1. Afanasi Nikitin
Der russische Kaufmann aus Twer ging als einer der ersten Europäer in die Geschichte ein, der nach Indien reiste. Er dokumentierte sein Abenteuer in einem Buch mit dem poetischen Titel „Die Reise über drei Meere“. Nikitin verließ seine Heimatstadt Twer um 1466. Die herausfordernde und riskante Reise hatte ursprünglich Bahmani, einen Teil des heutigen Indiens, zum Ziel. Der Weg führte Nikitin aber auch nach Derbent, Persien, Oman, Somalia und weitere Orte, wo er teils Jahre verbachte. Er beobachtete die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Besonderheiten der abgelegenen Regionen und Gebiete.
2. Semjon Deschnjow
Dieser Russe hätte der Entdecker des Jahrhunderts werden können, doch blieb seine Leistung weitgehend unbeachtet. Deschnjow war 1648 der erste Mensch, der die Beringstraße, die Russlands Fernen Osten von Alaska trennt, durchsegelte, 80 Jahre bevor Vitus Bering - ein anderer russischer Entdecker, der der Straße seinen Namen gab - dies tat.
Deschnjows Expedition kam einem Selbstmordkommando gleich, denn bis auf ein Schiff gingen alle anderen unterwegs verloren. Obwohl der Entdecker nicht die Lorbeeren für diese wichtige geografische Erkundung erntete, gab er immerhin dem Ostkap [russisch: „Mys Deschnjow“], das den östlichsten Punkt des asiatischen Festlands bildet, seinen Namen.
3. Vitus Bering
Dieser in Dänemark geborene Entdecker, der als Offizier in der russischen Marine diente, leitete zwei bahnbrechende russische Expeditionen, die Erste Kamtschatka-Expedition von 1725 bis 1731 und die Große Nordexpedition von 1733 bis 1743.
Bering wurde unter seinem russischen Namen Iwan Iwanowitsch Bering weithin bekannt. Er erforschte die nordöstliche Küste des asiatischen Kontinents und die westliche Küste des nordamerikanischen Kontinents. Obwohl der Entdecker während seiner zweiten Expedition starb, sind geografische Objekte auf beiden Hemisphären nach ihm benannt, ein jeder kennt die Beringstraße.
4 & 5. Dmitri und Chariton Laptew
Die Cousins Laptew waren Mitarbeiter von Vitus Bering und nahmen zusammen mit ihm an der Großen Nordexpedition teil. Die Cousins leiteten zwei verschiedene Teams der Expedition und folgten daher unterschiedlichen Routen. Daher machten sie auch unterschiedliche Entdeckungen.
Dmitri erkundete als erster die russische Küste von der Mündung der Lena bis zur Mündung der Kolyma im russischen Norden. Chariton erforschte den nördlichsten Teil der sibirischen Küste. Er bestimmte die Größe und die Umrisse der riesigen Taimyr-Halbinsel und entdeckte zahlreiche Küsteninseln in diesem Gebiet. Die Laptewsee im Arktischen Ozean wurde zu Ehren der beiden Vettern benannt.
6. Iwan Krusenstern
Der aus einer adligen, aber armen deutschen Familie stammende Adam Johann von Krusenstern, auch bekannt als Iwan Fjodorowitsch Krusenstern, leitete die erste russische Weltumsegelung, die von 1803 bis 1806 stattfand.
Der erfahrene Entdecker wurde von Zar Alexander I. mit der Leitung der Mission betraut. Die Hauptziele dieser beispiellosen Unternehmung waren die Förderung des Pelzhandels mit Russisch-Amerika, die Einrichtung von Seehandelsrouten mit China und Japan, die Erleichterung des Handels mit Südamerika und die Untersuchung der kalifornischen Küste auf die Möglichkeit, dort eine russische Kolonie zu errichten.
Obwohl nicht alle Ziele der Expedition erreicht wurden (beispielsweise verweigerte Japan den russischen Schiffen die Einreise), war diese erste russische Weltumsegelung ein wichtiger Meilenstein in der wissenschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklung Russlands.
7. Juri Lissjanski
Als enger Mitarbeiter von Iwan Krusenstern kommandierte Lissjanski das zweite Schiff von Krusensterns Expedition, die „Newa“ um den Globus. Krusensterns Schiff hieß „Nadeschda“, zu Deutsch „Hoffnung“. Sie starteten gemeinsam und trennten sich vor Hawaii, wo Lissjanski weiter in Richtung Alaska fuhr. Die Insel Lisianski im Archipel von Hawaii trägt heute seinen Namen.
8. Wassili Golownin
Dieser russische Draufgänger unternahm zwei Weltumsegelungen und entkam zweimal der Gefangenschaft durch feindliche Kräfte.
Im Jahr 1807 übernahm Golownin das Kommando über die Schaluppe „Diana“ und startete von der russischen Hafenstadt Kronstadt zum Kap der Guten Hoffnung in Südafrika. Da er zehn Monate lang auf See war, konnte Golownin nicht wissen, dass sich die Beziehungen zwischen dem Russischen Reich und Großbritannien inzwischen so sehr verschlechtert hatten, dass ein Krieg zwischen den beiden Ländern ausbrach. In Simon's Town wurden Golownins ahnungslose Mannschaft und ihr Schiff von den Briten als feindliches Schiff festgehalten. Es hieß, man warte auf Anweisung aus London. Nach einem Jahr dämmerte es Golownin, dass diese Anweisungen wohl nie kommen wird und er plante eine waghalsige Flucht. Zum richtigen Zeitpunkt kappte die Besatzung die Ankertaue und segelte an mehreren ahnungslosen britischen Kriegsschiffen vorbei aus der Bucht hinaus.
Das zweite Mal, dass Golownin aus der Gefangenschaft entkam, war in Japan. Im Jahr 1811 wurden Schiff und Mannschaft von japanischen Kriegern gefangen genommen, die die Russen beschuldigten, gegen die japanische Politik zu verstoßen, die Ausländern die Einreise ins Land verbot. Erst 1813 freigelassen, veröffentlichte Golownin einen Bericht über seine Jahre in Gefangenschaft, der zu einer einzigartigen Quelle des Wissens über eine der bis dahin abgeschiedensten Kulturen der Welt wurde.
9 & 10. Fabian Bellingshausen und Michail Lasarew
Diese beiden russischen Marineoffiziere entdeckten die Antarktis im Jahr 1820. Obwohl der britische Entdecker James Cook 1773 den Polarkreis überquerte und bis auf 150 Meilen an die Küste des Kontinents herankam, bekam er das Festland der Antarktis nie zu Gesicht.
Fabian (oder Faddei auf Russisch) Bellingshausen und Michail Lasarew beseitigten während ihrer Weltumseglungsexpedition mit zwei Schiffen, die von 1819 bis 1821 dauerte, alle Unsicherheiten bezüglich des sechsten Kontinents. Die beiden Schaluppen – „Wostok“ unter dem Kommando von Bellingshausen und „Mirny“ unter dem Kommando von Lasarew - umrundeten den neu entdeckten Kontinent zweimal und verloren sich dabei nie aus den Augen.