Warum gibt es in Wuhan ein Denkmal für sowjetische Piloten?

Sputnik; Vmenkov (CC BY-SA 3.0)
Sowjetische Piloten bewiesen Durchhaltevermögen und Heldenmut, um China im Krieg gegen Japan zu unterstützen. Einmal haben sie sogar die Geburtstagsfeierlichkeiten des japanischen Kaisers ruiniert.

Wenn Sie durch den Befreiungspark im Zentrum von Wuhan spazieren, der Stadt, die heute weltweit als der Ort bekannt ist, in dem die Coronavirus-Pandemie begann, stoßen Sie auf einen acht Meter hohen Obelisken, der unter anderem die folgende Inschrift trägt: „Die Erinnerung an sowjetische Piloten wird für immer in den Herzen des chinesischen Volkes lebendig sein.“ Das Denkmal markiert ein Massengrab mit den Überresten von fast 30 sowjetischen Soldaten.

Die Tatsache, dass die Rote Armee am Ende des Zweiten Weltkriegs im August 1945 den nordöstlichen Teil Chinas - die Mandschurei - von der japanischen Besatzung befreit hat, ist allgemein bekannt. Was haben die sowjetischen Piloten in Wuhan getan, um sich die Dankbarkeit des chinesischen Volkes zu verdienen?

Gemeinsamer Feind

Japanische Marine-Landungstruppe sprengt chinesische Pillendose während der Kanton-Operation.

Die sowjetischen Truppen kamen 1937, kurz nach dem Beginn der japanischen Invasion nach China. Moskau sah in Tokios aggressiver Politik eine Bedrohung für die eigene Sicherheit und kam der Bitte der chinesischen Führung um Hilfe nach. Stalin sagte damals: „Wir werden China unterstützen können, vorausgesetzt, es gibt keinen Krieg in Europa.“

Zunächst trug die UdSSR zu einer vorübergehenden Versöhnung zwischen den Kommunisten von Mao Zedong, seinen ideologischen Verbündeten und der regierenden Kuomintang-Partei bei, die es ermöglichte, eine Einheitsfront gegen den Angreifer zu errichten.

Die Rote Armee des chinesischen Volkes.

Moskau war nicht bereit, in einen offenen bewaffneten Konflikt mit Japan einzutreten, sondern gewährte der Regierung von Chiang Kai-shek mehrere Kredite, um sowjetische Waffen zu Vorzugspreisen zu kaufen, 20 Prozent unter dem Weltmarktpreis. Insgesamt versorgte die Sowjetunion China von Oktober 1937 bis 1941 mit 1.235 Jägern und Bombern, 82 Panzern, 16.000 Artilleriegeschützen, über 14.000 Maschinengewehren, 50.000 Gewehren, fast 2.000 Fahrzeugen und Traktoren sowie Munition, Gasmasken und Medikamenten und vielem mehr.

Die Sowjetunion begann, heimlich Militärspezialisten nach China zu entsenden, die sich - um einen Konflikt mit Japan zu vermeiden - als Freiwillige positionierten. Es gelang ihnen, die Kampfkraft von 40 (von insgesamt 246) Infanteriedivisionen der schlecht ausgebildeten chinesischen Armee zu erhöhen, berittene Divisionen aufzubauen und Panzer- und Flugbesatzungen intensiv zu trainieren.

Chiang Kai-shek.

Die wichtigste Rolle unter diesen Spezialisten spielten sowjetische Piloten, die nicht nur ihre chinesischen Kollegen ausbildeten, sondern auch selbst aktiv an Luftschlachten teilnahmen.

Angriff auf Taiwan

Die Japaner wurden am 21. November 1937 in einer Luftschlacht um die chinesische Hauptstadt Nanjing erstmals auf den neuen, ernstzunehmenden, Feind aufmerksam, als sieben sowjetische I-16-Jäger auf 20 japanische Flugzeuge stießen und zwei Jäger und einen Bomber abschossen. Auf sowjetischer Seite gab es keine Verluste zu verzeichnen.

Sowjetische Flieger am Flugplatz Hankou in Wuhan.

