Alaska-Sibirien: So sehen Lend-Lease-Flughäfen heute aus (FOTO)

Geschichte
ANNA SOROKINA
Die Hauptflugroute für Flugzeuge aus den USA in die UdSSR im Rahmen des Lend-Lease-Programms wurde 1942 eröffnet. Was ist von diesen im sibirischen Permafrostboden errichteten Flughäfen übrig geblieben?

Die Alaska-Sibirien-Luftstraße (kurz ALSIB) wurde eingerichtet, um im Rahmen des Lend-Lease-Vertrags Kampfflugzeuge und Fracht von den USA in die Sowjetunion zu transportieren. Die Strecke betrug 6.500 km, von denen 5.000 km durch sowjetisches Gebiet führten. Es waren sehr schwierige Kilometer: die trostlose Tundra von Tschukotka und die unwegsame Taiga Sibiriens, die stärksten Seitenwinde, die wildesten Fröste, der Permafrost. Und unter diesen Bedingungen wurden 16 Flughäfen gebaut und wiederaufgebaut, über die fast 8.000 Flugzeuge an die Front geleitet wurden. Die Flughäfen dienten auch zivilen Zwecken.

  1. Uelkal, Autonomer Kreis Tschukotka

Der erste Flugplatz wurde in der kleinen Eskimosiedlung Uelkal (übersetzt „Walkiefer“) an der Küste der Beringsee errichtet. Der Bau des Flugplatzes dauerte nur wenige Wochen, von Mitte August bis Ende September 1942. In dieser Zeit wurden 12 Dampfschiffe entladen, die Baumaterial, Treibstoff und Lebensmittel brachten. Um die Eskimohäuser herum entstanden schnell Wirtschaftsgebäude, es gab Jarangs mit Sperrholzwänden und sogar eine Kantine.

Im August 2022 wurde in Uelkal anlässlich des 80. Jahrestages der Alaska-Sibirien-Route ein Denkmal für die auf den Flügen ums Leben gekommenen Piloten errichtet.

Der Flugplatz wird seit den 1980er Jahren nicht mehr genutzt. Das Dorf, in dem heute 200 Menschen leben, kann mit regelmäßigen Hubschrauberflügen vom nahe gelegenen Dorf Egwekinot aus erreicht werden.

  1. Markowo, Autonomer Kreis Tschukotka

Von Uelkal bis Sejmchan (einem der wichtigsten Flugplätze der ALSIB) sind es fast 1.500 km über die fast menschenleere Tschukotka und Kolyma. Seinerzeit wurde beschlossen, mitten auf der Strecke, im Dorf Markowo, einen Ausweichflugplatz zu bauen. Der Boden hier ist sehr instabil und musste mit Sand und Kieselsteinen verstärkt werden.

Heutzutage existiert eine neue Start- und Landebahn und das Flughafengebäude wurde instand gesetzt. Markowo hat 700 Einwohner und ist über den Flughafen mit den anderen Dörfern der Region verbunden.

  1. Omolon, Autonomer Kreis Tschukotka

Der Ersatzflughafen, etwa 500 km von Markowo entfernt, wurde 1942 gebaut. Ursprünglich gab es hier nur Rentierzüchterbrigaden. Das Dorf Omolon entstand nur, um den ALSIB-Flughafen zu betreiben.

Heute hat Omolon 600 Einwohner und der Flughafen ist die einzige ganzjährige Verbindung zu anderen Siedlungen. Mehrmals im Monat fliegen Flugzeuge nach Magadan und Keperwejem (eine Siedlung in Tschukotka), und Hubschrauber liefern Waren an die Rentierzüchter.

  1. Sejmtschan, Oblast Magadan

Der Abschnitt von Sejmtschan nach Jakutsk war der schwierigste Teil der Strecke, denn sie führte nicht nur über Hügel und Wälder, sondern auch über den so genannten „Kältepol“ in der Region Ojmjakon. Der 1942 errichtete Flughafen ist sehr ungewöhnlich. Das Holzgebäude ähnelt einem märchenhaften russischen Terem.

Nach dem Krieg und bis Mitte der 1980er Jahre wurde Sejmtschan sehr stark von lokalen Fluggesellschaften genutzt. Heute ist die Bevölkerung des Dorfes auf ein Bruchteil zurückgegangen (1991 lebten hier 10.000 Menschen, heute nur noch 2.000), und auch die Zahl der Flüge hat abgenommen. Aber Flugzeuge fliegen immer noch nach Magadan. Das Flughafengebäude ist als Kulturerbe anerkannt worden. 

