Schlachtfeld Asien: Warum Russland und China immer wieder aneinandergerieten

ТАSS; G. Bibik/Sputnik
Russland und China sind seit über drei Jahrhunderten Nachbarn und Rivalen im Fernen Osten. Im Laufe der Geschichte gab es einige bewaffnete Konflikte.

Die Belagerungen von Albazin 

1650 erreichten Kosakenabteilungen, die vom Moskauer Zaren Alexei Michailowitsch zur Erkundung des sibirischen Ostens entsandt worden waren, den Amur. Hier kamen die Russen zum ersten Mal in der Geschichte in großem Umfang mit der chinesischen Zivilisation in Kontakt.

Belagerung von Albazin, 1692

An den Ufern des Amur lebte das Volk der Daur. Diese entrichteten Abgaben an das Qing-Reich, das die Ankunft der russischen Truppen als Eindringen in seinen Interessensbereich empfand. 

Über mehrere Jahrzehnte kam es zu Zusammenstößen von russischen Truppen mit chinesischen und Mandschu-Truppen (die Mandschu-Dynastie kam 1636 in China an die Macht). Der Konflikt gipfelte in den beiden Belagerungen der Festung Albazin, die Russland bei der Eroberung des Fernen Ostens zu seiner Hochburg machen wollte.

Kaiser Kangxi aus der Qing-Dynastie

Im Juni 1685 widerstand eine russische Garnison von 450 Mann mehrere Wochen lang einer Belagerung durch die Qing-Armee (3.000 bis 5.000 Mann). Doch am Ende mussten sie kapitulieren. 

Ein Jahr später restaurierten die Russen die baufällige Festung, die von den Chinesen verlassen war. Wieder wurden sie von den Qing-Truppen belagert. Es gelang den Chinesen trotz heftiger Attacken jedoch nicht, die Russen zu vertreiben. 

Aufgrund des Vertrags von Nertschinsk von 1689 verließen die russischen Truppen die Festung schließlich doch. Trotz dieses Erfolges wussten die Chinesen nun, dass es nicht leicht werden würde, die Russen aus dem Fernen Osten zu vertreiben. 

Der Boxeraufstand 

Im späten 19. Jahrhundert beuteten die europäischen Großmächte China wirtschaftlich aus. Sie profitierten dabei von der technologischen Rückständigkeit des Landes. Im Jahr 1899 kam es unter anderem auch deshalb zum Aufstand der Yiheutan, auch bekannt als Boxeraufstand. 

Yiheutan

Eine Welle von Morden an Ausländern und Angriffen auf Kirchen und Gebäude europäischer Missionen erfasste China. Als die Yihetuan im Juni 1900 das Gesandtschaftsviertel in Peking belagerten, führte dies zu einer groß angelegten Intervention ausländischer Mächte in China.

Im August besetzten Truppen der sogenannten Vereinigten acht Staaten (eine Allianz aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Österreich-Ungarn, Italien sowie dem russischen, deutschen und japanischen Reich) die chinesische Hauptstadt.

Ein weiteres wichtiges militärisches Operationsgebiet zwischen den Russen und den Chinesen war die Mandschurei. Russland nutzte die vernichtende Niederlage Chinas im Krieg gegen Japan im Jahr 1895 und unterzeichnete eine Reihe von Abkommen mit der chinesischen Regierung, die Russland unter anderem das Recht zusicherten, einen Teil der Liaodong-Halbinsel zu pachten (wo sofort der Marinestützpunkt Port Arthur gegründet wurde) und dort die chinesische Ostbahn (CER) zu bauen, die die Halbinsel mit russischem Gebiet verbindet und durch die gesamte Mandschurei führt. Die Eisenbahn unterstand Russland. 5.000 russische Soldaten waren zu ihrem Schutz abgestellt. 

Russische Stellungen in der Mandschurei wurden von den Yihetuan angegriffen. Sie zerstörten Teile der noch im Bau befindlichen chinesischen Ostbahn, verfolgten russische Arbeiter, Eisenbahner und Soldaten und folterten und töteten diejenigen, die sie ergreifen konnten, brutal.  

