Sowjetische Fußballspieler in Paris, 1926. Kapitän Pjotr Artemjew hält eine kommunistische Flagge.
Public domainDie Symbolik und Hymnen sozialistischer Länder waren bei internationalen Wettbewerben in Europa nicht gern gesehen. Die rote Fahne der UdSSR beispielsweise war verboten, ebenso das Abspielen der Nationalhymne der Sowjetunion. Die sowjetischen Fußballer fanden während einer Reise zu Länderspielen gegen das Baltikum, Skandinavien und Deutschland im Jahr 1932 einen geschickten Ausweg aus dieser Situation. Kapitän Pjotr Artemjew passierte den Zoll mit einer um den Körper gewickelten Flagge. Wenn ein Spiel begann, lief die sowjetische Mannschaft mit dem großen, entfalteten roten Tuch auf dem Platz ein.
Wadim Sinjawski
Public domainRadio und Sport gewannen gleichzeitig an Popularität in der UdSSR. Am 26. Mai 1929 wurde das Fußballspiel zwischen der Ukraine und der Moskauer Mannschaft zum ersten Mal in der Geschichte im Radio von dem 22-jährigen Wadim Sinjawski kommentiert, der später ein legendärer Kommentator und einer der ersten Sportjournalisten in der UdSSR werden sollte. Sinjawski verfügte über ein fantastisches Gehör und war vor seinem Moderatorenjob Pianist in Moskau.
Im Jahr 1936 fand auf dem Roten Platz ein Fußballspiel statt. Und der wichtigste Mann im Publikum war Josef Stalin, der ein großer Fan des Sports war. Das Spiel war als Abschluss einer groß angelegten Sport-Parade geplant. Das Spiel fand zwischen den Stamm- und Reservespielern von Spartak Moskau statt. Ein riesiger Teppich, 9.000 Quadratmeter groß, wurde auf dem Platz ausgerollt. Rund 3.000 Menschen schufteten bei der Herstellung. Das Spiel brachte jedoch keine überraschenden Wendungen. Sein Ablauf war genau festgelegt worden. Immerhin bekam der sowjetische Führer alle denkbaren Torszenarien zu sehen.
Ein „GTO“-Banner
N.Kubeev/MAMM/MDFIm Jahr 1932 entwickelte das Land im Rahmen eines groß angelegten Projekts eine Sportnorm, die sogenannte „GTO“ - Gotow k Trudu i Oborone („Bereit zur Arbeit und Verteidigung“). Demnach sollte jeder Sowjetbürger ein guter Läufer, Springer, Schütze, Werfer, Schwimmer sein und Klimmzüge in beeindruckender Zahl schaffen können. Die Beurteilung erfolgte anhand der „GTO“-Normen, die bis zum Untergang der UdSSR Bestand hatten. Erfolge wurden mit Abzeichen belohnt.
Der Preis für die nationale Fußballmeisterschaft aus der Vase.
Alexander Abaza/MAMM/MDFLange Zeit war die sowjetische Führung dagegen, ihre Sportler zu belohnen. Man war der Meinung, dass Medaillen und Belohnungen eine Facette des bürgerlichen Westens seien und sich in einem sozialistischen Land niemals durchsetzen würden. Mit der Zeit änderte sich das. Der Hauptpreis für den Sieg in der nationalen Fußballmeisterschaft wurde vom Chef des Fußballbundes, Aleksei Sokolow, entworfen. In den 1930er Jahren erwarb er in einem Moskauer Antiquitätengeschäft eine Vase. Sie erhielt dann Füße und das Wappen der UdSSR. Auf ihr thronte die Figur eines Fußballspielers.
FC Spartak bei der Athletenparade, 1937.
Public DomainIm Frühjahr 1942 verhaftete der Geheimdienst NKWD die Legende und das lebende Symbol von Spartak Moskau, Nikolai Starostin. Später wurden auch seine drei Brüder in die Lubjanka gebracht (das Hauptquartier des sowjetischen Geheimdienstes KGB und später des FSB). Auch sie waren Spartak-Spieler. Die Ermittlungen dauerten mehr als anderthalb Jahre, wobei die vier Brüder für einen geplanten Mordanschlag auf Josef Stalin angeklagt wurden, der angeblich während einer großen Parade im Jahr 1937 geplant war. Später wurde die Anklage in „Lobpreisung eines bürgerlichen Sports und Versuch, ihn mit bürgerlichen Werten zu infizieren“ geändert. Es wurde behauptet, dass sich ein Auto, das wie ein Fußballschuh aussah, dem Mausoleum bis auf zehn Meter genähert hätte, was den Starostins angeblich die Möglichkeit gegeben hätte, einen Terrorakt zu verüben. Die Brüder wurden angeklagt und zu zehn Jahren Haft verurteilt, die sie in verschiedenen Arbeitslagern verbringen sollten. Sie sollten keinen Kontakt zueinander haben.
Auf dem Dynamo-Schießstand bei Moskau, August 1941.
Public domainMoskau war einer der letzten Orte in Europa, an dem in Kriegszeiten eine Fußballmeisterschaft ausgetragen wurde. Während sich die Soldaten auf dem Schlachtfeld heftige Auseinandersetzungen mit dem Feind lieferten, ging der Fußball zunächst wie gewohnt weiter. Am fünften Tag des Krieges wurde vom NKWD die OMSBON - oder die „Motorisierte Spezialeinsatzbrigade“ - gebildet. Sie umfasste alle Arten von Sportlern - von Hebern über Schützen bis hin zu Skifahrern, Boxern oder Schwimmern. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, hinter den feindlichen Linien Sabotage zu betreiben.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!