Der Krieg in Europa, der sich so weit entfernt von der Mongolei abspielte, erreichte dennoch das Land. In mancher Hinsicht war die Unterstützung, die dieses dünn besiedelte und arme Land der UdSSR gab, mit der Hilfe der Vereinigten Staaten durch das Lend-Lease-Programm vergleichbar.
Die mongolische Führung war nicht in der Lage, ihre Truppen in den Westen zu schicken: Japan stellte noch immer eine konkrete Bedrohung dar, und das Land konnte ohnehin kein nennenswertes Kontingent an Expeditionsstreitkräften aufstellen. Daher wollte die Republik ihre Bemühungen darauf konzentrieren, ihrem nördlichen Nachbarn jede erdenkliche nichtmilitärische Unterstützung zukommen zu lassen.
Die Mongolei startete eine Kampagne, um Geld und Geschenke für die Soldaten der Roten Armee zu sammeln. Bereits im Oktober fuhr der erste Zug mit Schafsfellmänteln, Pelzwesten, warmen Handschuhen, Filzstiefeln, Pullovern und Gürteln, die von mongolischen Bürgern gespendet worden waren, in die Sowjetunion. Die nächste Lieferung im Februar 1942 enthielt ebenso Lebensmittel: Fleisch, Wurst, Butter, Süßwaren. Bis Anfang 1945 wurden Züge mit Hilfsgütern in die UdSSR verschickt.
Viehzüchterin Engaelyn Badam
Archive photoEine der großzügigsten Spenderinnen war die nomadische Viehzüchterin Engaelyn Badam. Im Namen ihrer Familie spendete sie für die Front 16 Kamele, 93 Pferde, 1.600 Schafe sowie eine Summe von 10.000 Tugriks, genug, um 12.500 weitere Schafe zu kaufen.
Neben den Spenden lieferte die Mongolei regelmäßig große Mengen an Fleisch, Wolle, Schafsfellen und Pferden zu symbolischen Preisen an die UdSSR. Im Gegenzug belieferte Moskau die Mongolei mit Industrieprodukten und Nahrungsmitteln, die das asiatische Land benötigte, und erließ der Mongolei ihre Schulden.
Während des gesamten Krieges belieferte die Mongolei ihren nördlichen Verbündeten mit rund 500.000 Tonnen Fleisch (die USA lieferten der UdSSR 665.000 Tonnen Fleischkonserven) und 64.000 Tonnen Wolle (gegenüber 54.000 Tonnen aus den USA). Jeder fünfte Mantel, den von den Soldaten der Roten Armee getragen wurde, war aus mongolischer Wolle gefertigt.
Die Mongolische Volksrepublik war faktisch der einzige Lieferant von Schafsfellen für die UdSSR. Das Material wurde für die Herstellung von Wintermänteln für die Kommandeure der Roten Armee verwendet.
Ein weiterer wichtiger Bereich, der durch die mongolische Hilfe für die UdSSR entscheidend war, war die Lieferung von Pferden. Allein in der ersten Zeit des Krieges verlor die Sowjetunion fast die Hälfte ihres Bestandes: Im September 1942 waren von 17,5 Millionen Pferden nur noch neun Millionen übrig.
Während des gesamten Krieges kaufte der mongolische Staat fast 485.000 Pferde von seinen Viehzüchtern auf, um sie an die Sowjetunion zu liefern. Weitere 32.000 Pferde wurden von Viehhirten gespendet. Die pflegeleichten und widerstandsfähigen Tiere konnten sich sehr gut an die harten Bedingungen der Ostfront anpassen und waren für die sowjetischen Truppen beim Transport von Gütern und Artilleriegeschützen eine wichtige Hilfe, bis der Mangel an Lastwagen behoben wurde. Jedes fünfte Pferd, das an der sowjetischen Front eingesetzt wurde, kam aus der Mongolei.
„Die Pferde hatten hervorragende Marscheigenschaften“, erinnerte sich der sowjetische General Issa Plijew. „Das kurze mongolische Pferd hat einen kräftigen Körperbau und stämmige Beine mit kleinen, starken Hufen. Es ist in der Lage, mehrere Tage hintereinander eine Strecke von jeweils 100 Kilometern an einem Tag zurückzulegen... So erreichte das kräftige und pflegeleichte mongolische Pferd zusammen mit sowjetischen Panzern Berlin.“
1942 begann die mongolische Führung mit der Sammlung von Geldern für eine Panzerkolonne, die sie der Roten Armee schenken wollte. Ein Jahr später kam es zur Übergabe der 112. Panzerbrigade mit 32 T-34-Panzer und 21 leichten T-70-Panzer, die mit dem gesammelten Geld hergestellt worden waren, an die Sowjetunion.
Eine Panzerkolonne, die die mongolische Führung der Roten Armee schenkte.
TASSDie 112. Brigade, die den Namen „Revolutionäre Mongolei“ erhielt, nahm an der Schlacht von Kursk teil, wo sie sich in den Kämpfen gegen die Wehrmachtsdivision Großdeutschland erfolgreich durchsetzte.
Im Sommer 1943 wurde mit Spendengeldern der mongolischen Bevölkerung die 2. Jagdstaffel, die sogenannte Mongolische Arat-Staffel, aufgestellt. „Eins nach dem anderen tauchten zwölf nagelneue La-5-Kampfflugzeuge hinter dem Wald auf, jedes mit der leuchtend roten Aufschrift ‚Mongolian Arat‘ auf dem Rumpf. Nachdem sie über dem Flugplatz gekreist waren, rollten die Flugzeuge zu einem speziell ausgewiesenen Bereich. Die Rufe ‚Hurra, mongolische Arat!‘ und ‚Hurra, mongolisches Volk!‘ übertönten das Dröhnen der Motoren“, erinnerte sich Generalleutnant Alexander Semjonow an diesen Tag zurück. Das Geschwader nahm an wichtigen Schlachten wie der Operation Bagration sowie an den Operationen in Berlin und Prag teil.
Die 2. Jagdstaffel, die sogenannte Mongolische Arat-Staffel.
Public DomainDarüber beteiligten sich zwischen 500 und mehreren Tausend mongolische Freiwillige an den Kämpfen gegen die Deutschen an der Ostfront. Die Befehlshaber der Roten Armee schätzten sie wegen ihrer hervorragenden Fähigkeiten als Jäger und Reiter, so dass mongolische Freiwillige hauptsächlich in Kavallerieeinheiten dienten und erfolgreich als Späher und Scharfschützen eingesetzt wurden.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!