5 Geheimnisse der uneinnehmbaren Festungsinsel Kronstadt bei St. Petersburg

Legion Media
Riesige Docks, ein System von Verteidigungsanlagen, ein Gerät zur Messung des Meeresspiegels – in dieser Stadt finden sich unglaubliche Wasserbauwerke aus den vergangenen Jahrhunderten. Und sie funktionieren immer noch.

Das 1703 gegründete St. Petersburg sollte nicht nur die neue Hauptstadt, sondern auch das „Fenster nach Europa“ und der wichtigste Hafen des russischen Reiches werden. Es musste einerseits vor möglichen unerwünschten Übergriffen geschützt werden und andererseits eine bequeme Durchfahrt für Handelsschiffe bieten. Zu diesem Zweck wurde auf der Insel Kotlin, etwa 30 Kilometer nördlich der Stadt, an der Grenze zu Schweden, ein System von Festungsanlagen errichtet. So entstand eine befestigte, von Forts umgebene Siedlung, die den Namen Kronstadt erhielt.

1. Die Hauptfestung und das gusseiserne Pflaster

Kronstadt ist eine kleine Stadt auf einer Insel (heute hat sie etwa 45.000 Einwohner) mit einer Seefestung in ihrem Zentrum. Sie wurde 1723 gegründet und bis Anfang des 20. Jahrhunderts umgebaut. Der Generalplan der Stadt wurde von Peter I. persönlich genehmigt und viele der technischen Lösungen werden ihm zugeschrieben. 

Im Inneren der Festung kann man einen Komplex von Mörserbatterien, Verteidigungskasernen und einen Festungsgraben sehen. Das Pflaster in der Nähe des Hauptplatzes, an dem sich die Kathedrale St. Nikolai befindet, ist aus Gusseisen, was fast nirgendwo sonst in der Welt zu finden ist!

Gusseisenpflaster auf dem Ancor-Platz in Kronstadt.

Die Zitadelle selbst schützt Kronstadt von Westen, Norden und Osten her. Auf der Südseite der Insel befinden sich fünf künstliche Häfen, die nicht nur für das Militär, sondern auch für Handelsschiffe ausgelegt sind. Sie wurden so gebaut, dass sie große Schiffe vor den starken Ostseewinden schützen. 

Jetzt kann man von diesen Häfen aus eine Bootsfahrt zu den Festungen von Kronstadt unternehmen.

Im Inneren der Festung Kronstadt.

Zu Sowjetzeiten war Kronstadt eine geschlossene Stadt, die nur für das Militär zugänglich war. Jetzt kann sie jeder besuchen: Die Insel ist durch eine Autostraße mit St. Petersburg verbunden.

2. Ein System von Verteidigungsfestungen

Die alte Karte von Kronstadt.

Die Stadt ist von 17 Festungen umgeben, die auf großen Inseln errichtet wurden. Die befestigten Inseln säumen die Straße nach Kronstadt und nach St. Petersburg. Als erstes entstand 1704 die Festung Kronstadt in Süd-Kotlin, noch vor dem Bau der Hauptfestung. Der Finnische Meerbusen ist auf dieser Seite tiefer, so dass die Gefahr einer Invasion durch Kriegsschiffe größer ist.

Die älteste Festung Kronshlot.

Im südlichen Fahrwasser befinden sich neben dem Kronschlot die Festungen Peter I., Alexander I. (Pest, wo der Pestimpfstoff entwickelt wurde), Paul I. und die drei südlichen Festungen mit den Nummern 1, 2 und 3. 

In der Festung Konstantin.

Nördlich von Kronstadt befinden sich die Festungen Kronstadt, Totleben und die nördlichen Festungen mit den Nummern 1 bis 7. Auch an der Küste der Insel Kotlin selbst wurden Festungen errichtet: GroßfürstKonstantin im Süden und die Festungen Schanjez (dt.: Schanze) und Rif (dt.: Riff) im Norden. 

Heute sind die meisten Forts in einem baufälligen Zustand. Einige werden restauriert, aber Fort Konstantin ist für Besucher geöffnet. Neben den Kasernen und Militärgebäuden gibt es auch ein Leuchtturmmuseum. 

3. Leuchttürme und Fahrrinnen

Der Tolbuchin-Leuchtturm.

Die Bucht um Kronstadt ist seicht und um die Durchfahrt von Schiffen zu ermöglichen, wurde der Grund ausgebaggert. Die Fahrrinne von Kronstadt ist zwischen 80 und 150 Meter breit und 11 bis 14 Meter tief. Sie wurde sogar in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Sechs Leuchttürme im Wassergebiet von Kronstadt und ein Dutzend weiterer Schifffahrtszeichen helfen den Schiffen, sich genau in der Fahrrinne zu orientieren. Der älteste Leuchtturm Russlands, Tolbuchin, der 1719 auf einer künstlichen Insel errichtet wurde, ist hier noch in Betrieb. Sein Licht ist bis zu einer Entfernung von 19 Seemeilen zu sehen.

Leuchtturm von Fort Kronschlot.

In Russland sind alle Leuchttürme militärische Einrichtungen und für Touristen nicht zugänglich. 

Die älteste Linse Russlands aus dem Leuchtturmmuseum.

4. Die ältesten Meeresspiegelmessgeräte

Ein Stutenfresser.

Als Kronstadt gegründet wurde, begann man mit der Messung des Meeresspiegels – Messwerte, die immer noch wichtig für die Seekarten sind, damit Schiffe nicht auf Grund laufen. Die Messlatte an der Blauen Brücke sieht aus wie ein gusseisernes Lineal mit einer Skala, auf der die Höhe angezeigt wird. Aber neben dieser Brücke befindet sich der älteste noch funktionierende selbstaufzeichnende Pegelmesser – ein Mareograf. Er sieht aus wie ein kleiner gelber Pavillon mit einer Turmspitze und gemütlichen Spitzenvorhängen. Seit 1898 zeichnet das Messgerät automatisch die Wasserstände auf und markiert die Gezeiten. 

Der Fußteil.

Der Kronstädter Pegelmesser wurde in der Sowjetunion zur Messung der Höhe „über dem Meeresspiegel“ verwendet (Russland verwendet heute das System der Normalhöhe, das die Anwendung spezieller Formeln beinhaltet, während die baltischen Länder das alte System beibehalten haben). 

5. Das Petrowskij-Dock und dessen Geheimnis

Der Bau des Petrowskij-Docks (wo Schiffe gebaut oder repariert werden) nach den Plänen von Peter dem Großen dauerte 30 Jahre und wurde 1752 abgeschlossen. Es heißt, dass der Zar die Idee des Docks selbst von den Holländern und Engländern übernahm, aber es ist offensichtlich, dass er sie sehr stark abgewandelt hat. 

Erstens ist das Dock riesig: Es kann bis zu zehn Schiffe auf einmal aufnehmen. Zweitens hat es eine unglaubliche Wasserabflussrate (das Wasser in den Docks wird abgelassen, wenn man für Reparaturen auf den Unterwasserteil des Schiffes zugreifen muss), was in Europa nicht der Fall war. Während die Docks dann mindestens eine Woche oder sogar einen Monat lang trockengelegt wurden, brauchte das Petrowskij-Dock nur einen Tag, weil das Wasser zunächst in ein Abflussbecken unterhalb des Docks und von dort ins Meer geleitet wurde. Dadurch konnte die Ausfallzeit des Schiffes auf ein Minimum reduziert werden.

Der Teil der Festungsmauer.

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