Welche Auszeichnungen gab es in der sowjetischen Armee?

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Die häufigste Auszeichnung war „Für den Sieg über Deutschland im Großen Vaterländischen Krieg von 1941-1945“. Fast 15 Millionen Menschen haben sie erhalten.

Aufgrund des Bürgerkriegs, der in den ersten Jahren der Sowjetmacht tobte, hatten die Bolschewiki weder die Zeit noch die Mittel, Medaillen und Orden zur Belohnung der Rotarmisten in Massen zu produzieren. Da der 1918 eingeführte Rotbanner-Orden nicht an alle Ausgezeichneten verliehen werden konnte, war es üblich, sich bei den Helden zu bedanken, indem man ihnen Uhren, Schnupftabakdosen, Stiefel, Sattel oder manchmal sogar Schmuck der Zarenfamilie schenkte.

Truppenführer, die sich besonders ausgezeichneten hatten, erwarteten luxuriösere Belohnungen: Säbel mit goldenem Griff und applizierter Darstellung des Rotbanner-Ordens sowie luxuriöse Pistolen vom Typ Mauser mit Namensschild. Die Tradition, Kommandeure mit Waffen zu beschenken, war durch die Rote Armee vom verhassten zaristischen Russland übernommen worden, aber niemand sprach laut darüber.      

1934 wurde der Titel Held der Sowjetunion eingeführt – die höchste Auszeichnung, die einem Angehörigen der Roten Armee (und auch einem Zivilisten) zuteil werden konnte. Seit 1939 erhielten die Helden neben dem Titel auch die Medaille Goldener Stern und den Leninorden. Für die gesamte Zeit des Zweiten Weltkrieges wurden 11.657 Personen mit dieser Auszeichnung geehrt. Der Marschall Georgij Schukow und das Staatsoberhaupt Leonid Breschnew wurden gleich viermal zum Helden der Sowjetunion ernannt. Bei unziemlichen Verhalten konnte der Titel entzogen  werden.

Kriegerdenkmal in Sklabiňa in der Slowakei

Die erste sowjetische Auszeichnung aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs war der Orden des Vaterländischen Krieges, der ab Mai 1942 verliehen wurde. Er wurde sowohl an einzelne Soldaten als auch an militärische Formationen, Verteidigungsanlagen und Städte verliehen.

Der Orden des Roten Sterns wurde an Soldaten, Kommandeure, Militäreinheiten und einzelne Schiffe „für persönlichen Mut und Tapferkeit im Kampf, hervorragende Organisation und geschickte Leitung von Kampfhandlungen, für erfolgreiche militärische Operationen von Militäreinheiten und Formationen“ verliehen. Darüber wurden mit ihm in der Nachkriegszeit Mitarbeiter des Innenministeriums und des KGB und während des Afghanistankrieges schwer verwundete Soldaten ausgezeichnet.

Die häufigsten Auszeichnungen für Gefreite und Unteroffiziere waren die Medaillen Für Verdienste im Kampf und Für Wagemut.

Josip Broz Tito

Hochrangige militärische Führer, Generäle und Marschälle, die sich hervorgetan hatten, wurden mit dem Suworow-Orden und dem (etwas weniger ehrenvollen) Kutusow-Orden ausgezeichnet, benannt nach zwei herausragenden russischen Feldherren des 18. und 19. Jahrhunderts. Zu den ausländischen Trägern des Suworow-Ordens gehörten unter anderem General Dwight Eisenhower, Feldmarschall Montgomery, der albanische Führer Enver Hoxha und der jugoslawische Staatschef Josip Broz Tito. In den Fünfzigerjahren wurde der Orden an den König und den Kronprinzen von Kambodscha sowie an Kaiser Haile Selassie von Äthiopien verliehen.

