Mitte der 1970er Jahre beschlossen die sowjetischen Behörden, ein Meer südlich der Hauptstadt des Landes zu schaffen. Als „Meer“ wurde offiziell ein großes Wasserreservoir bezeichnet, das in der Gegend der Stadt Podolsk, das im Moskauer Außenbezirk liegt, angelegt werden sollte.
Mit einer Fläche von über 830 Hektar und einem Wasservolumen von 47 Millionen Kubikmetern hätte das „Podolsker Meer“ das Problem der Frischwasserversorgung der südlichen Regionen der schnell wachsenden Metropole gelöst. Außerdem sollte der 60 km lange Küstenstreifen zu einem Erholungsgebiet für Millionen von Moskauern werden. Hier hätten sie sich an den ausgebauten Stränden bequem sonnen und schwimmen können.
Der 1975 genehmigte Bauplan sah eine Kaskade von drei Staudämmen am Zusammenfluss der Flüsse Motscha und Pachra vor, die einen gleichmäßigen Wasserspiegel über ein großes Gebiet gewährleisten sollten. Die Höhe des Damms sollte mehr als 21 Meter betragen.
Die Bewohner der umliegenden Siedlungen wurden nach Podolsk umgesiedelt. Gleichzeitig verhängten die Behörden ein Verbot der Umsiedlung in das Gebiet des künftigen Stausees und der Durchführung jeglicher Bauarbeiten dort.
Nach der Rodung des Waldes wurde mit dem Bau des Staudamms begonnen, der sich über einen Großteil der 1980er Jahre hinzog. Bis zum Ende des Jahrzehnts wurde jedoch nur ein Viertel der geplanten Arbeiten abgeschlossen.
Der Zusammenbruch der Sowjetunion und die darauffolgende jahrelange Wirtschaftskrise beendeten das ehrgeizige Bauprojekt. Heute streift dort nur noch der Wind und gelegentlich ein Tourist zwischen den verfallenen, riesigen Betonbauten umher.
Es gibt heutzutage keine Notwendigkeit für eine Reaktivierung des Projektes „Podolsker Meer“. Moderne Wasseraufbereitungsanlagen sorgen dafür, dass die russische Hauptstadt selbst bei weiter wachsender Bevölkerung ausreichend und optimal mit Frischwasser aus der Wolga und der Moskwa versorgt wird.