„So viel mehr für Ihr Geld mit den 4-türigen Moskwitsch-Limousinen und Kombis!“, versprach eine Anzeige für den sowjetischen PKW „Moskwitsch 408“ (auch bekannt als „Scaldia 408“) in der britischen Zeitschrift „Autocar“ im Juli 1968.
Trotz des Kalten Krieges trieb die UdSSR regen Handel mit dem Westen. Neben der Autoindustrie waren Fotoapparate ein weiterer sowjetischer Exportschlager. Die „Zenith“-Kamera wurde im Vereinigten Königreich und den USA unter der Marke „Cosmorex“, in Deutschland durch das Versandhaus Quelle unter der Marke „Revueflex“, in Frankreich als „Phokina“ vertrieben und war auch in anderen europäischen Ländern ein Verkaufsschlager.
Allerdings waren andere Konsumgüter aus der Sowjetunion im Ausland nicht so erfolgreich. Letztendlich waren Erdöl und -gas die wichtigsten Exportprodukte der Sowjetunion. Das Gas-für-Rohre-Geschäft war der Beginn einer langfristigen Energiekooperation mit Europa. Darüber hinaus erwarb die Sowjetunion für den Ausbau großer Eisenbahnstrecken und Wasserwege Maschinen ausländischer Herkunft.
Der britische Premierminister Winston Churchill spricht am Westminster College in Fultonб 5. März 1946.
AP PhotoDas Klischee des „Eisernen Vorhangs“, dass durch die Fulton-Rede des britischen Premierministers Winston Churchill im Jahr 1946 geprägt wurde, markiert den Beginn des Kalten Krieges zwischen der UdSSR und dem Westen. Als Antwort auf den Marshallplan zur Unterstützung der westeuropäischen Volkswirtschaften in der Nachkriegszeit gründete die UdSSR zur Aufrechterhaltung enger Beziehungen zu befreundeten Ländern 1949 den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW). Er bestand aus den sozialistischen Staaten Polen, Bulgarien, Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien und Albanien (bis 1962) und wurde später durch die DDR, die Mongolei, Kuba und Vietnam ergänzt. Der RGW war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der wichtigste Handelspartner der UdSSR.
Die Mitglieder des RGW kauften von der UdSSR Treibstoff zu Preisen, die unter den Weltmarktpreisen lagen, und belieferten die UdSSR mit Maschinen, Ausrüstungen, landwirtschaftlichen, industriellen und Konsumgütern. Im Jahr 1960 bezog die Sowjetunion 58 % ihrer Einfuhren aus den RGW-Mitgliedsstaaten und führte 56 % ihrer Exportgüter dorthin aus.
1956 kündigte der sowjetische Generalsekretär Nikita Chruschtschow die Entstalinisierung des Landes und einen Kurs der „friedlichen Koexistenz“ mit der kapitalistischen Welt an.
Nikita Chruschtschow und Roswell Garst posieren mit Maiskolben während einer Besichtigungstour der Garst Farm in Iowa. Chruschtschow war der erste sowjetische Staatschef, der die USA am 23. September 1959 besuchte.
AP PhotoDer sowjetische Ministrpräsident Chruschtschow hält in einem Supermarkt einen Zellophanbeutel voller Äpfel hoch und erkundigt sich bei einem Verkäufer in San Francisco am 21. September 1959 nach dem Preis.
AP PhotoZusammen mit einer großen sowjetischen Delegation reiste er 1959 in die Vereinigten Staaten, wo er sich mit den neuesten Technologien in verschiedenen Industriezweigen vertraut machte. Einige von ihnen wurden in der einen oder anderen Form später in der Sowjetunion umgesetzt.
Leonid Breschnew, der Chruschtschow 1964 ablöste, setzte diesen Entspannungskurs mit den so genannten kapitalistischen Industrieländern (USA, Frankreich, Spanien, Italien, Japan, Deutschland usw.) in den nächsten zwanzig Jahren fort und unterhielt gleichzeitig enge Beziehungen zu den RGW-Ländern. 1975 unterzeichnete die UdSSR zusammen mit den Staats- und Regierungschefs von 33 Ländern, darunter der USA und Europas, die Schlussakte der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Es stimmt, dass sich die Beziehungen zu den USA nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Afghanistan im Jahr 1979 wieder verschlechterten. Dennoch entfielen 1986 neben den 67 Prozent des Außenhandels der Sowjetunion mit sozialistischen Staaten (darunter 61 Prozent mit dem RGW), 22 Prozent auf die kapitalistischen Industrieländer und 11 Prozent auf Entwicklungsländer. Die Exporteinnahmen erreichten 1/5 des Staatshaushalts.
