Die Glienicker Brücke in Berlin: Wie die UdSSR und die USA enttarnte Spione austauschten

Kira Lisitskaya (Photo: Keystone; Alexis Duclos/Gamma-Rapho/Getty Images)
Die Brücke, die für solche Transaktionen genutzt wurde, ging als „Agentenbrücke“ in die Geschichte ein.

  1. Abel für Powers

Rudolph Abel (in der Mitte) im Gericht, New York, Juli 1957.

Der berühmteste Austausch von gefangenen Spionen während des Kalten Krieges fand am 10. Februar 1962 auf der Glienicker Brücke statt, an der Grenze zwischen der DDR und West-Berlin. Hier wurde Rudolf Abel, ein Mitarbeiter des sowjetischen Geheimdienstes in den Vereinigten Staaten, gegen Gary Francis Powers ausgetauscht, einen Piloten, der über sowjetischem Gebiet abgeschossen worden war.

Rudolf Abel (richtiger Name: Heinrich Fischer) war seit 1948 in Nordamerika tätig. Hier beschaffte er sich Informationen über die wirtschaftlichen und militärischen (einschließlich nuklearen) Kapazitäten der USA, schuf und verwaltete Agentennetze. Im Jahr 1957 wurde er vom FBI verhaftet, weil er von einem seiner sowjetischen Kollegen verraten worden war.

Francis Gary Powers.

Der Spion weigerte sich kategorisch, mit den US-Geheimdiensten zusammenzuarbeiten und wurde von einem Gericht wegen Ausspähens und Übermittlung von Verteidigungsinformationen sowie Arbeit als Agent eines fremden Staates ohne behördliche Genehmigung zu insgesamt 45 Jahren Haft verurteilt. „Alles, was Abel tat, tat er aus Überzeugung, nicht für Geld. Ich wünschte, wir hätten drei oder vier Männer wie Abel in Moskau“, sagte CIA-Direktor Allen Dulles über ihn.

Die UdSSR beschloss, Abel zu retten, indem sie den Amerikanern den gefangenen Piloten Gary Francis Powers übergab, dessen Aufklärungsflugzeug U-2 am 1. Mai 1960 über sowjetischem Gebiet abgeschossen worden war, während es Bilder von strategisch wichtigen Zielen aufnahm.

Für die USA schien ein solches Geschäft jedoch nicht gleichwertig zu sein. Für eine so wertvolle Figur wie Abel musste Moskau ihnen deshalb mehrere weitere gefangene Agenten liefern.

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  1. Molódy für Wynne

Gordon Lonsdale.

Der sowjetische Geheimagent Konon Molódy war seit 1955 in Großbritannien tätig und gab sich als Unternehmer Gordon Lonsdale aus. Es gelang ihm, den britischen Marinekryptografen Harry Houghton anzuwerben, der Moskau jahrelang mit geheimen Informationen über den Zustand der britischen U-Boot-Flotte versorgte. Houghton war sich jedoch sicher, dass er für den amerikanischen Geheimdienst arbeitete (gegenseitiges Ausspionieren war zu dieser Zeit nichts Ungewöhnliches).

Der junge Lonsdale erwies sich auch als fähiger Geschäftsmann. Kurz vor seinem Scheitern im Jahr 1961 (er wurde von einem polnischen Überläufer verraten) wurde er von Königin Elisabeth II. für seine „großen Erfolge bei der Entwicklung der Wirtschaft zum Nutzen des Vereinigten Königreichs“ ausgezeichnet.

Greville Wynne nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion auf dem Flughafen Northolt, England, am 22. April 1964.

Die UdSSR und Großbritannien kamen überein, Molódy gegen den britischen Geschäftsmann Greville Wynne, auszutauschen, der vom MI6 angeworben worden war und die Verbindung zu GRU-Oberst Oleg Penkowskij herstellte, der für die westlichen Geheimdienste arbeitete. Bevor Wynne und Penkowskij 1962 vom KGB verhaftet wurden, war es letzterem gelungen, mehr als 5.500 Geheimdokumente an Washington und London zu übergeben und Hunderte von sowjetischen Agenten auszuliefern. Am 16. Mai 1963 wurde er erschossen.

Um halb sieben am Morgen des 22. April 1964 trafen sich zwei Autos auf der Glienicker Brücke, die heute als „Agentenbrücke“ bekannt ist. „Vier Leute stiegen aus diesem Auto aus“, erinnert sich Molódy, darunter auch Wynne. Er sah verängstigt und unglücklich aus, ganz anders als auf den retuschierten Fotos, die in den Zeitungen abgedruckt waren. Die beiden Männer, die ihm zur Seite standen, stützten ihn leicht. Es schien, als würde er, wenn sie seine Arme losließen, direkt auf die Straße stürzen... Die Teilnehmer des Austauschs stellten sich entlang der Mittellinie der Straße einander gegenüber auf. Der sowjetische Konsul sprach das Wort „Austausch“ auf Russisch und Englisch aus, und ich merkte nicht einmal, wie ich im Auto saß. In ,unseremʻ Auto. Bei meinen Leuten. Endlich bei meinen Leuten.“  

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  1. Vier für dreiundzwanzig

Marian Zacharski.

Marian Zacharski war der erfolgreichste polnische Geheimagent der Geschichte. Im Jahr 1977 ließ er sich in den USA nieder und trat in die Polish American Machinery Company ein, ein in Illinois ansässiges Werkzeugmaschinenunternehmen. Zacharski gelang es, das Vertrauen von William Holden Bell zu gewinnen, einem führenden Experten der Hughes Aircraft Company, dessen Haus direkt neben dem des Polen lag.

Der Spion übermittelte Warschau regelmäßig geheime Informationen über F-15-Kampfflugzeuge, TOW-Panzerabwehrraketen, Phoenix-Luft-Luft-Raketen, den M1-Abrams-Panzer, Patriot-Flugabwehrsysteme und andere Waffen. Polen gab diese wichtigen Informationen sofort an die UdSSR weiter.

Die Glienicker Brücke in Berlin.

1981 wurde Marian Zaharski vom FBI enttarnt und verhaftet, und der polnische Geheimdienst versuchte mehrere Jahre vergeblich, seinen wertvollsten Agenten freizubekommen. Schließlich schalteten sich die DDR und die Sowjetunion in die Verhandlungen ein und organisierten einen Austausch.

Am 11. Juni 1985 fand der größte Geheimdienstaustausch der Ära des Kalten Krieges statt. Über die „Agentenbrücke“ wurden 23 enttarnte westliche Geheimdienstagenten nach West-Berlin geschickt, während vier Geheimdienstagenten des Ostblocks, darunter Zacharski, in die entgegengesetzte Richtung reisten.

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