Größer, tiefer, schneller: Die Rekorde sowjetischer U-Boote

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Einige Rekorde von U-Booten aus Sowjetzeiten sind bis heute ungebrochen. Hier stellen wir drei Unterseeboote vor, die immer noch beeindrucken.

Das Größte

Bei der Nato werden sie als Typhoon-Klasse bezeichnet, doch im Original heißen sie Projekt 941 „Akula“ (deutsch: Hai). Diese zwischen 1976 und 1988 gebauten Schiffe sind mit ihrer Wasserverdrängung von 48.000 t immer noch die größten der Welt. Ihre Länge von 173 m entspricht in etwa einem Fußballfeld, die Höhe von 25 m einem achtstöckigen Gebäude.

Es kann 20 Raketen vom Typ R-39 aufnehmen, von denen jede über zehn Sprengköpfe mit jeweils 100 kt Sprengkraft ausgestattet ist. Das reicht aus, um 300 Großstädte auszulöschen. Ihr Gewicht von mehr als 80.000 kg war auch ein Grund, warum die Akula-U-Boote so groß sind.

Die Entwicklung der U-Boote der Akula-Klasse begann in den frühen Siebzigerjahren als Reaktion auf die geplante Einführung der US-amerikanischen Ohio-Klasse. Die sowjetische Führung beschloss, die diese neue Generation von U-Booten als schwere Kreuzer mit „besseren Raketen als die amerikanischen Tridents“ einzuführen.

Insgesamt wurden sechs U-Boote gebaut, von denen nur noch eines im Einsatz ist – die Dmitrij Donskoj.

Das Tiefste

Am 4. August 1985 erreichte das sowjetische Atom-U-Boot K-278 Komsomolez im Europäischen Nordmeer eine Rekordtiefe von 1.027 m. In einer Tiefe von 800 m feuerte es eine Torpedosalve ab – das hat weder zuvor, noch danach jemand geschafft. Selbst heutige U-Boote vermögen nicht tiefer als 600 m zu tauchen.

Die Komsomolez war das einzige U-Boot des Projekts Plawnik (deutsch: Flosse). Die Aufgabe, ein U-Boot mit extremer Tauchtiefe zu bauen, wurde 1966 von der Regierung gestellt. Das Projekt wurde schließlich 1978 realisiert. Die Konstrukteure verwendeten Titan, um einen leichten und robusten Rumpf zu schaffen. 1984 wurde die K-278 vom Stapel gelassen und vor allem als Versuchs-U-Boot eingesetzt. Die Tests zeigten, dass die UdSSR ein einzigartiges Unterseeboot entwickelt, das nichts seinesgleichen in der Welt hatte: Es konnte einen Gegner angreifen und Vergeltungsschläge verhüten.

Das Projekt nahm jedoch ein tragisches Ende: Am 7. April 1989 brach in einer der Sektionen des Schiffes ein Feuer aus. Das U-Boot tauchte auf, musste aber zu lange auf die Hilfe anderer Schiffe warten. So verbrachte die Crew mehr als eine Stunde im eiskalten Wasser des Europäischen Nordmeers. 42 der 69 Besatzungsmitglieder starben, die meisten davon durch Unterkühlung.

Der Grund für das Unglück lag in der technologischen Komplexität dieses hochmodernen U-Bootes. Laut dem Ex-Marineoffizier Sergej Toptschiew war die Besatzung nicht für die Bedienung der hochentwickelten Bordtechnik ausgebildet. Die strafrechtlichen Ermittlungen der Tragödie wurden 1998 abgeschlossen, es wurde jedoch kein Schuldiger und keine schlüssige Ursache für das Feuer gefunden.  

Das Schnellste

Das bis heute immer noch schnellste U-Boot, die K-162 (später umbenannt in K-222) des Projekts 661 Anchar, wurde 1969 in Dienst gestellt. Im Dezember 1970 stellte es einen bis heute ungebrochenen Weltrekord auf: In einer Tiefe von 100 m erreichte die K-162 eine Geschwindigkeit von 82,8 km/h. Der Kernreaktor, der das U-Boot antreibt, war damals zu etwa 97 Prozent ausgelastet, so dass er theoretisch noch schneller hätte laufen können.

Wie bei der Komsomolez dauerte die Entwicklung dieses U-Bootes viel länger als sonst üblich. Die K-162 wurde innerhalb von zehn Jahren konstruiert und gebaut. Es heißt, die Behörden hätten zu verstehen gegeben, dass sie ein innovatives Produkt auf der Basis innovativer Technologien haben wollten. So wurde die K-162 mit 400 neuen technischen Lösungen ausgestattet. Das U-Boot hatte einen Titanrumpf, was seine Kosten in die Höhe trieb. Aus diesem Grund wurde das Projekt inoffiziell als „Goldfisch“ bezeichnet.

Für die K-162 wurden erstmals spezielle Marschflugkörper entwickelt, die Schiffe aus der Tauchosition treffen konnten. Mit diesen Raketen und ihrer unglaublichen Geschwindigkeit wurde die K-162 speziell für den Einsatz gegen US-Flugzeugträger entwickelt – damals hatte die UdSSR kaum geeignete Mittel, dieser Bedrohung zu begegnen.

Im Herbst 1971 traf das sowjetische U-Boot erstmals auf einen amerikanischen Flugzeugträger. „Mehrere Stunden lang verfolgte die K-162 die USS Saratoga, die vom Mittelmeer nach Miami zurückkehrte, und überholte diese mehrmals unter Wasser, obwohl das amerikanische Schiff mit mehr als 60 km/h mit voller Kraft unterwegs war“, bemerkte ein russischer Beobachter. Der sowjetische U-Boot-Kapitän berichtete, dass die K-162 mehrere Chancen zum Angriff gehabt habe.

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