Bau einer Rohrstrecke der Gaspipeline Orenburg-West Frontier (jetzt Sojus).
E. Kotljakow/SputnikIn den 1970er und 1980er Jahren wurde die UdSSR zum Exporteur von Erdöl und Erdgas in den Westen. Die europäischen Volkswirtschaften boomten zu dieser Zeit und benötigten Energieressourcen.
Von 1970 bis 1986 stieg der Anteil von Erdgas an den Gesamtausfuhren von 1 auf 15 %. 1970 unterzeichnete die UdSSR mit der BRD ein Abkommen über die Lieferung von Großrohren und Ausrüstung für den Bau einer Gaspipeline nach Westeuropa im Austausch gegen Erdgas aus Westsibirien. Trotz der Missbilligung durch die USA war das Geschäft eines der wichtigsten in der Liste der mehrjährigen Erdgaslieferverträge der UdSSR mit westeuropäischen Ländern (Frankreich, Italien, Österreich). Während 1970 die Erdgasausfuhren 3,3 Mrd. m³ betrugen, stieg das Volumen 1986 auf 79,2 Mrd. m³. Die Ausfuhren von Brennstoffen und Elektrizität machten 1986 47,3 % des Gesamt-Exportvolumens aus.
Der zweitwichtigste Exportartikel waren Maschinen, Ausrüstungen und Transportfahrzeuge. Im Jahr 1986 erreichte ihr Anteil an den Ausfuhren 15 %.
Julie Desmond, ein 24-jähriges Fotomodell, klettert auf einer Automesse aus dem Fond eines russischen Moskvich 427. 1971.
Evening Standard/Getty ImagesSo wurde beispielsweise der „Moskwitsch“-Pkw des „MZMA“-Werks (später „AZLK“) nach seiner erfolgreichen Teilnahme an einer internationalen Rallye Ende der 1960er Jahre in Europa berühmt. Er wurde von Frankreich und Großbritannien gekauft. Der „Moskwitsch“ wurde auch in Werken in Bulgarien (unter der Marke „Rila“) und in Belgien (unter der Marke „Scaldia“) montiert.
Der Höhepunkt des Verkaufs sowjetischer Fahrzeuge lag in den 1980er Jahren. Im Jahr 1986 wurden 306.000 Pkw und 38.000 Lkw, 39.000 Traktoren und 2.919 Busse exportiert.
Auch Rüstungsgüter wurden in großem Umfang ausgeführt – von 1971 bis zum Zusammenbruch der UdSSR wurden Zehntausende von Militärfahrzeugen (Panzer, Flugzeuge, Hubschrauber usw.) exportiert.
Die UdSSR lieferte dem Westen sowjetische Energieausrüstungen für Wärme- und Wasserkraftwerke sowie Atomreaktoren und verkaufte Lizenzen für die Herstellung von Turbinen, Generatoren und Kraftwerke.
Der Anteil anderer Waren, die im letzten Jahrzehnt der UdSSR exportiert wurden, war in diesen Kategorien wesentlich geringer, obwohl sich viele Ausländer nostalgisch an die sowjetischen „Zenit“-Fotokameras, die „Poljot“-Uhr und den „Mikro“-Radioempfänger erinnern.
Britische Geschäftsleute werfen einen Blick auf die Zenit-6-Kamera. Moskau, 1968.
Walentin Tscheredintsew/TASSNach Angaben aus den Jahren 1940 bis 1986 bestanden mehr als 30 Prozent der sowjetischen Importe aus dem Kauf von Maschinen, Ausrüstungen und Transportmitteln. Im Jahr 1986 lag ihr Anteil bereits bei 40,7 Prozent.
Die UdSSR kaufte aktiv elektrotechnische, energetische und metallurgische Ausrüstung von ausländischen Partnern. Das Land importierte unter anderem Zerspanungsmaschinen, Schmiedepressen, Waggons, Lastwagen, Schiffe und vieles mehr.
Von 1945 bis 1991 wurden etwa 500.000 Autos in die Sowjetunion importiert. Ausländische Lkw, wie der „Tatra 111“, der „Skoda-LIAZ“, der „Mitsubishi-Fuso“ und „Komatsu-Nissan“, waren auf den wichtigsten Baustellen des Landes zu sehen (Wolga-Don-Kanal, Baikal-Amur-Eisenbahn).
