Im zweiten Teil des Textes wird erzählt, wie die Tochter Peters des Großen, Elisabeth, den Thron bestieg, und wie Katharina, die als Katharina II. in die russische Geschichte einging, an die Macht kam.
Den ersten Teil des Textes können Sie hier lesen >>> Von Katharina I. zu Katharina II.: 5 große Palastputsche in Russland (TEIL 1)
Iwan VI. (Anna Leopoldowna)
Anna Iwanowna setzte alles daran, dass die russische Thronfolge nicht auf Iwan Alexejewitsch überging, und so ernannte sie wenige Tage vor ihrem Tod den minderjährigen Iwan Antonowitsch, ihren Großneffen, zum Erben. Iwan war der Enkel ihrer älteren Schwester Katharina. Diese heiratete Karl-Leopold von Mecklenburg-Schwerin und gebar ihm ihre Tochter Anna Leopoldowna. Ihr Sohn aus der Ehe mit Anton Ulrich von Braunschweig war Iwan Antonowitsch.
Iwan VI. wurde 1740 unter der Regentschaft von Ernst Johann von Biron, einem Günstling der verstorbenen Anna, zum Zaren erklärt. Nach nur zwei Wochen verhaftete die Garde Biron und ernannte Anna Leopoldowna zur Thronfolgerin. Doch nach einem Jahr dieser Herrschaft wurde die Macht von Elisabeth Petrowna übernommen. Die so genannte „Braunschweiger Familie“ – Anna Leopoldowna, Anton Ulrich, ihr königlicher Sohn und weitere Kinder – wurden in den russischen Norden verbannt, das Kind von seinen Eltern getrennt und in Einzelhaft in Schlüsselburg untergebracht, wo es 1764 bei einem Fluchtversuch ermordet wurde.
Elisabeth Petrowna
Ein Teil der russischen Gesellschaft war verärgert, als der Thron nach Anna Iwanowna an den minderjährigen Iwan Antonowitsch überging – die Tochter Peters des Großen, Elisabeth Petrowna, lebte noch und war wohlauf. Bereits in ihrer Jugend war sie von Anna Iwanowna vom Zarenhof entfernt worden, da diese befürchtete, dass Elisabeth ihr den Thron wegnehmen würde. Da das Land unter Anna hauptsächlich ihre deutschen Freunde – Ernst Johann von Biron, Marschall Burkhard Christoph von Münnich, Kanzler Andrej Ostermann – regierten, wurde Elisabeth von vielen als „wahrhaft russisch“ unterstützt.
Elisabeth unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu den Gardisten des von ihrem Vater gegründeten Preobraschenskij- und Semjonowskij- Regiments. Sie besuchte die Kasernen, nahm an den Feierlichkeiten der Garde teil und taufte sogar die Kinder der Gardisten.
Am Abend des 25. November 1741 traf Elisabeth in der Kaserne des Preobraschenskij-Regiments in St. Petersburg ein und sagte ihre berühmten Worte: „Jungs! Ihr wisst, wessen Tochter ich bin! Folgt mir!“ Von der Kaserne aus begab sie sich mit den Gardisten direkt zum Winterpalast, wo Anna Leopoldowna und deren Ehemann Anton Ulrich verhaftet wurden. Als der Zarin der kleine Iwan VI. gebracht wurde, nahm Elisabeth ihn in die Arme mit den Worten: „Kleiner, du trägst keine Schuld!“ Was sie nicht davon abhielt, den „Kleinen“ bald zu einer lebenslangen Haftstrafe zu verurteilen.
Katharina II.
Elisabeth wollte den Thron dem „Peter-Zweig“ überlassen und ernannte noch zu ihren Lebzeiten den holsteinischen Prinzen Karl-Peter, den späteren Zar Peter III, der seit 1742 mit seiner Frau Sophie Auguste Friederike, der späteren Katharina der Großen, in Russland lebte, zum Nachfolger.
Peter regierte etwas länger als ein halbes Jahr – von Dezember 1761 bis Juni 1762, als er von seiner eigenen Frau gestürzt wurde. Während seiner Herrschaft gelang es ihm, das Militär (durch den Friedensschluss mit Preußen) und den Klerus (durch die Ankündigung der Säkularisierung der Kirchengüter) gegen sich aufzubringen. Bis 1762 hatte sich Katharina offen gegen ihren Mann gestellt und einen Kreis von Sympathisanten um sich geschart. Sie hatte nicht nur hohe Würdenträger auf ihrer Seite, sondern auch die Garde – das Preobraschenskij- und das Ismajlowskij-Regiment.
Der Staatsstreich fand am 28. Juni 1762 statt: Zar Peter III. war außerhalb der Stadt, um seinen Namenstag zu feiern, während in St. Petersburg die Garde und anschließend die Beamten des Senats und des Synods Katharina als neue Zarin vereidigten. Peter wurde vor vollendete Tatsachen gesetzt – und nach ein paar Wochen des Aufruhrs und der schleppenden Versuche, die Macht wiederzuerlangen, unterzeichnete er seine Abdankung. Dies geschah am 12. Juli 1762. In der Nacht vom 16. zum 17. Juli starb der Zar unter ungeklärten Umständen. Ob Katharina von der Verschwörung gegen das Leben ihres Mannes wusste, bleibt unklar.
Im Manifest zu ihrer Thronbesteigung hieß es, der Grund für den Sturz von Peter Fjodorowitsch bestand in dem Versuch, die Staatsreligion zu ändern und Frieden mit Preußen zu schließen. Um ihren eigenen Anspruch auf den Thron zu rechtfertigen (unter Umgehung des Thronfolgers, ihres Sohnes Pawel Petrowitsch), berief sich Katharina auf „den klaren und unmissverständlichen Wunsch aller unserer treuen Untertanen“. Im Oktober 1762 wurde sie in Moskau gekrönt.