Der beste Militärführer der russischen Geschichte, der nie eine Schlacht verloren hat

Russia Beyond (Photo: Public Domain; Fyodor Usypenko)
Napoleons Stern wäre vielleicht nie aufgegangen, wenn Alexander Suworow ein wenig länger gelebt hätte.

Alexander Suworow

„Vor dem tapferen russischen Grenadier kann keine Armee der Welt bestehen“, liebte Generalissimus Alexander Wassiljewitsch Suworow, einer der bedeutendsten Generäle des 18. Jahrhunderts und der meistverehrte militärische Führer der russischen Geschichte, zu äußern. Während seines langen Lebens (1730 - 1800) nahm er an sieben großen Kriegen teil, gewann 60 Schlachten und verlor keine einzige von ihnen!

Suworow unterschied sich von den Kommandeuren seiner Zeit, die es vorzogen, langsam und aus der Verteidigung heraus zu agieren und nur dann anzugreifen, wenn sie einen zahlenmäßigen Vorteil besaßen. „Wir müssen durch Können siegen und nicht durch eine Überzahl“, antwortete er ihnen darauf. Mit ungenauen Musketensalven und noch unpräziseren Pistolenschüssen könne man nur einem sich langsam bewegenden Ziel Schäden zufügen, glaubte der Kriegsherr. Man dürfe die Linien seiner Truppen nicht dem feindlichen Feuer aussetzen, sondern müsse ihn mit einem kühnen und schnellen Bajonettangriff hinwegfegen, sogar wenn man ihm zahlenmäßig unterlegen sei. „Die Kugel ist ein Dummkopf, das Bajonett ist ein ganzer Kerl“, sagte er.

Der Generalissimus bekannte sich zum Prinzip der „drei militärischen Künste“: das Augenmaß, die Schnelligkeit und der Ansturm. Mit Augenmaß war die Fähigkeit gemeint, eine Schwachstelle in der gegnerischen Verteidigung zu finden, den entscheidenden Punkt für den Hauptschlag. Die Schnelligkeit drückte sich im Treffen und Ausführen von Entscheidungen, in den Kampfmanövern auf dem Schlachtfeld und während der Märsche aus. Der Ansturm sind konsequente und koordinierte Aktionen von gut ausgebildeten Einheiten, die vereint handelnd den Sieg erringen.

Die Schlacht von Kosludscha

Alle drei Militärkünste wurden von Suworow in den Schlachten gegen die Türken, die polnischen Rebellen und die Franzosen erfolgreich eingesetzt. Wiederholt dem Feind zahlenmäßig unterlegen, errang er mit Entschlossenheit und Mut stets den Sieg.

Grenadier Nowikow rettet Suworow in der Schlacht von Kinburn

Sich hinter dem Rücken der Soldaten zu verstecken, gehörte nicht zu Suworows Gewohnheiten („Der Tod flieht vor dem Bajonett und Säbel des Mutigen“), was ihn in der Schlacht von Kinburn 1787 fast das Leben kostete. Der durch eine Kartätsche verwundete Suworow wurde durch den Grenadier Iwan Nowikow vor den Janitscharen gerettet.

Alexander Suworow und die Schlacht am Fluss Rymnik.

Ein wahrer Triumph des Befehlshabers war die Schlacht bei Rymnik im Jahr 1789. Dem hunderttausend Mann starken Heer der Türkenarmee konnte Suworow nur siebentausend russische und 18.000 verbündete österreichische Soldaten entgegen stellen. Auf Überraschung und Schnelligkeit setzend, überquerte Suworow am frühen Morgen des 22. September unbemerkt den Fluss Rymnu, zerschlug die Vorhut des Feindes und traf die Hauptflanke der türkischen Armee. Der unerwartete Angriff der allierten Kavallerie sorgte für Panik im türkischen Lager, das dann durch die Infanterie gänzlich aufgerieben wurde.

Die russische Armee erobert die Festung Ismajil.

