Waren die Romanows und die Rurikiden miteinander verwandt?

Russia Beyond (Foto: Public domain; Apollinary Vasnetsov)
Wir befassen uns mit der lang anhaltenden Debatte über dieses Thema.

Beginnen wir mit der Frage: Warum gab es in Russland überhaupt zwei Dynastien? Dies geschah, weil der letzte legitime Zar der Rurikiden, Fjodor Ioannowitsch, und seine Frau, Irina Godunowa, keine Nachkommen hinterließen und es 1598, als Fjodor starb, keine legitimen Thronfolger mehr gab. Iwan der Schreckliche, Fjodors Vater, beseitigte alle rurikidischen Familien, die Anspruch auf die Krone erheben konnten. Seine anderen Söhne und Erben, Iwan und Dmitri, starben entweder oder wurden getötet. Aber konnte man nicht einfach einen neuen Zaren wählen? Warum war das so eine komplizierte Angelegenheit?

Warum war es für die Romanows wichtig, mit den Rurikiden verwandt zu sein?

Zar Fjodor Ioannowitsch.

In Russland galt der Lebenszweck des Zaren als heilig. Er wurde zum Zaren gesalbt und leistete den Eid, sein Land und sein Volk zu schützen. Das Zarenreich als politische Institution wurde in Moskau von den Großfürsten geschaffen. Sie gehörten dem Moskauer Zweig der Rurikiden-Dynastie an, die mit dem Tod von Fjodor Ioannowitsch endete.

Nach Fjodor Ioannowitschs Tod im Jahr 1598 begann die dynastische Krise und die Zeit der Unruhen. Mehrere Zaren regierten Russland für kurze Zeit – Boris Godunow, der falsche Dmitrij I. und Wassilij Schujskij. Allerdings war nur Schujskij ein Rurikide, und nach seinem Tod gab es in Russland keine rurikidischen Prinzen, die den Thron besteigen konnten. Es blieben nur die mächtigen Bojarenfamilien übrig, die den Rurikiden-Fürsten dienten, und die neue Dynastie sollte am ehesten unter ihnen entstehen. Wie auch immer sie aussehen mochte, sie musste zumindest eine gewisse Verwandtschaft mit der vorherigen Dynastie nachweisen können.

Aber waren sie tatsächlich miteinander verwandt?

Roman Sacharyin, die Rekonstruktion des Gesichtsbildes anhand seines Schädels.

Die Romanows waren eine alte Moskauer Bojarenfamilie, die seit dem 14. Jahrhundert unter Iwan Kalita im Dienste der Moskauer Fürsten stand. Sie hatten einen gemeinsamen Vorfahren mit den Rurikiden – Fjodor Koschka (dt.: Katze, offenbar ein Spitzname), der der Ururgroßvater von Iwan III. von Moskau sowie von Roman Sacharin-Koschkin war.

Roman Sacharin-Koschkin, dessen Vorname der Romanow-Dynastie ihre n Namen gab, war eine für uns fast unbekannte Person – nur wenige Quellen erwähnen ihn. Er war jedoch der Vater von zwei sehr bedeutenden Personen: Seine Tochter war Anastasia Romanowna, die erste Frau Iwans des Schrecklichen und Mutter des letzten Moskauer Rurikidenzaren Fjodor Ioannowitsch. Und sein Sohn war der Bojar Nikita Romanow, der Vater von Fjodor Romanow und Gründer der Romanow-Dynastie. Fjodor Romanow, der spätere Patriarch Filaret von Russland, war der Vater von Michail Fjodorowitsch, dem ersten Zaren der Romanow-Dynastie.  

Patriarch Filaret (Romanow), der Vater von Michail Fjodorowitsch.

Von da an ist alles ganz einfach: Bojar Nikita Romanow, der Gründer der Dynastie, war ein Bruder Anastasias, der Frau Iwans des Schrecklichen, und somit Iwans Schwager. Michail Fjodorowitsch, der erste Romanow, und Fjodor Ioannowitsch, der letzte Rurikide, hatten einen gemeinsamen Vorfahren – Roman Sacharin-Koschkin, den Vater von Zarin Anastasia und Bojar Nikita Romanow. Auf diese Weise waren die beiden Familien tatsächlich miteinander verwandt.

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