Tabakerka "Venus und Amor" von M. Perkhin 1886/1895.
Fabergé-MuseumDie exquisiten Arbeiten des Meisters Michail Perchin, der für die Firma Carl Fabergé arbeitete, sind eine Art „Antwort“ auf die Frage Alexanders III., ob russische Juweliere denn Schmuckstücke herstellen könnten, die nicht schlechter als die ihrer französischen Kollegen seien. In Anlehnung an die Schnupftabakdose von Joseph Etienne Blairzy aus der Sammlung von Katharina der Großen schuf Perchin eine eigene Variante. Er verzierte das goldene Kästchen mit grüner Emaille und trug auf dem Deckel eine Glasur mit der Darstellung von Venus und Amor auf, umgeben von einer Reihe von Diamanten. Die Arbeit des russischen Kunsthandwerkers war so spektakulär, dass der Zar anordnete, sie zusammen mit dem französischen Original der Eremitage zu übergeben.
Katharina II. war eine leidenschaftliche Tabak-Liebhaberin – Schnupftabakdosen waren buchstäblich überall bei ihr zu finden. Unter der Zarin wurden die kunstvoll verzierten Schachteln nicht nur zu einem modischen Gebrauchsgegenstand, sondern auch zu einem prächtigen Kunstwerk. Ihre Sammlung umfasste Schnupftabakdosen für buchstäblich jedes Thema und jeden Anlass. So waren, zum Beispiel, die „Kabinette mit Steinen“ kleine mit Edelsteinen besetzte Schatullen. Eine davon war den reichhaltigen Edelsteinvorkommen Russlands gewidmet: Sie wurde von David Rudolph in den 1780er Jahren angefertigt. Der Petersburger Handwerker hat die Seiten mit Achaten und mehrfarbigem Jaspis verkleidet und das sibirische Wappen im Inneren angebracht. In der Mitte des Deckels befindet sich eine Onyx-Kamee mit einem Porträt Katharinas der Großen, umgeben von Topasen und Amethysten.
Diese ovale Goldschatulle des Wiener Kunsthandwerkers ist mit 54 Steinen verziert: In der Mitte befindet sich ein Achat, der an das Profil von Zarin Katharina II. erinnert. Um ihn herum sind „Edelsteine des Ostens“ angeordnet: Diamanten, Türkise, Turmaline, Aquamarine, Granate, Smaragde, Topase und Mondsteine. Zusammen bilden sie die acht Sphären des Universums, wie sie sich Plato vorstellte. Die Tabakdose ist mit Medaillons umgürtet, die römische Kaiser darstellen.
Tabakdose mit einem Porträt von Sultan Abdul-Hamid.
EremitageDie Tabakdose wurde in eine Chronik wichtiger Ereignisse verwandelt: Eroberungen und Entdeckungen neuer Länder, Siege in Kriegen – all dies spiegelte sich in kleinen Verzierungen wider. So bestellte die Zarin anlässlich des Vertrages von Küçük Kaynarca zwischen Russland und dem Osmanischen Reich eine besondere Schnupftabakdose bei Johann Gottlieb Scharf. Die blaue Emaille ist mit Diamanten besetzt und in der Mitte befindet sich ein Aquarellporträt des türkischen Sultans Abdülhamid in Pelzmantel und Turban.
Viele Monarchen sammelten Schnupftabakdosen. Auch König Friedrich der Große von Preußen war ein begeisterter Sammler. Der Monarch besaß über 1.500 davon in seiner Sammlung und verschenkte oft Exponate seiner Kollektion. So ließ er seinem Großneffen Friedrich Wilhelm III., dem Großvater Alexanders II. und Vater der Zarin Alexandra Fjodorowna, eine Schnupftabakdose aus hellgrauem Achat, verziert mit Diamanten auf einem Hintergrund aus mehrfarbiger Folie, Nephriten und Rubinen zuteil. Dieser wiederum überreichte eine Schatulle Nikolaus I.
Einer der Handwerker, die Schmuckstücke für die russischen Monarchen anfertigten, war der Schweizer Jérémie Pauzié. Er wurde zum Hofjuwelier der Zarin Anna Iwanowna und schuf Ohrringe, Broschen und kostbare „Blumensträuße“ für Elisabeth Petrowna und die berühmte Große Zarenkrone für Katharina II. Seine Aufträge umfassten auch Schnupftabakdosen. Für Katharina II. fertigte er ein goldenes Exemplar mit üppigem Blumendekor an. Der Deckel und die Wände sind mit Ornamenten verziert, versprenkelte Brillanten bildet einen Korb mit einer großen Saphir-Blume in der Mitte.
Das Medaillon mit der Darstellung des Lieblingshundes Katharinas II. Lisette wurde von dem deutschen Juwelier Johann Gottlieb Scharf auf dieser Schnupftabakdose angebracht. Das Porträt ist von einer „Klöppelarbeit“ aus Diamanten und Smaragden umgeben. Hunde dieser Rasse waren eine Leidenschaft der Zarin. Seit 1770 lebten in ihren Gemächern anmutige Windspiele.
Diese Schnupftabakdose in Form eines Schiffes begleitete Peter den Großen auf seiner Reise nach Flandern und England: Der Rumpf der Galeere ist aus Holz und Gold gefertigt und mit Silber und der Figur eines brüllenden Löwens verziert, während die Kanonenluken aus Perlmutt gefertigt sind. Nach der Idee der Juweliere von J.P.M. sollte sie Peter I. an die Gründung der russischen Flotte und seinen Sieg im Feldzug gegen die Festung Asow erinnern.
Tabakdosen wurden nicht nur verziert, sondern deren Muster und Bilder hatten auch eine besondere Bedeutung. Die Schnupftabakdosen konnten als wertvolles Geschenk oder als Erinnerung an eine unvergessliche Tat oder sogar als Geschichte einer romantischen Beziehung dienen. Der polnische König und Kurfürst von Sachsen August der Starke schenkte Peter dem Großen eine kostbare Schatulle mit dem Motiv Leda und der Schwan. Die goldene Schnupftabakdose des berühmten schwedischen Kunsthandwerkers Carl Gustav Klingstedt war reichlich mit Ornamenten, Diamanten und Bergkristall verziert. Die Tatsache, dass die Gräfin Cosel, eine Favoritin Augusts II., als Leda dargestellt wurde, verlieh dem Thema zusätzliche Würze.
Tabaksdose mit doppeltem Deckel.
EremitageElisabeth Petrowna, die Tochter Peters des Großen, besaß eine beeindruckende Sammlung von Schnupftabakdosen aus Porzellan und Gold, die mit Juwelen besetzt und mit Monogrammen und Porträts der Zarin verziert waren. Darunter befanden sich aber auch ganz praktische Exemplare: Eine Lapislazuli-Schnupftabakdose war für zwei Tabaksorten bestimmt. Ein goldener Rahmen trennt die beiden Teile in der Mitte.
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