Die sowjetischen Piloten waren den Japanern zahlenmäßig unterlegen und mussten täglich vier bis fünf Einsätze fliegen, um die chinesischen Städte zu verteidigen.

Am 23. Februar 1938, zum 20. Jahrestag der Roten Armee, führten 28 SB-Bomber, die eine Distanz von fast 1.000 km ohne Deckung zurückgelegt hatten, einen Schlag auf einen der wichtigsten japanischen Luftwaffenstützpunkte auf der Insel Taiwan durch (bekannt als Formosa). Um Treibstoff zu sparen und ihre Reichweite zu erhöhen, flogen die Bomber in einer Höhe von etwa 5.000 Metern.

Sowjetische Bomber in China.

Ohne Sauerstoffmasken verbrachten die Piloten den gesamten Flug aufgrund von Hypoxie an der Grenze ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit. „Das Herz schlägt schneller, der Kopf dreht sich, man fühlt sich schläfrig ... Man muss auf seine körperliche Ausdauer vertrauen", erinnerte sich der Schlachtzugskommandant Fjodor Polynin in seinen Memoiren.

Der Angriff auf Taiwans Luftwaffenstützpunkt Matsuyama überraschte die Japaner. Dabei wurden 40 japanische Flugzeuge zerstört, die in Container zerlegt gelagerten, nicht eingerechnet. Hangars brannten aus und der Treibstoffvorrat für drei Jahre wurde vernichtet. Am Ende wurde der Gouverneur von Taiwan abgesetzt. Der Kommandant des Luftwaffenstützpunkts beging Selbstmord.

„Schwert der Gerechtigkeit“

Im Frühjahr 1938 ließen die japanischen Luftstreitkräfte einen Bombenhagel auf Wuhan nieder. Als eine der wichtigsten Städte des Landes war sie nach dem Fall von Nanjing im Dezember 1937 ein vorübergehender Zufluchtsort für die chinesische Regierung und das Militärkommando geworden.

Sowjetischer I-16-Jäger mit chinesischer Flagge.

Am 29. April beschlossen die japanischen Piloten, Kaiser Hirohito zum Geburtstag ein besonderes Geschenk zu machen. Sie wollten der Stadt einen vernichtenden Luftangriff zufügen. An dem japanischen Überfall waren 18 Bomber beteiligt, die von 27 Jagdflugzeugen gedeckt wurden. Als sie sich Wuhan näherten, wurden sie von 64 sowjetischen I-15- und I-16-Jägern empfangen.

Insgesamt wurden während der Luftschlacht, die nur eine halbe Stunde dauerte, elf feindliche Jagdflugzeuge und zehn Bomber abgeschossen. Die sowjetische Seite verlor zwölf Flugzeuge. Die Japaner, die von dem plötzlichen Angriff erschüttert waren, ließen sich etwa einen Monat lang nicht mehr am Himmel über Wuhan blicken. Ein weiterer Versuch, den sie am 31. Mai unternahmen, schlug ebenfalls fehl. Sie verloren 14 Flugzeuge und so berühmte Staffeln der kaiserlichen japanischen Luftwaffe wie „Samurai“ und „Vier himmlische Könige“ wurden besiegt. Aufgrund ihres Beitrags zur Verteidigung der Stadt nannten die Chinesen die sowjetischen Piloten respektvoll „Schwert der Gerechtigkeit".

Denkmal an den Gräbern der sowjetischen Flieger in Wuhan.

Als 1940 die Beziehungen zwischen den Kuomintang und den Kommunisten von Mao vollständig zusammenbrachen, begann die UdSSR allmählich, ihre militärische Hilfe für die Regierung Chiang Kai-shek auslaufen zu lassen. Sowjetisches Personal nahm nicht mehr an Aktionen gegen die Japaner teil.

Insgesamt wurden von den 700 Piloten und Luftfahrttechnikern, die Moskau zwischen 1937 und 1940 nach China geschickt hatte, 214 getötet. Die Überreste vieler von ihnen ruhen in Dutzenden von Massengräbern im ganzen Land, die vom chinesischen Staat gepflegt werden.

 

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