Iwan Kusnezow

Im Jahr 1943 wurde der Ruhmesorden gestiftet, dessen Medaille und Farbband eine der begehrtesten Auszeichnungen des vorrevolutionären Russlands nahezu kopierte – das Georgskreuz, das jedoch nicht drei, sondern vier Grade der Auszeichnung hatte. Der jüngste Vollkavalier aller drei Klassen des Ruhmesordens war der siebzehnjährige Unteroffizier Iwan Kusnezow, der sich bei der Führung eines Artillerietrupps auszeichnete.

Eine besondere Reihe von Medaillen wurde Militär- wie auch Zivilpersonen verliehen, die während des Zweiten Weltkriegs bestimmte sowjetische Städte und ganze Regionen verteidigt hatten: Für die Verteidigung von Leningrad, Für die Verteidigung Moskaus, Für die Verteidigung des Kaukasus und andere. 1945 wurden Medaillen für die Befreiung europäischer Städte, wie Für die Befreiung Warschaus oder Für die Einnahme Budapests,eingeführt. Die meistverliehene Medaille in der UdSSR war Für den Sieg über Deutschland im Großen Vaterländischen Krieg 1941-1945. Sie wurde an 14.933.000 Personen vergeben.

Admiral der Flotte Nikolai Kusnezow

In der sowjetischen Marine gab es eigene Auszeichnungen – ähnlich  denen der Landstreitkräfte und benannt nach berühmten russischen Flottenkommandeuren. So entsprach der Uschakow-Orden dem Suworow-Orden und der Nachimow-Orden dem Kutusow-Orden. Der einzige Ausländer, der mit dem Uschakow-Orden ausgezeichnet wurde, war der britische Admiral Bertram Home Ramsey, Kommandeur der Seestreitkräfte der Alliierten bei der Landung in der Normandie 1944.

Marschall Andrej Gretschko

Partisanen wurden mit dem Bogdan-Chmelnizkij-Orden ausgezeichnet, benannt nach dem Hetman des Saporoger Kosakenheers. Er führte den Befreiungskrieg gegen die polnisch-litauische Herrschaft Mitte des 17 Jahrhunderts, in dessen Ergebnis die gesamte linksufrige Ukraine zusammen mit Kiew Teil des russischen Reiches wurde. Dieser Orden konnte auch an Soldaten, Kommandeure und Teile der regulären Armee für Tapferkeit und erfolgreiche Einsätze verliehen werden.

Marschall Andrej Gretschko

Die Medaille Partisan des Vaterländischen Krieges war ausschließlich irregulären Kämpfern vorbehalten. Neben sowjetischen wurde sie auch tschechoslowakischen, bulgarischen und rumänische Freiheitskämpfern verliehen. Außerdem wurde die Medaille an Walentina Grisodubowa, die berühmteste Pilotin der Sowjetunion, Kommandeurin des 101. Transportfliegerregiments, für die erfolgreiche Organisation der Versorgung von Partisanenkommandos hinter den feindlichen Linien verliehen.

Viele der in den Dreißiger- und Vierzigerjahren eingeführten Medaillen und Orden wurden bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion weiter verliehen und zwar an Soldaten, die sich während lokaler bewaffneter Konflikte, an denen die UdSSR teilnahm, ausgezeichnet hatten. Außerdem wurde allen Soldaten, die an Militäraktionen in Afghanistan teilnahmen, das Ehrenabzeichen Kämpfer-Internationalist mit der charakteristischen Gravur Vom dankbaren afghanischen Volk überreicht. Während des Abzugs der sowjetischen Truppen aus dem Land in den Jahren 1988 – 1989 wurde es auch an die Soldaten der Demokratischen Republik Afghanistan verliehen.   

Der Abzug der letzten sowjetischen Truppen aus Afghanistan.

Einige sowjetische Auszeichnungen (der Kutusow-, Uschakow-, Suworow- und Nachimow-Orden) wurden vom modernen Russland übernommen. Die höchste Auszeichnung ist nach wie vor der Titel Held, jetzt allerdings der Held der Russischen Föderation.

Ramsan Kadyrow, Präsident von Tschetschenien

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