Was Zöpfe ursprünglich für russische Frauen bedeuteten

Nikolai Malyshev; Vladimir Smirnov/TASS
Woran man erkennt, ob ein Mädchen single oder vergeben ist, erklären wir euch im Folgenden. Ihr müsst euch nur ihre Frisur ansehen!

Vor einem Jahrhundert war es nahezu unmöglich, auf eine russische Frau mit einem Kurzhaarschnitt zu treffen. Es galt aber auch nicht die gesellschaftliche Norm, mit offenem Haar herumzulaufen – Frauen jeden Alters trugen ihr Haar lang und geflochten.

Zöpfe als Statussymbol

Auf den ersten Blick scheint sie die einfachste Frisur zu sein: Ein langer, geflochtener Zopf. Genau dieser hatte für die Frauen im damaligen Russland (Rus) eine sakrale Bedeutung. Erstens wurde dadurch klar, ob eine Frau alleinstehend oder in einer Beziehung war. Ein unverheiratetes Mädchen trug einfach einen geflochtenen Zopf, wenn sie aber einen Verlobten hatte, flochte sie ein helles Band in den Zopf.

Zwei Schleifen bedeuteten, dass die Eltern des Mädchens der Heirat bereits zugestimmt hatten.

Zwei geflochtene Zöpfe hingegen durften nur verheiratete Frauen tragen. Im damaligen Russland gab es das Ritual, den Zopf am Vorabend der Hochzeit zu entflechten, was den Abschied vom Leben als junges Mädchens symbolisierte.

Da der Familienstand die Frau dazu verpflichtete, ihren Kopf stets bedeckt zu halten, wurden beide Zöpfe unter dem Kopfschmuck versteckt und niemand außer Familienangehörige durfte ihr Haar sehen. Wenn eine Frau nicht heiratete, trug sie bis ins hohe Alter lediglich einen einzigen geflochtenen Zopf.

Ein geflochtener Zopf für eine Frau ist wie ein Bart für einen Mann

Der geflochtene Zopf für Frauen galt als Ehrensymbol, ebenso wie der Bart für Männer: Am Zopf zu ziehen wurde als große Beleidigung angesehen. Im damaligen Russland war das erzwungene Abschneiden des Zopfes einer Bäuerin eine Strafe für schwere Vergehen.

Gleichzeitig konnte die junge Frau den Zopf als Zeichen der Trauer selbst abschneiden, wenn ihr Bräutigam starb. Auf diese Weise drückte sie ihre Abneigung gegen eine erneute Heirat aus. In einigen Regionen gab es den Brauch, dem zukünftigen Ehemann den Zopf zu schenken – so legte man symbolische sein Leben in die Hände des Bräutigams.

Die Macht liegt im Haar

Slawen waren sehr abergläubisch, was Haare betraf. Hauptsächlich glaubten sie daran, dass das Haar die Lebenskraft eines Menschen enthielt und es deshalb notwendig war, es mit Sorgfalt zu behandeln.

Kleinen Kindern wurden nicht vor einem bestimmten Alter (mancherorts bis zum Altern von 3 Jahren oder sogar 5 Jahren) die Haare geschnitten und man versuchte, sie auch nicht zu kämmen. Der erste Haarschnitt war dann so etwas wie ein Ritual und eines der wichtigsten Ereignisse im Leben der jungen Slawen.

Mädchen lernten von klein auf, ihr Haar zu pflegen. Sie vertrauten nur Menschen, die ihnen nahe standen, an, ihr Haar zu kämmen und zu flechten. Je dicker der Zopf gewesen ist, desto beneidenswerter war die Braut.

Damit Haare schneller und dichter wuchsen, schnitten sich junge Frauen ab 16 Jahren die Haarspitzen ab, was nur bei zunehmendem Mond gemacht wurde. Das abgeschnittene Haar konnte dann auch nicht einfach weggeworfen werden. Dies war ein schlechtes Omen, also wurde es verbrannt.

Man hielt es nicht nur für unanständig, offenes Haar zu tragen, sondern auch für gefährlich: Junge Frauen seien so negativem Einfluss ausgesetzt. Am heidnischen Feiertag Iwan Kupala durften junge Mädchen jedoch ihr Haar offen tragen, um mit der Geisterwelt „in Kontakt zu treten“.

Auch slawische Hexen wurden mit offenem Haar dargestellt: Von Meerjungfrauen bis hin zu Baba Jaga.

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