Am 30. Januar 1945 feierten die sowjetischen U-Boot-Streitkräfte ihren bedeutendsten Sieg im Verlauf des Krieges. Das S-13-U-Boot unter dem Kommando von Alexander Marinesko versenkte das deutsche Transportschiff „Wilhelm Gustloff“.
Die „Gustloff“, der Stolz des Dritten Reiches, war eines der luxuriösesten Schiffe der deutschen Flotte und diente in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre als Kreuzfahrtschiff in skandinavischen Gewässern. Zu Beginn des Krieges wurde das Schiff zunächst in ein Sanitätsschiff und dann in eine schwimmende Kaserne für Kadetten in der U-Boot-Ausbildung umgewandelt.
„Wilhelm Gustloff“ im Jahr 1939
BundesarchivNeben den fast 400 deutschen U-Boot-Offizieren befanden sich leider auch 4.500 Flüchtlinge aus Ostpreußen, hauptsächlich Frauen und Kinder, an Bord der „Gustloff“. Das Schiff trug nicht die entsprechenden Markierungen eines medizinischen Schiffes und war in grauer Tarnfarbe mit Luftabwehrkanonen als Teil eines Militärkonvois unterwegs. Daher erklärte der sowjetische Befehlshaber es zum Ziel.
Elf Tage später versenkte das S-13 das Militärtransportschiff „Steuben“ mit zwei Schlägen. Mehr als 3.000 Menschen gingen zusammen mit dem Schiff unter, die meisten von ihnen verwundete deutsche Soldaten.
Für diesen zweifachen Erfolg sollte Alexander Marinesko als Held der Sowjetunion ausgezeichnet werden, aber so weit kam es zunächst nicht. Schuld daran war der Kommandant selbst und das unangemessene Verhalten seiner Besatzung.
Einige Tage vor Beginn ihrer berühmten Expedition hatte die Besatzung des U-Bootes sich mit Einheimischen in Turku, Finnland, geprügelt, wo es stationiert war. Der Kommandant selbst ging auf eine mehrtägige Sauftour. Dafür sollte er vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Stattdessen wurde das S-13 auf seine Mission geschickt, um „mit Blut zu sühnen“, eine übliche Praxis in den Strafbataillonen der Roten Armee. So wurde Marineskos U-Boot das einzige „Straf“-U-Boot in der sowjetischen Marineflotte.
Ein Tribunal hat nie stattgefunden. Der Titel des Helden wurde Marinesko jedoch erst posthum 1990 verliehen.
Das drittgrößte feindliche Schiff (nach „Gustloff“ und „Steuben“), das von den Sowjets versenkt wurde, war das Motorschiff „Seeburg“, das von den Nazis für die Ausbildung von U-Boot-Besatzungen eingesetzt wurde. Das U-Boot Sch-407 unter dem Kommando von Pawel Botscharow war für diesen Erfolg verantwortlich.
Bevor Botscharow 1943 ins Baltikum versetzt wurde, diente er lange Zeit im Pazifik. Aber schnell fand er sich auch im neuen Gewässer zurecht. Er handelte mutig, aggressiv und entschlossen.
„Seeburg“
ArchivfotoIn der Schlacht in der Puck-Bucht im Golf von Danzig am 2. Dezember 1944 scheute er kein Risiko. Der Feind besaß in diesem Gebiet eine sehr starke U-Boot-Abwehr. Die alliierte britische Luftfahrt war keine Hilfe. Sie hatte die Bucht mit Minen präpariert.
Nachdem Botscharow die „Seeburg“ entdeckt hatte, zündete er zwei Torpedos und versenkte sie. Das U-Boot Sch-407 verließ erfolgreich die Puck Bay, während die Deutschen kein großes Transportschiff mehr hatten, das sie bei der bevorstehenden groß angelegten Evakuierung Ostpreußens benötigt hätten.
Um den Feind zu zerstören, musste das U-Boot nicht auf Torpedoangriffe zurückgreifen. Die clevere Platzierung von Minen war eine Waffe, die nicht weniger effektiv war. Und der Kommandeur des U-Boots K-1, Michail Awgustinowitsch, war in dieser Hinsicht in der sowjetischen Flotte besonders geschickt.
Awgustinowitsch wagte sich weit in tiefe feindliche Gewässer vor, wo kein Schiff auf der Wasseroberfläche sein U-Boot erreichen konnte. Mit der Präzision eines Uhrmachers legte er Minen in streng bewachten Gebieten aus und das so, dass die Minensuchboote der Nazis sie nicht aufspüren konnten.
U-Boot K-1
ArchivfotoDurch Awgustinowitschs Minen wurden im Arktischen Ozean fünf feindliche Transportschiffe mit einer zulässigen Zuladung von insgesamt 15.947 DWT (deadweight) sowie zwei Hilfsschiffe versenkt. Die Sowjets hatten noch ein anderes Schiff im Visier, doch dieses Transportschiff ging trotz einer großen Explosion an Bord nicht unter.
Durch den Einsatz von Minen gelang Awgustinowitsch die Zerstörung von mehr Schiffen als jedem anderen sowjetischen U-Boot-Kommandanten, die sich meist auf Torpedos verließen. Seine Kollegen schafften nur drei bis vier feindliche Schiffe. Zudem ist Awgustinowitsch auch im Vergleich aller alliierten Flotten – einschließlich der Marine des Dritten Reiches - immer noch einer der Spitzenreiter in der Kriegsführung mit Minen.
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