  1. Susuman, Oblast Magadan

Der erste Flughafen in der Nähe der Stadt Susuman wurde Mitte der 1930er Jahre als Stützpunkt für Geologen gebaut. Im Jahr 1942 wurde er näher an die Siedlung verlegt und an die Bedürfnisse der ALSIB angepasst. Damals war er unter dem Namen Bereljoch bekannt, da der gleichnamige Fluss in der Nähe verlief. Die Flugbedingungen in dieser Oblast waren sehr gefährlich: Ständig Nebel und Wolken.

Nach dem Krieg wurde er bis 1998 als Regionalflughafen genutzt, dann geschlossen, aber seit 2012 fliegen hier wieder Flugzeuge aus und nach Magadan. Im Jahr 2019 erhielt der Flughafen Susuman ein neues Gebäude.

  1. Ojmjakon, Jakutien

Das Dorf Ojmjakon im Osten Jakutiens ist der kälteste Ort Russlands, an dem die Temperaturen im Winter regelmäßig unter -50 °C fallen. Der Flughafen Tomtor bei Ojmjakon entstand im September 1942. Die meisten der Arbeiter waren Häftlinge und einige von ihnen arbeiteten auch nach ihrer Entlassung weiter auf dem Flughafen.

Heute leben etwa 500 Menschen in dem Dorf, aber der Flughafen ist weiterhin in Betrieb und verbindet das Dorf mit Jakutsk, der Hauptstadt der Region. Ojmjakon hat die extreme Kälte zu seiner Attraktion gemacht, und etwa 1.000 Touristen kommen jedes Jahr hierher, vor allem im Winter.

  1. Chandyga, Jakutien

Im Herbst 1942 wurde die erste Landebahn in der Nähe des Dorfes Chandyga angelegt. Aber im Sommer darauf wurde es vom Sumpf verschluckt – so sind die Böden hier. Ein anderer Standort musste dringend gefunden werden und so wurde das Dorf Teplyj Kljutsch etwa 75 km von Chandyga entfernt ausgewählt. Bereits im November 1943 wurde dort die Landebahn eröffnet. Der Flugplatz wurde während des Krieges als Reserveflugplatz genutzt.

In den 1950er Jahren begann der zivile Flugverkehr, es wurden neue Häuser, Clubs und die entsprechende Infrastruktur errichtet. Jetzt wird der Flughafen wieder aufgebaut. In der Umgebung leben etwa 6.000 Menschen.

  1. Jakutsk, Jakutien

Das ist der älteste Flughafen Russlands. Er wurde in den frühen 1930er Jahren eröffnet. Ursprünglich verband er die Hauptstadt Jakutiens mit den Stützpunkten der Geologen, und 1942 wurde er zum wichtigsten Flughafen der ALSIB-Route. Nach dem Großen Vaterländischen Krieg gingen viele Piloten der Überführungsregimenter in den Dienst der zivilen Luftfahrt nach Jakutsk.

Heute ist der Flughafen Jakutsk nicht nur der größte Flughafen im Permafrostgebiet (in der Stadt selbst leben etwa 350.000 Menschen), sondern auch das einzige Testgelände der Welt für Luftfahrtausrüstung in extremer Kälte.

  1. Kirensk, Oblast Irkutsk

Kirensk selbst ist eine alte sibirische Stadt, die 1630 am Fluss Lena gegründet wurde. Etwa 12.000 Menschen leben hier dauerhaft. 1942 wurde der Hauptflughafen der ALSIB in der Nähe der Stadt fast in Handarbeit gebaut.

Heute dient der Flughafen der Verbindung mit Irkutsk und den abgelegenen Siedlungen der Region.

  1. Krasnojarsk

Die letzte Strecke, von Kirensk nach Krasnojarsk, war 960 km lang und führte über die undurchdringliche Taiga. In Krasnojarsk, der heute mit mehr als einer Million Einwohnern viertgrößten Stadt Sibiriens, gab es bereits Ende der 1920er Jahre Luftverkehr, aber der Flugplatz für das Lend-Lease musste von Grund auf neu gebaut werden.

Der Flugplatz verfügte über zwei Start- und Landebahnen aus Beton, vier Flugzeughangars, Lagerhallen und Garagen. Unmittelbar nach dem Krieg wurde mit dem Bau eines Flughafens für die zivile Luftfahrt begonnen, den Flugzeuge aus der gesamten Sowjetunion anflogen! Mit der Zeit wuchs die Stadt und in den 1970er Jahren lag der alte Flughafen inmitten von Wohngebieten. 1980 wurde der neue, große Flughafen in Krasnojarsk eröffnet, der 27 km von der Stadt entfernt liegt und noch immer in Betrieb ist. An der Stelle des alten Flughafens wurde heute der „Platz der ALSIB-Helden“ eröffnet.