Wenn Sie schon einmal in einem russischen Dorf waren, werden Sie die Holzplanken an Flüssen und Seen bemerkt haben, die sich vom Ufer bis zur Mitte erstrecken. Diese Plattformen wurden nicht zum Fischen oder zur Beobachtung der Unterwasserbewohner gebaut, sondern zum Wäschewaschen.
Noch vor einem knappen Jahrhundert wurde auch in Moskau und St. Petersburg auf diese Weise gewaschen. Es war eine sehr harte Arbeit, vor allem in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg, als nicht alle Häuser fließendes Wasser besaßen. Heute werden diese Holzplattformen meist zum Waschen von Teppichen verwendet - und das nur im Sommer, wenn das Wasser warm ist.
Um zu Hause zu waschen, benutzten die Menschen einen Bottich und ein Waschbrett. Die Kleidung wurde auf dem Brett gerieben und dann in Seifenwasser im Bottich gespült. Anstelle von Waschpulver benutzten die Menschen meistens Waschseife. Das hört sich ziemlich einfach an, aber tatsächlich war auch das schwer und man konnte sich die Hände am rauen Waschbrett verletzen. Ein Vorteil war, dass man nicht auf Strom angewiesen war.
Weiße Sachen - Bettwäsche, Hemden, Handtücher - wurden vor dem Waschen eingeweicht. Dazu wurde geriebene Waschseife in heißem Wasser aufgelöst und die Wäsche für mehrere Stunden in dieses Wasser gelegt. Besonders verschmutzte Sachen konnten in einer Seifenlösung unter Zusatz von Soda gekocht werden. Die Waschseife enthielt eine große Menge an Alkali, wodurch sie Fett zersetzen konnte.
Die ersten Waschmaschinen erschienen in der UdSSR Mitte der 1950er Jahre. Die Wartelisten für die einfachsten Varianten der Modelle Vyatka, Riga, Ural oder Oka betrugen mehrere Monate. Aber das Warten lohnte sich, denn eine Waschmaschine sparte viel Zeit und Mühe. Alle diese Modelle hatten eine mehr oder weniger ähnliche Konstruktion. Im Volksmund wurden sie als „Eimer mit Motor" bezeichnet. Das Gerät wurde in eine Badewanne gestellt, mit Leitungswasser gefüllt und dann ging es los. Die verbrauchte Seifenlauge aus der Maschine wurde dann durch einen Gummischlauch in die Wanne abgelassen. Diese Maschinen waren an sich recht einfach zu handhaben. Selbst das Befüllen mit Wasser und das anschließende Entleeren war kein großes Problem. Ihr Hauptmanko war das Fehlen eines Schleudergangs (es gab zwar entsprechende Geräte, zum Auswringen, aber die funktionierten nicht sehr gut und wurden praktisch von niemandem benutzt). Deshalb wurde Wäsche in der Badewanne gespült und mit der Hand ausgewrungen (was der schwierigste Teil war).
Sowjetische Ingenieure entwickelten auch kompakte Waschmaschinen, die nicht viel Platz brauchten und für kleine Wohnungen geeignet waren. Das erste Modell hieß Malyutka (Russ.: Baby), und alle nachfolgenden Varianten dieses Waschmaschinentyps wurden inoffiziell mit demselben Namen bezeichnet. Sie werden in Russland immer noch verkauft und sind besonders für Datschen gefragt. Mit einem Gewicht von unter 10 kg und einem Preis von einem Drittel oder einem Viertel einer Standard-Waschmaschine kann das „Baby“ bis zu vier Kilo Wäsche in einem Durchgang waschen.
Ein Durchbruch in der sowjetischen Waschmaschinenindustrie kam in den späten 1970er Jahren mit dem Start der Produktion der halbautomatischen Waschmaschine Ewrika. Sie kostete viel und war nur durch gute Beziehungen zu bekommen. Sie erforderte eine fachmännische Installation, wog so viel wie eine „gusseiserne Brücke“ (ca. 80 kg) und wurde mit einem Wasserschlauch an den Wasserhahn angeschlossen. Aber im Gegensatz zu ihren Vorgängern hatte sie einen Spül- und einen Schleudergang, so dass das Ergebnis nicht nur saubere, sondern auch nicht mehr tropfnasse Wäsche war. Während des Schleudergangs rüttelte und hüpfte sie jedoch so stark, dass sie mit einem speziellen Ständer versehen werden musste. „Wenn der Schleudergang begann, sagte meine Großmutter zu meinem Großvater: ‚Wolodja, komm und halte sie!' Also hielten die beiden die Maschine von oben fest und ließen sie erst los, wenn das Schleudern vorbei war. Der Krach war furchtbar", erinnert sich Wasja Schapowalow aus Moskau an seine Kindheit in den 1980er Jahren.
Später erschienen vollautomatische Waschmaschinen, die Wjatka-Awtomat, aber sie waren eine Rarität, die nur wenige besaßen und kostete Unsummen.
Gleichzeitig mit den Waschmaschinen begann die UdSSR mit der Produktion von synthetischen Waschmitteln. Das erste Waschmittel namens Novost kam 1953 in der Sowjetunion auf den Markt. Es basierte auf hydriertem Tierfett. Mitte der 1960er Jahre erweiterte sich das Angebot an Waschmitteln. Die Marken Era, Lotos, Astra, Luch und andere kamen auf den Markt. Neben dem Waschpulver gab es auch Waschpasten: Sie rochen fürchterlich, wurden aber mit jedem Fleck fertig. „Man konnte damit Kleidung waschen, aber auch die Hände oder den Fußboden schrubben. Auch heute noch kann nichts die Hände nach einer Autoreparatur so gut von Ruß oder Dreck befreien wie eine Paste", erinnern sich die Russen.
Eines der Ziele des Sowjetregimes, vor allem in den ersten Jahren, war es, die Frauen von der Sklaverei der Hausarbeit zu befreien. Im ganzen Land entstanden Kantinen, Küchenfabriken und riesige mechanisierte Wäschereien, die die Hausarbeit übernahmen. Es gab Wäschereien in Fabriken für die Fabrikarbeiter, und öffentliche Wäschereien für Jedermann. Die Wäschereien mussten, wie alles andere im Land, nach bestimmten Standards arbeiten.
In den 1970er Jahren gab es in vielen Großstädten bereits Selbstbedienungswäschereien. In Moskau war eine der ersten der Waschsalon Chaika, in dem man gegen eine geringe Gebühr seine Kleidung und Wäsche waschen und trocknen lassen konnte. Auch ein Bügelservice und eine chemische Reinigung wurden angeboten.
Heutzutage ist es schwierig, sich eine Stadtwohnung ohne Waschmaschine vorzustellen. Daher sind die riesigen Wäschereien, die zu Sowjetzeiten florierten, nicht mehr gefragt, obwohl es sie immer noch in jeder Stadt in Russland gibt, ebenso wie die chemischen Reinigungen. Sie werden vor allem für die Reinigung von Gegenständen genutzt, die zu Hause schwer zu pflegen sind: Teppiche, Bettdecken und Mäntel.