Boris Dumenko schloss sich den Bolschewiki an, sobald diese an die Macht kamen. Als ehemaliger Sergeant-Major in einem durch Pferde unterstützten Artillerie-Regiment der zaristischen Armee organisierte er Anfang 1918 eine Guerilla-Kavallerie-Abteilung in der Don-Region und schloss sich dem Kampf gegen die konterrevolutionären Streitkräfte der Weißen Armee in Südrussland an. Dort, wo die rebellischen Don-Kosaken zu Hause waren, wurden einige der wichtigsten Schlachten des Bürgerkriegs ausgetragen.
Dumenko spielte außerdem eine große Rolle beim Aufbau der schlagkräftigen Kavallerie-Abteilung der Roten Armee.
Dumenko wurde mit dem Orden des Roten Banners ausgezeichnet und erhielt sogar von Lenin eine Belobigung für seine Erfolge. „Ich grüße den Helden der 10. Armee, Genosse Dumenko, und seine tapfere Kavallerie, die sich bei der Befreiung von Welikoknjascheskaja aus den Fesseln der Konterrevolution großen Ruhm erworben haben“, hieß es (rus) in einem Telegramm des Staatsoberhauptes vom 4. April 1919.
Von Feinden umzingelt
Dumenko tat sich schwer damit, mit internen Intrigen umzugehen. Er war unsensibel und wenig flexibel und machte sich schnell Feinde. Er bezeichnete sogar Trotzki, den Vorsitzenden des Revolutionären Militärrates der Sowjetrepublik, der alle Streitkräfte organisiert hatte und für sie verantwortlich war, offen als Amateur, der wenig von militärischen Angelegenheiten verstand.
Besonders schwierig gestaltete sich die Beziehung des Kommandanten zu politischen Arbeitern, den Kommissaren, die sich mit der ideologischen Ausbildung des Personals befassten und sogar befugt waren, sich in die Planung militärischer Operationen einzumischen. Dumenko benutzte deftige Worte, um sie dafür zu kritisieren. Er sprach von Einmischung in die Kämpfe und lächerlichen Befehlen, die sie erteilten, während sie weit weg von der Front im Hauptquartier saßen.
Dumenko machte sich auch unter den Militärkommandanten Feinde, darunter die zukünftigen sowjetischen Marschälle Kliment Woroschilow und Semjon Budjonny. Mit Budjonny, der einst sein Stellvertreter war, hatte Dumenko eine langjährige Rivalität. Beide waren einen ähnlichen Weg gegangen. Sie hatten sich beim Aufbau der Kavallerie der Roten Armee hervorgetan und sich von Kommandanten kleiner Abteilungen zu den Führern großer Formationen entwickelt.
Die Anklage
Zahlreiche Beschwerden und Denunziationen erreichten Moskau. Dumenko sei in Wahrheit antisowjetisch eingestellt, ließe in seiner Einheit heimlich Kommunisten ermorden und bereite sich darauf vor, zum Feind überzulaufen. Nachdem Kommissar Mikeladse, der zum Korps versetzt worden war, von einem unbekannten Angreifer getötet worden war (Boris Dumenko hatte kein schlechtes Verhältnis zu ihm), wurden der Kommandant und Angehörige seines Stabes am 23. Februar 1920 verhaftet.
Dumenko wurde beschuldigt, eine antisowjetische und antisemitische Politik zu verfolgen und die Arbeit der Kommissare und des militärrevolutionären Tribunals zu behindern. Der Kommissar der 2. Bergbrigade Peskarjow sagte aus (rus), Dumenko habe sich in seiner Gegenwart seinen Orden des Roten Banners von der Brust gerissen und gerufen: „Ich brauche dieses Ding von diesem Jud Trotzki nicht.“
Darüber hinaus wurde behauptet (rus), dass die Angeklagten nicht nur die von den sowjetischen Zentralbehörden verkündeten Richtlinien über die reguläre Armee nicht umgesetzt hätten, sondern durch ihre Aktionen einen Partisanengeist in den Einheiten des Kavalleriekorps gefördert hätten. Sie hätten sich nicht genug eingesetzt gegen Plünderungen, rechtswidrige Handlungen und Brutalität gegen die Zivilbevölkerung. Sie seien häufig betrunken und hätten auch ihre untergeordneten Offiziere und Männer der Roten Armee zur Trunkenheit angestiftet.
Boris Dumenko betrachtete das gesamte Gerichtsverfahren als eine Art Missverständnis. Während seiner Haft verfasste er ein Telegramm (rus) an Lenin: „Ich war der erste, der das Rote Banner des Kampfes für die Interessen der arbeitenden Menschen in den Regionen Don und Kuban hisste. Ich habe mehr als eine Freiwilligeneinheit eingerichtet ... Ich habe kein Verbrechen begangen. Es ist bitter und entmutigend für uns als ehrliche revolutionäre Kämpfer in diesem feuchten, kalten Gefängnis schmachten zu müssen. Im Namen dessen, was gerecht ist, bitte ich Sie, zu antworten.“ Das Telegramm hat Lenin nie erhalten.
Ausgelöscht
Trotz der Tatsache, dass Dumenkos Schuld und die seiner Mitstreiter nie bewiesen wurde, wurden sie alle zum Tode verurteilt und am 11. Mai 1920 erschossen.
Nach der Hinrichtung wurde er aus der Chronik des Bürgerkriegs gestrichen. Viele seiner Siege und Verdienste um die sowjetische Kavallerie wurden Semjon Budjonny zugeschrieben, was letzterer stillschweigend akzeptierte.
Der Fall Dumenko wurde 1964 überprüft. Er wurde posthum rehabilitiert. Einer der wenigen, die sich kategorisch gegen diesen Schritt aussprachen, war Marschall Semjon Budjonny.