Warum waren die Taucher des Russischen Reiches die besten der Welt?

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Im Ausland waren russischen Unterwasserausrüstung wie auch das hohe Ausbildungsniveau der Taucher für hohen Standard bekannt.

Am 5. Mai 1882 wurde durch ein Dekret von Alexander III. in Kronstadt bei St. Petersburg die erste Tauchschule des Russischen Reiches gegründet. Hier sollten „erfahrene Taucheroffiziere und Personal der unteren Ränge für Schiffseinsätze und Unterwasserminenarbeiten“ausgebildetwerden

Taucher dienten davor auf Kriegsschiffen der russischen Flotte. Sie wurden unter den Matrosen rekrutiert, die gut schwimmen konnten. Von diesen Spezialkräften gab es jedoch nur wenige, und das Niveau der Ausbildung ließ zu wünschen übrig.

Nun jedoch musste Russland professionelle Truppen rekrutieren, die in der Lage waren, Artilleriegeschütze schnell aus einem gesunkenen Schiff zu bergen oder eine Fahrrinne effektiv zu räumen.

Harte Männer

In der Schule wurden nur kräftige Matrosen unter 26 Jahren mit starker, gut entwickelter Brust, gesunder Lunge und gesundem Herz aufgenommen. Phlegmatiker und Choleriker, Männer mit kurzen Hälsen und Trinker wurden nicht zur Ausbildung zugelassen. „Ein Taucher, der seinen Beruf gefahrlos und erfolgreich ausüben will, muss einen ordentlichen Lebensstil pflegen: Deshalb sollten Gewohnheitstrinker nicht zur Schulung aufgenommen werden", stand in den „Regeln für den Tauchdienst“.

Der Lehrgang war auf 12 Monate ausgelegt. Die künftigen Einsatzkräfte lernten, Wracks fachgerecht zu begutachten, schematische Darstellungen von ihnen anzufertigen und Pläne für ihre Bergung zu erstellen. Die unteren Ränge wurden vor allem für die Durchführung von Unterwasserarbeiten (Heben und Bewegen von Lasten) ausgebildet.

Die Kadetten lernten, die Unterwasserausrüstung einzusetzen und sich unter Wasser richtig zu verhalten. Die moralische und psychologische Ausbildung an der Schule hatte ein so hohes Niveau, dass ihre Lehrer häufig von führenden zivilen und militärischen Experten für Pädagogik und Psychologie konsultiert wurden.

Eine Eliteschule

Die Tauchschule war nicht auf den Lehrbetrieb beschränkt. Sie wurde zu einer Art Wissenschaftszentrum, in dem alle Aspekte des Tauchens erforscht wurden und Fortschritte erzielt wurden, die ausländischen Lösungen in nichts nachstanden und diesen oft sogar überlegen waren. Zu nennen sind hier unter anderem die Tauchpumpe von Sergej Kolbassjew, der Unterwasserminen-Detektor von Schulz, die Fotokamera für Unterwasseraufnahmen von Jessipow und Rodionow.

Die Tauchschule, die im Ausland einen großen Bekanntheitsgrad erlangte, nahm an mehreren Industrieausstellungen in den USA und Frankreich teil. Dort wurden ihre Erfindungen mit Ehrenurkunden sowie mit Bronze- und Silbermedaillen ausgezeichnet.

Auch die russischen Taucher selbst waren in ausländischen Fachkreisen für ihre ungewöhnlichen Leistungen sehr anerkannt. So konnten sie täglich 3 bis 4 Stunden unter Wasser arbeiten, ohne sich über ihr Wohlbefinden zu beklagen, während ihre Kollegen aus dem Ausland oft unter Schwindel, Ohrenschmerzen und Erbrechen litten.

Im Jahr 1909 gelang es Absolventen der Schule, den Rumpf des U-Boots „Kambala“, das nach einer Kollision mit dem Schlachtschiff „Rostislaw“ bei Sewastopol gesunken war, aus einer Tiefe von 58 Metern zu bergen. Das war ein echter Rekord, da die Hebetiefe von Schiffen damals weltweit nicht mehr als 30 Meter betrug.

Bis zum Untergang des Russischen Reiches im Jahr 1917 wurden in der Tauchschule über 2500 Taucher ausgebildet, von denen viele an den Kriegen gegen Japan und Deutschland teilnahmen und dabei starben. Nach der Revolution wurde die Schule auf die Krim verlegt und in „Balaklawa Marine-Tauchschule“ umbenannt. Die berühmte Schule bildete weiterhin Spezialkräfte für Unterwassereinsätze aus, jetzt für die sowjetische Marine.

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