Zarewitsch Dmitri.
Sergej BlinkowDas Jahr 1606 im Russischen Reich ist historisch als Zeit der Wirren bekannt. Filaret, der Metropolit von Rostow (1553-1633), wurde vom damaligen Zaren Wassili Schuiski in die Stadt Uglitsch geschickt. Er sollte die Leiche des jüngsten Sohnes von Iwan dem Schrecklichen, Dmitri Iwanowitsch (später bekannt als Dmitri von Uglitsch), nach Moskau überführen. Dmitris Reliquien wurden in der Archangelsk-Kathedrale im Moskauer Kreml beigesetzt. Die Überreste sollen in gutem Zustand gewesen sein.
Als Maria Nagaja (1553-1611), die letzte Frau von Iwan dem Schrecklichen, die Überreste bei ihrer Ankunft in Moskau sah, verharrte sie mehrere Stunden sprachlos am Sarg und bestätigte erst, als dieser geschlossen wurde, dass es sich um ihren Sohn handele. Dies führte zu begründeten Zweifeln an der Echtheit der Überreste.
Es gab Gerüchte, dass Metropolitan Filaret nach seiner Ankunft in Uglitsch einen 10-jährigen Jungen namens Roman getötet und seinen Körper in den Sarg gelegt hatte, damit es so aussah, als seien die Überreste des Zarewitsch „gesalbt und von der Verwesung unberührt. Filarets bürgerlicher Name war Fjodor Romanow - er war der Vater von Michail Fjodorowitsch, dem Mann, der 1613 der erste Zar der Romanow-Dynastie werden sollte. Also handelte Filaret auch in seinem eigenen Interesse. Wenn Dmitris Leichnam sich nachweislich in Moskau befand, hätten Betrüger, die sich als Sohn Iwan des Schrecklichen ausgeben wollten, keine Chance. Damit wäre der Weg zur Macht für Filarets Familie frei gewesen.
Fjodor Romanow (Metropolit von Rostow und Jaroslawl).
Nikanor TjutrumowWer war Zarewitsch Dmitri und wie ist er gestorben?
Dmitri Iwanowitsch war der letzte Sohn Iwan des Schrecklichen. Dmitris Mutter, Maria Nagaja, war die sechste (oder siebte) Frau des Zaren, die er 1580 heiratete. Nach russisch-orthodoxem Recht war diese Ehe ungültig und Kinder, die aus einer solchen Vereinigung geboren wurden, wurden als Bastarde betrachtet.
Zarewitsch Dmitri.
Michail NesterowWas war mit Iwans vorherigen Frauen geschehen? Einige von ihnen wurden vergiftet und eine wurde ins Exil geschickt - aber das Problem lag bei ihren Nachkommen. Bis 1580 hatte der Zar nur zwei lebende Söhne: Iwan (1554-1581) und Fjodor (1557-1598), die beide aus der ersten Ehe mit Anastasia Romanowa (1530-1560) stammten, die Iwan sehr geliebt hat.
Zarewitsch Iwan starb 1581 und ein weit verbreiteter Mythos behauptet, sein Vater sei dafür verantwortlich, aber es gibt kaum oder gar keine Beweise dafür. Fjodor wurde 1598 von einer mysteriösen Krankheit heimgesucht, und ohne einen gesunden Erben würde die Rurikiden-Dynastie aufhören zu existieren.
Kammern von Zarewitsch Dmitri, Uglitsch.
Lion10 (CC BY-SA 4.0)Im Oktober 1581 gebar Maria Dmitri. Der Zar setzte wahrscheinlich alle seine Hoffnungen auf den Jungen. Er war sein letzter Nachkomme, so unehelich er auch war.
Tod von Dmitri.
Andrzej HryntsevichAls Iwan der Schreckliche 1584 starb, erkannte Fjodor, der der nächste Zar wurde, Dmitri nicht als Nachkomme Iwans an. Er und seine Mutter wurden von Moskau nach Uglitsch geschickt.
