Dieses Element der Nationaltracht heißt eigentlich Gasiren. Viele Völker des Kaukasus - von Georgiern, Tschetschenen und Osseten bis zu Kabarden und Adygejern - ließen es sich auf die Brust ihrer Mäntel nähen.
Das erste Mal, dass Russen mit einem solchen Kleidungsstil in Berührung kamen, war die Begegnung mit den Tscherkessen. Daher wird ein Kaftan mit solchen Taschen historisch gesehen auf Russisch als „tscherkesska“ bezeichnet.
Gasiren kamen im 18. Jahrhundert mit dem Aufkommen von Schusswaffen in Mode. Kugeln und eine bestimmte Menge Pulver wurden in kleine Stoff- oder Lederschlaufen gesteckt. Es war eine Art Patronengürtel. Dank solchen Gasiren-Taschen blieb das Pulver trocken.
In den Taschen, die den Achselhöhlen am nächsten lagen, wurde Zunder zum Feuer machen und später ein Feuerzeug aufbewahrt. Auf jeder Seite könnten sich zwischen vier und 18 Gasiren befinden. Übrigens wurden sie zunächst nicht auf die Brust genäht. Stattdessen trug man einen speziellen Gasiren-Beutel über der Schulter oder befestigte ihn am Gürtel.
Viele kaukasische Männer kämpften hoch zu Ross, daher bestand die Hauptfunktion der Gasiren darin, es dem Reiter zu ermöglichen, unterwegs eine Waffe zu laden.
Im 19. Jahrhundert begann das russische Reich, den Kaukasus zu erobern. Die berittenen Kosakentruppen übernahmen viele Elemente der kaukasischen Tracht - Schaffellhüte, Filzmäntel, gebogene Säbel und mit Gasiren ausgestattete Kleidung.
Gasiren mit silbernen Spitzen galten als besonderer Luxus. Übrigens trug Nikolaus II. gerne eine mit Gasiren geschmückte Kleidung, obwohl sie nur ein dekoratives Detail darstellten.
Der berühmteste Kosake, der dafür bekannt war, eine mit Gasiren geschmückte Tscherkeska zu tragen, war Baron Wrangel, General der russischen kaiserlichen Armee und später einer der Anführer der anti-bolschewistischen Weißen Bewegung, in der die Kosaken eine herausragende Rolle spielten. Wrangels Alltagsuniform war ein schwarzer Kaftan mit aufgenähten Gasiren. Für dieses ungewöhnliche Outfit wurde er sogar als „Schwarzer Baron“ bezeichnet. Er besaß auch eine weiße Zeremonie-Uniform mit Gasiren für repräsentative Zwecke.
Kosaken versahen auch in der Sowjetzeit ihren Dienst. Ihre traditionelle Uniform wurde respektiert.
Heutzutage kann man eine mit Gasiren geschmückte Tscherkeska oft bei Mitgliedern nationaler Tanzgruppen sehen.