Im Dienste des Zaren: Diese ausländischen Streitkräfte kämpften für das Russische Reich

Die Schlacht von Göhrde.

Die Schlacht von Göhrde.

Karl Röchling
Den russischen Kaisern dienten Korps französischer Aristokraten, griechischer Freiwilliger und südslawischer Soldaten.

Armée de Condé

Prinz Louis-Joseph de Bourbon de Condé.

Infolge der Französischen Revolution von 1789 mussten Tausende Franzosen aus ihrer Heimat fliehen.

Diejenigen, die die Monarchie in Frankreich wiederherstellen wollten, schlossen sich den Armeen der europäischen Mächte an, die gegen die Revolutionäre kämpften. Eines von ihnen war das royalistische Korps von Prinz Louis-Joseph de Bourbon de Condé.

Der russische Kaiser Paul I. unterstützte die französischen Royalisten. In Absprache mit dem verbannten französischen König Ludwig XVIII. stellte er das Emigrantenkorps in den russischen Dienst.

Kapitän des Emigranten-Royalistenkorps von Condé.

Mehr als 5.000 Soldaten des Prinzen von Condé kamen im Winter 1797 in die westukrainischen Gebiete des Russischen Reiches. Das royalistische Korps wurde mit neuen Uniformen und Bannern ausgestattet, die russische und französische heraldische Symbole kombinierten.

Die denkwürdigste Episode dieses Krieges, an der die Armee von Condé beteiligt war, war die Schlacht von Konstanz am 7. Oktober 1799. Die Royalisten wurden von den Truppen von General Honore Gazan angegriffen und mussten sich trotz der Unterstützung der russischen Husaren über den Rhein zurückziehen.

Trotz des Rückschlags waren die französischen Soldaten entschlossen, weiterzukämpfen, aber der russische Kaiser hatte andere Pläne. Paul machte eine Kehrtwende in der Außenpolitik, versöhnte sich mit Napoleon und beendete den Krieg.

Die Royalisten sollten zusammen mit anderen Truppen nach Russland zurückkehren, aber der russische Kaiser tat ihnen erneut einen Gefallen. Im März 1800 wurde der Prinz von Condé darüber informiert, dass sein Korps fortan von Großbritannien finanziert werden und in Europa bleiben könnte.

Russisch-Deutsche Legion von Alexander I.

Die russisch-deutsche Legion.

Bis 1812 befand sich der größte Teil Europas in irgendeiner Form in Abhängigkeit vom napoleonischen Frankreich. Napoleon Bonaparte beendete unrühmlich die jahrhundertealte Geschichte des Heiligen Römischen Reiches, auf dessen Ruinen der von Paris abhängige Rheinbund gegründet wurde.

Diejenigen Deutschen, die mit der französischen Hegemonie nicht einverstanden waren, mussten auswandern. Sie kamen auch nach Russland, wo sie ein Komitee für deutsche Angelegenheiten bildeten. Als Napoleons Armee im Juni 1812 in das Land einfiel, schlugen sie Kaiser Alexander I. vor, eine russisch-deutsche Legion zu gründen.

Karl von Clausewitz.

Das Komitee druckte mehr als 10.000 Flugblätter mit dem Aufruf „an Offiziere und Soldaten der deutschen Nation“, auf die russische Seite zu wechseln. Infolgedessen verließen mehr als 600 Deutsche die französische Armee und schlossen sich der russisch-deutschen Legion an. Sie wurde in Reval (dem heutigen Tallinn) gegründet und zog deutsche Kriegsgefangene, Überläufer, Mitglieder deutscher Gemeinschaften, die auf dem Territorium des russischen Reiches lebten, sowie russische Offiziere unter den baltischen Deutschen an.

Die Schlacht an der Göhrde.

Die russisch-deutsche Legion zählte etwa 9.000 Mann. Nach dem Sieg über Napoleon geriet die Legion unter preußischen Befehl und wurde 1815 aufgelöst. Ihre Soldaten schlossen sich der preußischen Armee oder den Streitkräften anderer deutscher Staaten an.

Griechische Freiwilligenlegion von Kaiser Nikolaus I.

Griechische Freiwillige.

Im Verlauf des Krimkrieges (1853-1856) musste sich Russland, das am Ende besiegt wurde, im Alleingang einer Koalition aus dem Osmanischen Reich, Großbritannien, Frankreich und dem Königreich Sardinien stellen. Das einzige Land, das Russland zur Seite stand, war Griechenland.

Ohne direkt in den Konflikt einzugreifen, begann Griechenland, den Aufstand in den benachbarten türkischen Provinzen aktiv zu unterstützen. Außerdem schlossen sich griechische Freiwillige der russischen Armee an.

Aristeidis Chrysovergis.

Die Idee, eine griechische Freiwilligeneinheit innerhalb der russischen Truppen einzurichten, geht auf den griechischen Offizier Aristeidis Chrysovergis zurück. Er wurde der erste Kommandeur der griechischen Legion von Kaiser Nikolaus I.

Anfang 1855 nahmen die 800 Soldaten der Legion an blutigen Schlachten auf der Krim teil.  Nach dem Ende des Konflikts 1856 wurde sie aufgelöst.

Griechische Freiwillige unter Panos Koronaios in Sewastopol während des Krimkrieges.

Serbisches Freiwilligenkorps

Serbische Freiwillige.

Die südslawischen Soldaten waren die Achillesferse der österreichisch-ungarischen Armee während des Ersten Weltkriegs. Serben, Kroaten und Slowenen, die unter der Herrschaft Wiens lebten, träumten größtenteils davon, unabhängige Staaten zu schaffen. Sie ergaben sich bereitwillig oder liefen zur russischen Seite über.

Die meisten südslawischen Soldaten (hauptsächlich Serben) in russischer Gefangenschaft äußerten den Wunsch, gegen Österreich-Ungarn zu kämpfen. Die 1. serbische Freiwilligendivision, die in Odessa gegründet wurde, nahm von August bis September 1916 als Teil des 47. Korps der russischen Armee an den Schlachten in Rumänien teil. Bei diesen Zusammenstößen starben von 19.000 serbischen Soldaten etwa 9.000.

Soldaten des serbischen Freiwilligenkorps.

Trotzdem veranlasste die Widerstandsfähigkeit der Soldaten das russische Kommando, die 2. serbische Division einzurichten. Zusammen bildeten sie das serbische Freiwilligenkorps, auch bekannt als das serbische, kroatische und slowenische Freiwilligenkorps oder die jugoslawische Legion.

Die Revolution von 1917 und das anschließende Chaos in der russischen Armee beendeten die kurzlebige Geschichte des Korps in Russland. Die Soldaten wurden größtenteils auf den Balkan versetzt, wo sie weiter gegen die Mittelmächte kämpften.

>>> Rekrutenmahlzeit: Wie sah die Verpflegung russischer Soldaten zur Zarenzeit aus?

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