Eisenbahnpersonal und Wachen fanden im Sommer 1900 in Harbin Zuflucht. Fast einen Monat lang kämpfte eine 3.000 Mann starke Garnison gegen 8.000 Yihetuan- und Qing-Soldaten. 

Russische Truppen wurden in die Mandschurei entsandt, um die Belagerung von Harbin aufzuheben und den Boxeraufstand niederzuschlagen. 1902 bestätigte die Qing-Regierung erneut die Rechte Russlands an der Marinebasis in Port Arthur und der chinesischen Ostbahn.

Der sowjetisch-chinesische Grenzkrieg von 1929 

Die chinesische Ostbahn wurde jedoch fast 30 Jahre später zur Ursache eines weiteren Konflikts. Der Untergang des Russischen Reiches und der anschließende Bürgerkrieg führten dazu, dass Russland vorübergehend die Kontrolle über die Eisenbahn verlor.

Chinesische Kavallerie in Harbin, 1929

Als die UdSSR an Stärke gewann und das Thema der chinesischen Ostbahn erneut ansprach, musste sie einer gemeinsamen Kontrolle mit der Republik China zustimmen. Das wurde 1924 in einem Vertrag festgehalten. Doch die gemeinsame Verwaltung war von ständigen Konflikten geprägt. 

Bis 1928 gelang es der Kuomintang-Partei von Chiang Kai-shek, China zu vereinen, und sie konzentrierte sich darauf, die chinesische Osteisenbahn mit Gewalt zu erobern: Chinesische Truppen besetzten Teile der Eisenbahn, führten Massenverhaftungen unter den sowjetischen Angestellten durch und ersetzten sie durch chinesisches Personal.

Soldaten der Roten Armee mit erbeuteten Kuomintang-Fahnen

Bei drei Offensivoperationen von Oktober bis Dezember 1929 wurden die Truppen der Republik China von der Roten Armee besiegt.

Infolge der Friedensverhandlungen erlangte die UdSSR die volle Kontrolle über die chinesische Ostbahn zurück. Zwei Jahre später wurde die Mandschurei jedoch von Japan besetzt. Die Sowjetunion verkaufte die chinesische Ostbahn 1935 an den japanischen Marionettenstaat Mandschukuo.

Der sowjetisch-chinesische Grenzkrieg von 1969 

In den 1960er Jahren fühlte sich China, das deutlich stärker geworden war, zuversichtlich genug, gegenüber seinem Nachbarn territoriale Ansprüche zu stellen. China verlangte die kleine verlassene Insel Damanski am Fluss Ussuri von der Sowjetunion zurück. 

Sowjetische Grenzschutzbeamte während des Konfliktes mit China im Jahr 1969

Die 1964 geführten Gespräche endeten ergebnislos. Es gab bis zu 5.000 Zwischenfälle pro Jahr. Die Chinesen drangen demonstrativ auf sowjetisches Gebiet vor, machten dort Heu und ließen ihr Vieh weiden. Stets riefen Sie, es sei ihr Land. 

Im März 1969 trat der Konflikt in eine „heiße“ Phase ein. An den Kämpfen auf der Insel waren mehr als 2.500 chinesische Soldaten beteiligt, denen rund 300 Grenzschutzbeamte der Sowjetunion gegenüberstanden. Der sowjetische Sieg wurde durch den Einsatz von BM-21 Mehrfachraketenwerfersystemen erreicht.

Die chinesischen Soldaten versuchen auf der Insel Damanski in das sowjetische Gebiet einzudringen.

Die UdSSR und China einigten sich darauf, den Konflikt einzufrieren und die Insel in Niemandsland zu verwandeln. Am 19. Mai 1991 wurde sie in die Zuständigkeit der VR China überführt.

>>> Streit um die Damanski-Insel: Warum China und Russland fast den Dritten Weltkrieg provozierten

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