Am 22. Dezember 1790 gelang Alexander Suworow das schier Unmögliche: Seine Truppen nahmen die scheinbar unbezwingbare türkische Festung Ismajil am Unterlauf der Donau ein. Der Kommandeur entschied, dass der Schlüssel zum Erfolg in einer sorgfältigen Vorbereitung des Angriffs liegen müsse. Unweit von Ismajil wurden aus Erde und Holz der Festungsgraben und die Festungsmauern nachgebildet, wo der Angriff geübt wurde. Das schwache Glied der Garnison des Aydoslu Mehmed Pascha war die Überzahl seiner Volksmiliz gegenüber den regulären Truppen. Suworow baute auf die Professionalität, Erfahrung und Belastbarkeit seiner Soldaten und sollte Recht behalten – die Festung fiel.

Alexander Suworow in Warschau

Am 4. November 1794, während der Niederschlagung des polnischen Aufstandes unter der Führung von Tadeusz Kosciuszko, stürmten Suworows Truppen die Außenbezirke Warschaus, wobei etwa 12.000 polnische Soldaten und Zivilisten getötet wurden. Die Stadt ergab sich daraufhin am 9. November kampflos.

Ein im Exil lebender Suworow erhielt den Befehl, die russische Armee gegen Napoleon zu führen.

Katharina II. überhäufte Suworow mit Titeln und Auszeichnungen. Ihr Nachfolger Paul I., der 1796 den Thron bestieg, stand dem Befehlshaber jedoch nicht mehr so nahe. An das einfache Leben der Soldaten gewöhnt, kritisierte Suworow scharf die aufgezwungene Ordnung der preußischen Armee mit geflochtenen Zöpfen, Puder und ständigem Drill, Inspektionen und Paraden. „Puder ist kein Schießpulver, ein Bouclé ist keine Kanone, ein Zopf ist kein Bajonett, und ich bin kein Deutscher, sondern ein geborener Russak“ verkündete er und wurde bald auf sein Gut verbannt.

Die Schlacht an der Adda

Als jedoch Anfang 1799 die 2. antifranzösische Koalition gegründet wurde, baten die Alliierten den russischen Monarchen, Suworow an die Spitze der alliierten Truppen im vom Feind besetzten Italien zu schicken. Bald erlitten die Franzosen eine vernichtende Niederlage in den Schlachten an den Flüssen Adde und Trebbia, und die gesamte Region wurde schließlich von der österreichischen Armee befreit und besetzt.

Suworow überquert die Alpen Gemälde von Wassili Surikow

Auf den Italienfeldzug folgte der Schweizer Feldzug, der der letzte des betagten Befehlshabers war. Innerhalb weniger Wochen überquerten Suworows Truppen unter dem ständigen Ansturm überlegener feindlicher Streitkräfte die Alpen und besiegten dabei General Andre Massena im Muten-Tal. Suworow gelang es, die erschöpfte Armee zu retten, indem er aus der Umklammerung ausbrach und sie bis an die Grenzen Österreichs führte. Paul I. befahl, ihm den höchsten militärischen Rang zu verleihen – Generalissimus.

Horatio Nelson

Der Name Suworow schallte durch ganz Europa. Er wurde von Freund und Feind bewundert. Der berühmte britische Admiral Horatio Nelson, der 1805 in der Schlacht von Trafalgar die französische Flotte vernichtete, schrieb an den Generalissimus: „Ich werde mit Ehrungen überhäuft, aber mir wurde heute die größte Würde zuteil: Man sagte mir, ich sei wie Sie.“

Die beiden größten Generäle jener Zeit, Napoleon Bonaparte und Alexander Suworow, wussten natürlich voneinander. „Er ist ein Held, ein wunderhafter Recke, ein Hexenmeister!“, schrieb der Generalissimus über den französischen Feldherrn an seinen Neffen: „Er besiegt sowohl die Natur als auch die Menschen... Er hat den gordischen Knoten der Taktik durchschlagen. Ohne sich um die Truppenstärke zu scheren, greift er überall den Gegner an und besiegt ihn restlos. Er kennt die unwiderstehliche Kraft des Ansturms.“ Bonaparte wiederum war viel bescheidener in seinem Lob und sagte, Suworow habe das Herz, aber nicht den Verstand eines großen Feldherrn. Es war unmöglich herauszufinden, wer von den beiden tatsächlich geschickter in der Kriegsführung war – sie trafen sich nie auf dem Schlachtfeld.

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