Sambo: Wie zwei Männer Jujutsu in eine einzigartige sowjetische Kampfsportart verwandelten (FOTOS)

Russia Beyond (Photo: Ju. Jewsjukow/Sputnik; Public domain)
Sambo entwickelte sich in den frühen Jahren der Sowjetunion und wurde zu einem international anerkannten Ringkampfstil.

Bevor das so genannte Sambo zum Volkssport wurde, war dieser Ringkampfstil ein streng gehütetes Geheimnis und wurde nur zur Verbesserung der Nahkampffähigkeiten der sowjetischen Miliz und des Militärs eingesetzt.

Sambo ist ein Akronym, das für самозащита без оружия (samosastschíta bes orúschija, dt.: Selbstverteidigung ohne Waffen) steht und die effektivsten Techniken anderer Kampfsportarten zusammenfassen soll.

Sowjetische Fallschirmjäger üben Sambo.

Die brandneue Kampfsportart wurde in der UdSSR von zwei unabhängig voneinander agierenden Männern namens Wassilij Oschtschepkow und Wiktor Spiridonow entwickelt. Schließlich verschmolzen die beiden ähnlichen, aber konkurrierenden Stile zu der einzigartigen sowjetischen Kampfkunst, die heute als Sambo bekannt ist.

Wassilij Oschtschepkow.

Der elfjährige Waisenjunge Wassilij Oschtschepkow landete 1905 in Japan, nachdem Süd-Sachalin im Zuge des russisch-japanischen Krieges an Japan abgetreten worden war. Dort verhalf die russisch-orthodoxe Mission in Japan dem Jungen zu einem Platz in einem Priesterseminar in Kioto, wo er unter anderem die Kampfsportart Judo erlernte.

Der junge Russe zeichnete sich im Ringen aus und wurde von seinem Trainer für die Aufnahmeprüfungen des Kodokan-Judo-Instituts in Tokio empfohlen, das von dem legendären japanischen Sportler Jigoro Kano gegründet wurde.

Statue von Kanō Jigoro vor dem Kodokan-Institut in Tokio.

Am 15. Juni 1913 bestand Oschtschepkow die Prüfungen und erhielt den schwarzen Gürtel. Viel später, im Jahr 1917, wurde er der dritte Europäer und der erste Russe, der jemals den zweiten Dan (schwarzer Gürtel zweiten Grades) im Judo erhielt.

Nach seiner Rückkehr nach Russland im Jahr 1913 begann Oschtschepkow in der Spionageabwehr zu arbeiten. Neben seiner Haupttätigkeit gründete er die erste Judoschule Russlands und bildete die russische Polizei in Wladiwostok im Judo aus.

Wassilij Oschtschepkow.

1929 wurde Oschtschepkow nach Moskau versetzt, um eine Stelle als Dozent an der 1918 gegründeten Russischen Staatlichen Universität für Leibeserziehung, Sport, Jugend und Tourismus anzutreten. Dort studierte er verschiedene Kampfkünste und integrierte diverse Elemente in das japanische Jujutsu, um eine Kampfkunst zu schaffen, die besser für den Krieg geeignet war.

Zur gleichen Zeit arbeitete ein anderer Mann an der Schaffung einer einzigartigen sowjetischen Kampfkunst auf der Grundlage des japanischen Jujutsu: Wiktor Spiridonow, ein verwundeter Veteran des Ersten Weltkriegs, nahm das Training, das er wegen des Krieges abgebrochen hatte, wieder auf, als sich seine Gesundheit allmählich teilweise gebessert hatte.

Wiktor Spiridonow.

Im Jahr 1923 startete Spiridonow einen Angriffs- und Verteidigungs-Kurs im Rahmen der Sport- und Fitnessgesellschaft Dynamo in Moskau. Die Zahl der Kursteilnehmer, die anfangs nur 14 Personen betrug, stieg aufgrund von Spiridonows Vorträgen und öffentlichen Auftritten erheblich an.

Spiridonow veröffentlichte drei Bücher über die sich entwickelnde Kampfkunst. Die Titel trugen oft die Formulierung Selbstverteidigung ohne Waffen. Der sowjetischen Tradition folgend, Akronyme zu schaffen, prägte Spiridonow den neuen Begriff Sambo.

Er behielt allerdings nicht die Exklusivrechte für das neue Akronym, und schon bald begannen die Sportler, auch das konkurrierende System von Oschtschepkow als Sambo zu bezeichnen.

Es wird jedoch angenommen, dass sich die beiden Versionen von Sambo unterschieden. Spiridonows System zielte darauf ab, den Schülern beizubringen, wie man dem Gegner maximalen Schaden zufügt, um ihn sofort kampfunfähig zu machen. Spiridonows militärischer Hintergrund erklärt die scheinbare Grausamkeit der Methode.

Nach und nach teilte sich Sambo offiziell in eine Kampf- und eine Sportversion auf. Die Kampfversion mischte verschiedene Kampfsporttechniken und verband Ringen mit Schlagtechniken. Daraus entwickelte sich schließlich so etwas wie der Mixfight. Die Sportvariante des Sambo konzentrierte sich vor allem auf Ringkampftechniken.

Ringer im Endkampf des Turniers

Mit der Zeit wuchs die Popularität von Sambo exponentiell und die sowjetische Kampfsportart verbreitete sich international. Im Jahr 1968 erkannte der internationale Dachverband für den Amateursport Ringen, die FILA, Sambo als eigenständigen Stil des Amateurringens an. Aufgrund politischer Verwicklungen wurde der Dachverband dieses Sports jedoch in International Federation of Amateur Sambo (FIAS) umbenannt.

Obwohl Sambo bisher noch nicht bei den Olympischen Spielen vertreten war, hat das Internationale Olympische Komitee der FIAS am 20. Juli 2021 die volle Anerkennung erteilt.

Vielleicht wird die sowjetische Kampfsportart bei den Olympischen Sommerspielen 2028 in Los Angeles zum ersten Mal als offizielle olympische Sportart angeboten. Die Zukunft wird es zeigen!

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