9 ungewöhnliche (und seltsame) Münzen der russischen Zaren (FOTO)

Sestrorezkij-Rubel (1771) aus massivem Kupfer

Sestrorezkij-Rubel (1771) aus massivem Kupfer

Nationale Münzkollektion/Nationalmuseum für amerikanische Geschichte
Die ersten Münzen in Russland erschienen Ende des 9. Jahrhunderts unter Fürst Wladimir Swjatoslawitsch. Auf ihrer Vorderseite war folgende Erläuterung geprägt: „Wladimir, und dies sein Silber“. Seitdem hat fast jeder Monarch Geldmünzen geprägt. Nicht nur zur Bezahlung, sondern auch als Belohnung.

Quadratischer Rubel

Kupferrubel, 1725.

Geld zu prägen ist kein billiges Vergnügen. Peter I. hat das auf die schmerzhafte Art gelernt. Er wollte das einfache Drahtgeld durch maschinell hergestellte runde Münzen ersetzen. Das einzige Problem war, dass es nicht genug Silber gab. Aber es gab reichlich Kupfer aus dem Ural. Der Plan des Reformator-Zaren wurde von seiner Frau Katharina I. in die Tat umgesetzt. In den Jahren 1726-1727 wurden in den Bergwerken von Jekaterinburg gepunzte Barren, sogenannte Pláty, hergestellt. Sie zeichneten sich nicht durch ihre Schönheit aus: ein Quadrat mit dem russischen Wappen an den vier Ecken und mit dem Nennwert und dem Ort, an dem die Münze geprägt wurde, in der Mitte. Auf diese Weise wurden Münzen von der kleinsten Kopeke bis zum größten Rubel-Stück ausgegeben. Je größer sie war, desto schwerer war sie. So wog eine Kopeke kaum mehr als 16 g, ein handgroßer Kupferrubel dagegen mehr als 1,6 Kilogramm!

Sestrorezkij-Rubel

Sestrorezkij-Rubel (1771) aus massivem Kupfer

Mit dem Sestrorezkij-Rubel konnte man Nägel einschlagen – die riesige Münze wog 930 g. Ein gewöhnliches 5-Kopeken-Stück jedoch 50 g. Der Kupferrubel, der wie ein Miniatur-Eishockeypuck aussah, diente als Umtauschmittel für das erste Papiergeld in Russland – die Assignaten. Das war jedenfalls die Idee, als die Waffenfabriken von Sestrorezk 1771 mit der Prägung einer Musterserie begann. Doch der Prozess war alles andere als erfolgreich.

Platinmünzen

3-Rubel-Münze aus Platin (1828).

Nur wenige Jahre nachdem mit dem Abbau von Platin in Sibirien begonnen worden war, beschloss man, daraus Geld zu prägen. Die Drei-, Sechs- und Zwölf-Rubel-Münzen waren das erste Geld der Welt, das aus diesem Metall hergestellt wurde. In diesem Zeitraum von 1828 bis 1845 wurde die Hälfte der 32.000 Kilogramm produzierten Platins als Geldmünzen geprägt. Es schien, als würde die „Luxusmünze“ dauerhaft ihren Platz neben ihren silbernen und goldenen Pendants einnehmen. Doch dann kam alles plötzlich zum Stillstand. Nach einer der Versionen bestand die Befürchtung, dass das Edelmetall an Wert verlieren würde. Alle Platinbestände wurden nach England verkauft und es wurden keine solchen Münzen mehr geprägt.

Für unrunde Beträge

Eine Goldmünze zu 37,5 Rubel (1902).

Unter dem letzten russischen Zaren fand eine Währungsreform statt und der Rubel wurde an den Wert des Golds gekoppelt. Neben den üblichen Münzen kamen auch Sondermünzen in Umlauf, z. B. 7½ Rubel. Aber die Münzanstalt musste auch viel größere Stückelungen prägen. Zum Beispiel einen 37½-Goldrubel. Das Rundstück von 1902 mit dem Profil von Nikolaus II. und dem russischen Wappen hatte gleich zwei Nennwerte – Rubel und französische Francs, weil er für Zahlungen im Ausland bestimmt war. Es konnte auch sein, dass die Goldmünze mit ihrem Feingehalt von 900/1000 für protokollarische Geschenke benötigt wurde – die meisten Besitzer dieser ungewöhnlichen Münze waren Mitglieder der Zarenfamilie. 

