Rex Russiae: Wer war der einzige russische König?

Katerina Baiduscha (CC BY-SA 4.0); Legion Media
Als die Mongolen die alte Rus erobern wollten, wandte sich ein russischer Fürst an die katholische Kirche und bat um Unterstützung.

1223 fiel die mongolisch-tatarische Armee erstmals in die südrussischen Länder ein. Der damals erst 18-jährige Fürst Daniil von Galizien (1204-1264) nahm an der berüchtigten Schlacht von Kalka teil.

Die galizisch-wolhynische Chronik besagt, dass Fürst Mstislaw von Nowgorod Daniil und seinem Regiment befahl, die Mongolen anzugreifen. Die Schlacht wurde verloren, doch Daniil überlebte. Er trat den Rückzug an. 

Dreißig Jahre später wurde Daniil zum „König von Russland“ gekrönt, ein Titel, der ihm von der römisch-katholischen Kirche verliehen wurde. Es war das erste und letzte Mal in der Geschichte, dass ein russischer Fürst einen solchen Titel innehatte. Wer war Daniil?

>>> Bittere Niederlagen: Diese vier Schlachten verlor die russische Armee

Ein russischer König, aufgewachsen in Ungarn 

Daniil-von-Galizien-Büste in Lwiw, Ukraine

Im 13. Jahrhundert war Galizien das westlichste Gebiet der Kiewer Rus - es kontrollierte wichtige Handelswege, die nach Ungarn und Polen führten. Galizien war zwar nicht so groß wie Kiew, musste sich jedoch nicht dahinter verstecken. Der Lebensstandard war gut. 

Daniil war der Sohn des Fürsten Roman von Galizien und wurde am Hof seines Verbündeten, des ungarischen Königs Andreas II. (1175-1235), weit weg von zu Hause erzogen, weil zu Hause feindliche Fürstentümer Galizien bedrohten. Aus politischen Gründen durfte Daniil als Erwachsener nur das Fürstentum Wolhynien regieren, das von Norden an das Fürstentum Galizien grenzte.

Aber er war berühmt für seine Fähigkeiten im Kampf - deshalb war er der erste, der in die Schlacht am Fluss Kalka eintrat. Ein Jahrzehnt später, im Jahr 1233, nahm Daniil Galizien in einer Reihe von Konflikten mit seinen Peer-Prinzen wieder unter seine Kontrolle.

Kampf gegen die Mongolen 

Daniil von Galizien im Jahr 1234

In den 1220er bis 1230er Jahren erlangte Daniil als Kriegskommandant wohlverdienten Ruhm. 1245 vereinigte er die von ihm kontrollierten Fürstentümer Wolhynien und Galizien und war einer der stärksten russischen Fürsten dieser Zeit. Bei der Auswahl seiner Freunde ließ sich Fürst Daniil von Galizien nur von einer Sache leiten: seinen aktuellen politischen Interessen. So führte er an einem Tag Krieg und verbündete sich am nächsten Tag wieder mit dem Feind, wenn er dessen Hilfe brauchte, nur, um das Bündnis bald darauf wieder zu brechen, wenn es in seine Pläne passte. 

Zu diesem Zeitpunkt hatten die mongolischen Tataren jedoch bereits die meisten russischen Herzogtümer unterworfen. 1239 nahmen sie das benachbarte Tschernigow ein, 1240 führte Khan Batu die Mongolen persönlich nach Kiew und eroberte die alte Hauptstadt der russischen Länder, verwüstete und plünderte sie.

Eine Nachbildung des Alten Galiziens

Daniil musste nach Ungarn fliehen - währenddessen nahmen die Mongolen alle großen Städte seines Fürstentums ein, einschließlich Galizien. Bis 1245 übernahm Daniil nach und nach wieder die Kontrolle über seine Fürstentümer und residierte nun in der Stadt Chełm (heute in Polen).

Nach einer erneuten Niederlage gegen die Mongolen, musste Daniil in die mongolisch-tatarische Hauptstadt Sarai reisen, um seine Treue zu schwören, was er anscheinend auch schweren Herzens tat. Khan Batu selbst behandelte Daniil jedoch mit Respekt. Doch nach seiner Rückkehr aus Sarai hatte Daniil immer noch Pläne, sich der mongolischen Herrschaft zu widersetzen. „Die Anerkennung der Tatarenherrschaft war in großes Übel für ihn“, heißt es in der russischen Chronik über Daniil.

König der Rus 

Ein Denkmal für Daniil von Galizien in Lwiw, Ukraine

Auf einer Reise in die mongolische Hauptstadt lernte Daniil den italienischen Diplomaten und Erzbischof Giovanni da Pian del Carpine (1185-1252) kennen, der Daniil zunächst den Vorschlag einer Kirchenunion machte. Anschließend bot Papst Innozenz IV. (1195-1254) Daniil den Titel „König der Rus“ („Rex Russiae“) an und erklärte sich bereit, im Austausch für die Katholisierung der russischen Fürstentümer und Städte, die Daniil gehörten, militärische Unterstützung gegen die Mongolen zu leisten. Daniil stimmte zu. 

Papst Innozenz IV.

Noch vor Daniils Krönung rief Innozenz IV. 1253 zum Kreuzzug gegen die Mongolen auf und holte sich dazu die Unterstützung christlicher Krieger Böhmens, Mährens, Serbiens, Pommerns und Litauens. Daniil selbst war nicht dabei. Dennoch wurde er 1254 in der Stadt Drohiczyn zum „König der Rus“ gekrönt. Seine königliche Residenz befand sich in Chełm.

Eine Straße in Chełm, Polen

Leider hat Daniil sein Titel wenig genutzt. Die versprochene Hilfe von Papst Innozenz IV. im Kampf gegen die Mongolen blieb aus. Daniil wiederum ging weder eine Kirchenunion ein, noch trieb er die Katholisierung seines Landes voran. 1254 starb Papst Innozenz IV. Sein Nachfolger Papst Alexander IV. (1185-1261), erlaubte Mindaugas, dem Großherzog von Litauen, Krieg gegen die russischen Länder zu führen. Danach brach Daniil alle Beziehungen zur Diözese Rom ab. Den Titel „König der Rus“ trug er weiter. Er starb 1264 und wurde in seiner Residenz in Chełm beigesetzt.

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.

Weiterlesen

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!