Autos, selbst die im Inland hergestellten, blieben viele Jahre lang ein Luxusgut, während ausländische Autos nur für die politische Elite und die ihr nahestehenden Personen erschwinglich waren. Während Lastkraftwagen und Werkstattausrüstung 1986 ca. 3,5 % der Einfuhren ausmachten, waren es bei Personenkraftwagen, Motorrädern und Motorrollern nur etwa 0,5 %.
Eine ungarische Delegation unter Leitung von Landwirtschaftsminister Istvan Gergely auf dem Versuchsfeld des Krasnodarer Agrarforschungsinstituts.
A. Schigailow/SputnikAn zweiter Stelle auf der Liste der von der UdSSR eingeführten Waren standen Lebensmittel. Infolge der Urbanisierung und der Landflucht in die Städte litt das Land unter Nahrungsmittelknappheit. Anfang der 1960er Jahre waren Lebensmittelkarten weit verbreitet und es herrschte ein Mangel an Fleisch, Milch, Getreide und anderen Lebensmitteln. In den 1960er und 1980er Jahren kaufte das Land regelmäßig Getreide, Tee, Fleisch, Beeren, Obst und Zucker, so das Jahrbuch „Die Volkswirtschaft der UdSSR in den 70 Jahren“. Die Einfuhren stiegen: der Import von Fleisch und Fleischprodukten stieg von 66.000 t im Jahr 1960 auf mehr als 900.000 t im Jahr 1980; der von Obst und Beeren von 335.000 t im Jahr 1960 auf 995.000 t im Jahr 1980.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die UdSSR die Getreidelieferungen nach Europa wieder auf – so erreichten die Ausfuhren bis 1952 4,5 Millionen Tonnen pro Jahr. In dem Bestreben, die Ernteerträge zu steigern, begann die UdSSR mit der Erschließung von Neuland in Kasachstan, was jedoch aufgrund des rauen Klimas nicht zu den erwarteten Ergebnissen führte.
Auch wenn die Bevölkerung des riesigen Landes selbst das Getreide benötigte, wurde ein nicht geringer Teil davon exportiert oder als Viehfutter verwendet, denn die UdSSR hatte ein Programm zur Steigerung der heimischen Fleisch- und Milcherzeugung. Auch die Kampagne des sowjetischen Generalsekretärs Nikita Chruschtschow (die er nach einer Reise in die USA gestartet hatte) zum Anbau von kapriziösem Mais trug nicht zur Steigerung des Getreideertrags bei, obwohl ein nicht geringer Teil des Agrarbudgets für dessen Aussaat ausgegeben wurde. Infolgedessen begann die UdSSR 1963, Futtergetreide aus den USA und Kanada zu kaufen. Die Einfuhren beliefen sich 1972 auf 23 Millionen Tonnen und 1980 auf 43 Millionen Tonnen Getreide.
Eine lange Schlange für Würstchen. Moskau, 1977.
Wladimir Sergienko / МАММ / MDF / Russia in photoNach dem Tod Joseph Stalins setzte sich die UdSSR Ende der 1950er Jahre für die Verbesserung des Wohlstands der Bevölkerung ein. Es gab jedoch nicht genügend sowjetische Konsumgüter, um alle Bedürfnisse zu befriedigen.
Auf dem Parteitag der KPdSU im Jahr 1981 wurde festgestellt, „dass die Pläne für die Produktion vieler Konsumgüter, insbesondere von Stoffen, Strickwaren und Lederschuhen, von Jahr zu Jahr nicht erfüllt wurden“. Zu dieser Zeit gab es pro Kopf der Bevölkerung 2,1 Strickerzeugnisse und 3,2 Paar Schuhe. Lederschuhe, Strickwaren, Baumwoll- und Seidenstoffe, Medikamente und vieles mehr wurden mit dem Geld aus dem Export von Energieressourcen ins Land gebracht.
Durch die Umsiedlung der Bevölkerung aus Gemeinschaftsquartieren in separate Wohnungen erhöhte sich die Nachfrage nach Möbeln. Die Sowjetbürger träumten von tschechischen und rumänischen Importartikeln. In den Geschäften standen die Kunden Schlange, um sie zu kaufen.
Trotz zunehmender Importe von Konsumgütern ist vielen Sowjetbürgern das letzte Jahrzehnt der UdSSR als eine Zeit des Mangels in Erinnerung.
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