Dmitri wurde am 15. Mai 1591 im Hof seines Palastes in Uglitsch mit einer Wunde am Hals tot aufgefunden. Niemand hatte etwas gesehen, es gab keinerlei Zeugen.
Stapel und Ring.
Maksim Schanin (CC BY-SA 4.0)Das letzte Mal, als Dmitri lebend gesehen wurde, spielte er Swaika, ein traditionelles russisches Spiel, bei dem man scharfe Metallspitzen in den Boden stecken muss. Mit ihm spielten zwei andere Jungen, die Söhne der Hofdamen von Maria. Seine Kindermädchen und eine Amme waren zu der Zeit nicht bei ihm. Anscheinend traf eine Spitze Dmitris Hals.
Nur Minuten später wurde Dmitris Leiche gefunden. Maria stürmte auf den Hof und als sie ihren toten Sohn erblickte, schlug sie mit einem Holzstock auf Wassilisa Wolochowa, Dmitris Kindermädchen, ein. Die Amme Arina Tutschkowa vermutete, Dmitri habe sich infolge eines plötzlichen epileptischen Anfalls verletzt.
Als Dmitris Tod bekannt wurde, versammelte sich schnell eine Menge. Maria, immer noch rasend, beschuldigte mehrere Personen der Ermordung des Zarewitsch. Obwohl es keinen Beweis gab, dass einer von ihnen zum fraglichen Zeitpunkt auf dem Hof war, wurden sie von der Menge gelyncht. Man glaubte, sie seien Handlanger von Boris Godunow, dem de facto-Regenten Russlands anstelle von Fjodor.
Die Uglitsch-Glocke ist eine Alarmglocke, die durch Abschneiden der Zunge „hingerichtet“ und nach Sibirien Tobolsk "verbannt" wurde, weil sie die Einwohner der Stadt Uglitsch 1591 über den Tod von Zarewitsch Dmitri informiert hatte.
Matthias Kabel (CC BY-SA 3.0)Die Leiche des Zarewitsch wurde in die örtliche Kirche gebracht.
Eine Kommission verhörte über 150 Menschen in der Stadt. Schuiski, damals noch nicht Zar und Leiter der Kommission, berichtete nach Moskau, dass Dmitri beim Spielen von Swaika tödlich verwundet worden sei. Er setzte auch Maria unter Druck. Sie wurde ins Kloster verbannt.
1606, nachdem Metropolit Filaret den Leichnam des Zarewitsch Leiche nach Moskau gebracht hatte, schwor Wassili Schuiski, dass es Godunows Leute gewesen seien, die 1591 Dmitri getötet hatten. Maria Nagaja, 1606 bereits bekannt unter ihrem klösterlichen Namen Martha, wurde dazu gebracht, ebenfalls diese Version zu erzählen und zu bestätigen, dass es sich um die Leiche ihres Sohnes handele.
Diese Version blieb die offizielle, und als die Romanows 1613 an die Macht kamen, akzeptierten sie diese. Russische Historiker des 19. und 20. Jahrhunderts argumentieren jedoch, dass Dmitry nicht ermordet wurde und dass die erste Untersuchung von 1591 korrekt war.
Kirche des Demetrius auf dem Blut.
Belliy (CC BY-SA 4.0)Der Hauptgrund für diese Sichtweise ist, dass Boris Godunow, wenn er Dmitri hätte töten wollen, dies ganz unauffällig, etwa mit Gift, hätte tun können.
Andererseits gab es keine Berichte darüber, dass Dmitri jemals zuvor an epileptischen Anfällen gelitten hatte. Zudem kann eine Person, die einen Anfall hat, nichts in ihren Händen halten. Dmitri hätte sich daher selbst diese Verletzungen nicht zuführen können. Iwan Krylow, ein sowjetischer Spezialist auf dem Gebiet der Kriminologie und Forensik, war der Ansicht, dass höchstwahrscheinlich einer der Spielgefährten Dmitri versehentlich mit einem Dorn verwundet habe und erschrocken davonlief. Die Akte Uglitsch bleibt weiter Gegenstand von Diskussionen.
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