gewählt.
Als die Bolschewiki im Oktober 1917 die Macht übernahmen, mussten sie sich sofort mit einem enormen Anstieg der Kriminalität und einem Mangel an Fachpersonal auseinandersetzen, da viele entlassen worden waren. Tatsächlich mussten die bolschewistischen Behörden eine Miliz fast von Grund auf neu organisieren.
Bis 1923 hatten Milizionäre keine Uniformen und erst Mitte der 1930er Jahre wurde ein System von Rängen wieder eingeführt. Mit der Zeit wurde die Miliz besser ausgerüstet.
Im Jahr 1919 begannen auch Frauen, sich der Miliz anzuschließen. Seitdem haben viele von ihnen in verschiedenen Einheiten gedient.
In den 1960er Jahren wurde die sowjetische Miliz neu reformiert: Die Gehälter stiegen erheblich und das System der Aus- und Weiterbildung im Innenministerium verbesserte sich.
Die Reform wirkte sich positiv auf das Image der Milizionäre aus.
In den späten 1980er Jahren, während Gorbatschows Perestroika, stand die Miliz vor neuen Aufgaben - der Kontrolle von Straßenprotesten und Demonstrationen. Milizionäre erhielten Schilde und begannen, Gummischlagstöcke zu verwenden.
In den sogenannten „wilden“ 1990er Jahren musste sich die Miliz mit einem Anstieg der Kriminalität und einem Exodus von Fachleuten auseinandersetzen.
Im Jahr 2011 erfolgte unter Präsident Dmitri Medwedew die Umbenennung der Miliz in Polizei. Zwar sank die Zahl der Beamten um fast 20 Prozent, dafür stieg bei den verbliebenden Beamten das Gehalt.
Die Zuständigkeiten der Polizei beschränken sich nun auf die Kernfunktionen der Verbrechensbekämpfung und der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung.
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