Vier Freunde: Was wurde aus Stalins engsten Vertrauten?

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Diesen vier Männern schenkte Stalin sein uneingeschränktes Vertrauen, zumindest zeitweise. Er schuf einen Kult um sie herum und benannte Straßen, Städte und in einem Fall sogar die Moskauer U-Bahn nach ihnen. Doch ihre Position war keineswegs sicher. Stalins Gunst konnte man sehr schnell verlieren.
  1. Lasar Kaganowitsch (1893-1991)

Zunächst war es Lenin, der mit Lasar Kaganowitsch verantwortungsvolle Positionen besetzte. Stalin betraute ihn mit der Umsetzung besonders wichtiger Projekte: Kollektivierung, Eisenbahnbau und Wiederaufbau Moskaus, einschließlich des neuen U-Bahn-Systems. Bis 1955 trug die legendäre Moskauer Metro Kaganowitschs Namen, erst später wurde sie nach Lenin benannt. 

Kaganowitsch führte ein Regime der Angst. Überall witterte er Systemgegner, die er ausrotten wollte. Er vermutete sogar unter den Lokführern Spione. 

Es war Kaganowitsch, der Chruschtschows Parteikarriere beschleunigte. Doch später unterstütze er Chruschtschow nicht als Staatsoberhaupt. Das ist vielleicht der Grund, warum Chruschtschow Kaganowitsch später der Mitschuld an den Säuberungen und dem stalinistischen Terror beschuldigte, ihn aus der sowjetischen Führung verdrängte und ihn dann aus der Partei ausschloss. 

In den letzten 30 Jahren seines Lebens war Kaganowitsch isoliert. Frühere Weggefährten hatten sich von dem einst so mächtigen Mann abgewandt. Bis zum Ende blieb er jedoch seinen Überzeugungen und Stalin treu.

  1. Wjatscheslaw Molotow (1890-1986)

Stalin war der erste Bolschewik, den Molotow kennenlernte. Nach Lenins Tod unterstützte er Stalin im innerparteilichen Machtkampf. Im Gegenzug vertraute Stalin Molotow die Schlüsselbereiche Verteidigung, Industrialisierung und Wirtschaftswachstum an. Er war auch für die zu ehrgeizigen Fünfjahrespläne verantwortlich und führte zusammen mit Kaganowitsch die Kollektivierung durch. Molotow unterzeichnete zudem die Todesurteile derjenigen, die die Partei als schädliche Mitglieder der Gesellschaft betrachtete.

International ist Molotow am bekanntesten als Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten. In dieser Eigenschaft schloss er 1939 den Nichtangriffspakt mit Deutschland, bekannt als Molotow-Ribbentrop-Pakt. Stalin beauftragte ihn mit allen diplomatischen Verhandlungen während des Zweiten Weltkriegs.

Nach dem Tod Stalins machte Molotow in der Partei Stimmung gegen Chruschtschow. Als dieser jedoch seine Macht festigten konnte, entfernte er Molotow ebenso wie Kaganowitsch aus der Partei und allen wichtigen Positionen. Als Grund diente dessen Rolle bei den Verbrechen des stalinistischen Regimes. 

Im Jahr 1986 erreichte Molotow jedoch die Wiederaufnahme als ältestes Parteimitglied. Er starb im selben Jahr kurz vor seinem 97. Geburtstag.

>>> Der engste Vertraute Josef Stalins: Das Leben des Wjatscheslaw Molotow

  1. Sergei Kirow (1886-1934)

Sergei Kirow, Josef Stalin und Stalins Tochter Swetlana

Nach Ansicht von Wjatscheslaw Molotow war Stalins Favorit Sergei Kirow. Dieser trat den Bolschewiki erst nach der Oktoberrevolution von 1917 bei. Zuvor war er mit den Menschewiki, dem rivalisierenden Flügel der Partei, verbunden. Es war selten, dass Stalin solchen ehemaligen Abweichlern verzieh. Viele „Oppositionelle“ bezahlten mit ihrem Leben. Stalin verteidigte Kirow jedoch persönlich gegen die Angriffe anderer Parteimitglieder und holte ihn ins Politbüro des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, was ihn effektiv zu einem der mächtigsten Männer des Landes machte. 

1934 wurde er vor seinem Büro in Leningrad erschossen. Der Mörder wurde festgenommen, aber die Motive hinter dem Mord sind bis heute ein Rätsel. Es ist auch unbekannt, ob der Killer allein oder auf Befehl handelte, womöglich von Stalin selbst. Auf jeden Fall nutzte Stalin das Ereignis, um Gegner und Anhänger seines ehemaligen Parteirivalen Sinowjew auszurotten. Obwohl unklar ist, ob es eine Verschwörung gab, folgte auf den Mord an Kirow eine Welle von Repressionen und Hinrichtungen.  Historikern zufolge markierte dies den Beginn des Großen Terrors.

  1. Lawrenti Beria (1899-1953)

Josef Stalin, Lawrenti Beria und Stalins Tochter Swetlana

Nachdem Beria 1917 Bolschewik geworden war, trat er während des Bürgerkriegs dem aserbaidschanischen Zweig der Tscheka bei. Er war für die Aufrechterhaltung der Ordnung in der neu geschaffenen Georgischen Sozialistischen Sowjetrepublik und im gesamten Kaukasus verantwortlich. Er erledigte später dieselbe Aufgabe im nationalen Geheimdienst NKWD und arbeitete sich schließlich in die Parteispitze vor.

Beria war Stalin in dessen letzten Lebensjahren am nächsten. Er war ständiger Gast in Stalins Haus und seiner Datscha. Es gibt viele Fotos von Beria und Stalins Familie. 

Beria war für das Atomprogramm der Sowjetunion und Massendeportationen von angeblichen Kollaborateuren der Nazis in besetzten Gebieten verantwortlich. Es war Beria, der die Ermordung Trotzkis anordnete und landesweit „ausländische Agenten“ und „Spione“ identifizierte und eliminieren ließ. Beria galt als Lustmolch, der junge Frauen vergewaltigte und ihnen oder ihren Verwandten Repressalien androhte, wenn sie sich ihm widersetzten.

Nach Stalins Tod im Jahr 1953 wurde Beria verhaftet und wegen Verbrechen gegen Unschuldige und wegen antisowjetischer Verschwörungen, von denen viele historisch nicht belegt waren, verurteilt. Er wurde im selben Jahr erschossen.

>>> Berechnend und hinterhältig: Fünf Fakten über Stalins Handlanger Lawrenti Beria

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