Rusy statt Rubel

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Finanzminister Sergej Witte beschloss, den Goldrubel neu zu erfinden – und seinen Wert auf dem internationalen Markt zu steigern. Unter mehreren möglichen Namen wählte er Rus (vom französischen russe). Äußerlich unterschied sich das neue Geld nicht wesentlich von dem alten, außer dass es einen neuen Nennwert aufwies. So wurde zum Beispiel aus dem Imperial, d.h. dem 15-Rubel-Münze, 15 Rus. Und der Desjatirubljówik – 2/3 des Imperials – entsprachen 10 Rus.  Nikolaus II., der die Musterserie inspiziert hatte, blieb gegenüber der Idee von Witte gleichgültig. Am Ende war der Rubel weiterhin im Umlauf und die neue Währung blieb ein Entwurf.

Sibirisches Geld

5-Kopeck-Münze (1772).

Bei der Erschließung neuer Gebiete ergab sich ein ernsthaftes Problem: Das in St. Petersburg geprägte Geld erwies sich als recht teuer, um es in entlegene Gebiete zu liefern. Daher wurde beschlossen, die Münzen vor Ort zu prägen. Seit 1766 wurde in der örtlichen Susunskij-Fabrik aus den reichen Kupfervorkommen Geld für Sibirien hergestellt. Allerdings waren die Münzen nur in diesem Gebiet im Umlauf – von Tara bis Kamtschatka. Fast alle Münzen, mit Ausnahme jener mit dem kleinsten Nennwert, der Poluschka, hatten auf dem Revers das Wappen des Zarenreichs Sibirien.

Münzen ohne Porträt

1-Rubel-Münze von Paul I. (1789).

Paul I. löste die Probleme der hohen Auslandsverschuldung und der steigenden Inflation, indem er die Banknotenreserven vernichtete und die Metallgeldmenge erhöhte. Es wurden alle möglichen Rohstoffressourcen genutzt, sogar die Silberbestecke des Palastes wurden zum Einschmelzen geschickt. Als er anfing, Münzen ohne das Porträt des Zaren zu prägen, ersetzte er das Monogramm aus vier Buchstaben P mit einer römischen I in der Mitte. Und auf dem Revers waren Worte aus dem Psalter geprägt: Nicht für uns, nicht für uns, in deinem Namen. Übrigens sahen so nicht nur die gewöhnliche Poltína (50 Kopeken) und der Rubel, sondern auch der Jefímok (abgeleitet vom deutschen Joachimsthaler) aus. Diese Silbermünze hatten einen Nennwert von 1½ Rubel.

Konstantin-Rubel 

Konstantin-Rubel (1825). Stempel nach der Zeichnung von Reichel.

Eine seltsame Geschichte – einen Monarchen Konstantin I. gab es in Russland nicht, aber es existierten Münzen mit seinem Porträt. Das lässt sich ganz einfach erklären: Nach dem Tod Alexanders I., der keine Kinder hatte, sollte Konstantin, der Sohn von Paul I., Zar werden. Er lehnte es jedoch kategorisch ab, den Thron zu besteigen, und die Krone sollte an dessen Bruder, Großfürst Nikolai Pawlowitsch, übergehen. Einige Jahre vor seinem Tod verfasste Alexander I. ein geheimes Dokument, in dem er dieses Recht bestätigte. Doch nicht jeder wusste von diesem Manifest. Deshalb hat der St. Petersburger Münzhof mit der Prägung neuer Geldstücke begonnen, ohne die Krönungszerenomie abzuwarten. Später wurde fast die gesamte Auflage bis auf einige wenige Exemplare vernichtet.

Goldmünzen statt Medaillen

Goldmedaillon mit dem Bildnis der Prinzessin Sophia Alexejewna (1682-1689).

Das Sprichwort, dass Gold das Metall der Könige ist, stimmt zu einhundert Prozent. Die Monarchen wurden unmittelbar nach ihrer Krönung mit wertvollen Münzen überhäuft, die als Schmuck oder Geschenke verwendet wurden. Goldmünzen dienten zur Belohnung militärischer Leistungen und erst im 18. Jahrhundert wurden sie durch Medaillen und Orden ersetzt. So wurde beispielsweise Fjodor Golowin, der 1689 den Vertrag von Nertschinsk (in dem die Grenze zwischen dem Russischen Königreich und China festgelegt wurde) unterzeichnete, mit Goldmünzen ausgezeichnet.

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