In den 1970er und 1980er Jahren waren diese legendären Möbel die wichtigste Stauraumlösung. Sie waren das A und O des sowjetischen Wohnzimmers. Es war die Zeit von Teak-, Walnuss- oder Mahagoniholz, von gedeckten Herbstfarben und glitzernden Lacken in der Möbelproduktion.
Seien wir ehrlich: Früher waren die omnipräsenten Schrankwände, in Russland Stenka genannt, vor allem wegen ihrer unglaublichen Funktionalität beliebt. Sie verfügten über zahllose Schränke, Regalfächer und Schubladen zum Verstauen von Kleidung, Büchern, Alkohol. Hinter gläsernen Türen wurden funkelnde tschechische Glaswaren, Teeservice aus Porzellan, die blau-weißen Gschel-Keramiken und Plastikspielzeug präsentiert. In den Tiefen der Schrankwand lagerten Geschenke der Verwandtschaft, Kinderfotos und stapelweise persönliche Erinnerungen.
In so einer Schrankwand hatte ein ganzes Leben Platz. Um diese meist drei- oder fünfteiligen Sets zu kaufen, brauchte es Geduld. Mehrere Monate Wartezeit waren üblich. Außerdem kosteten diese Möbel ein Vermögen. Selbst, wer das Glück hatte, mit 90 Rubel im Monat gut zu verdienen, musste sich sehr strecken, um seine Schrankwand zu erwerben, die außerdem viel Stellfläche in der Wohnung benötigte.
Die begehrte Stenka wurde hauptsächlich in Ostdeutschland oder im benachbarten Polen gefertigt. Sie konnte mehr als 2.000 Rubel kosten. Das entsprach zwei Jahresgehältern einer Familie.
Neben Lackmöbeln und einer Stehlampe hatte auch ein Klavier einen festen Platz in sowjetischen Wohnungen.
Musik war ein wesentlicher Aspekt der sowjetischen öffentlichen Schulbildung. Viele Eltern haben ihren Kindern ein Klavier gekauft und ihnen Unterricht ermöglicht. Je weniger Talent der Nachwuchs mitbrachte, desto größere Anstrengungen wurden unternommen.
Ein Musikschulzeugnis war ein absolutes Muss, daher musste ein sowjetisches Klavier wie Lira, Krasny Oktjabr oder Sarja auf jeden Fall erworben werden. Die eher mittelmäßigen Lastotschka-Klaviere kosteten einen normalen Bürger etwa 526 Rubel. Die berühmten und sehr begehrten Instrumente des tschechischen Klavierbauers Petrof konnten dagegen schon mit satten 1.400 Rubel die Haushaltskasse strapazieren. Alles war letztlich eine Frage des Geldes.
In einem typischen sowjetischen Wohnzimmer hingen riesige Teppiche an den Wänden. Das hat dazu geführt, dass mehrere Generationen von Kindern der damaligen Zeit die 1980er als Jahrzehnt des schlechten Geschmacks in Erinnerung haben.
In ihrer Blütezeit waren diese normalerweise dicken und farbenfrohen Teppiche, die an den Wänden hingen, der Inbegriff von Luxus und Wohlstand. Sie waren ein klobiges Statussymbol in Millionen von Wohnzimmern in der gesamten Sowjetunion.
Die Teppiche kosteten im Schnitt 200 Rubel. Die ehemaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan, Turkmenistan und Kirgisistan waren führend bei der Herstellung dieses inzwischen überholten und aus der Mode gekommenen ehemaligen Luxusartikels. Einige exotische Teppiche, die die gesamte Wand bedeckten, konnten sogar bis zu 800 Rubel kosten.
Diese Teppiche sollte die Wohnung in ein warmes und weiches Heim verwandeln. Sie überdeckten die kahlen Wände und sorgten für Behaglichkeit. Daher wurden sie oft über den Betten aufgehängt.
Ein dreiflügeliger Spiegel mit Holzrahmen war nicht billig. Er kostete damals etwa 100 Rubel, was ungefähr dem durchschnittlichen Monatsgehalt entsprach. In der sowjetischen Realität war der um 180 Grad drehbare Spiegel viel mehr als nur ein Stück reflektierendes Glas.
Die dazugehörige Spiegelkommode diente als Mehrzweckschrank, in dem nahezu alles aufbewahrt wurde, von Nagellack und Aspirin bis hin zu den Schulbüchern der Kinder und Nähzeitschriften mit Schnittmustern. Sie diente auch als Schreibtisch. Doch ihre Konstruktion war selten geeignet, daran bequem mit einem Stuhl sitzen zu können. Das Gestell war viel zu niedrig, um die Beine darunter stellen zu können.
Im Bereich des Möbeldesigns liegt das Vermächtnis der 1970er Jahre unter anderem in der Innovation bei Sesseln. Ein Stuhl, der sich in ein Bett verwandelt, erwies sich als großartige Lösung für die typische kleine sowjetische Wohnung, in der eine richtige Schlafcouch einfach keinen Platz fand.
Der ausziehbare Schlafsessel mit Stoff- oder Lederbezug war nicht nur ein großer Platzsparer, er schlug auch zwei Fliegen mit einer Klappe. Er war entweder bequemes Sitzmöbel für den Wohnungsinhaber oder dessen Besuch und außerdem ein anständiges Gästebett. Das Design erwies sich als zeitlos. Der Stuhl war mehr oder weniger erschwinglich. Wenn der ausziehbare Schlafsessel nicht als Bett benutzt wurde, diente er eben als normaler Sessel.
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