„Madonna“-Service aus der DDR und andere beliebte sowjetische Wohnaccessoires

Russia Beyond (Legion Media, avito.ru; Public Domain)
Die Sowjetunion hatte ihre eigene Ästhetik, und die begann nicht mit der sowjetischen Architektur und den Paraden, sondern mit dem, womit sich die Sowjetbürger zu Hause umgaben. Hier ein Blick auf einige der kultigsten Einrichtungsgegenstände aus der Sowjetunion.
  1. Spitzendeckchen

Sie wurden oft von jemandem aus der Familie gehäkelt – von der Großmutter oder der Mutter. Schneeweiße Spitzenservietten zu Dekorationszwecken, die ordentlich übereinander gestapelt Kissen, Kommoden, Couchtisch, Fernseher und andere leere Flächen bedecken.

Diese Liebe hing zum Teil mit der Popularität von Handarbeiten in der UdSSR zusammen – das Hobby hatte durchaus einen Nutzen im Alltag. Im Falle einer Serviette auf dem Fernsehgerät gab es auch einen vermeintlich praktischen Sinn: Ein wertvoller Gegenstand wurde auf jede erdenkliche Weise geschützt. Das Tuch sollte die äußeren Elemente vor Staub schützen und den Bildschirm vor direkter Sonneneinstrahlung bewahren, die für die sowjetischen TV-Geräte als schädlich angesehen wurde und angeblich zum Durchbrennen der Bildröhre führte.

  1. Porzellanfiguren

Porzellan war in der UdSSR sehr beliebt und hatte nicht unbedingt eine Gebrauchsfunktion. Ballerinas aus Porzellan, Hirten mit Schafen, kleine Tiere – all dieser niedliche Porzellan-Schnickschnack war in fast jeder Familie zu finden.

Russisches Porzellan genoss seit Mitte des 18. Jahrhunderts internationales Ansehen und wurde ebenso geschätzt wie chinesisches und europäisches. Nach der Revolution wurden die zaristischen Fabriken verstaatlicht und neue proletarische Motive wurden produziert.

Das Ausmaß des „Porzellanfiebers“ lässt sich an der Zahl der Manufakturen ablesen, die sich mit der Herstellung solcher Figuren beschäftigen – im Land gab es mehr als 300 von ihnen. Fast jeder Hersteller hatte seinen eigenen Stil und seine eigene Geschichte. So ist es nicht verwunderlich, dass Porzellanfiguren für die Sowjetmenschen die vertrauteste Dekoration waren.

  1. Zierteppiche für Böden und Wände

Die Vorliebe der Sowjetbürger für hochwertige Zierteppiche auf dem Boden und an den Wänden ist schon längst zu einem geflügelten Wort geworden. Aber für einen Sowjetmenschen waren sie ein absolutes Muss. Abgesehen davon, dass bunte Teppiche die eintönigen Räume der sowjetischen Wohnblocks auflockerten, erfüllten sie auch eine wichtige Funktion: Sie dienten als Schall- und Wärmedämmung nicht nur für den Boden, sondern auch für die kalten Betonwände.

Familien mit einem durchschnittlichen Einkommen kauften maschinell gefertigte Teppiche, während etwas begütertere Bürger manchmal nach Turkmenistan, Aserbaidschan oder Armenien reisten, um handgewebte Teppiche zu erwerben. Diese galten als eine gute Investition und wurden als Erbstücke weitergegeben.

  1. Kristallvase

Schwere Vasen aus dickem geschliffenen Kristallglas waren einer der beliebtesten Einrichtungsgegenstände in der UdSSR.

Sie wurden zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Jubiläen und der Verabschiedung in den Ruhestand verschenkt. Kleinere Vasen, aber ebenso aufwendig geschliffen, waren ein würdiges Geschenk von einem dankbaren Elternteil für einen Lehrer oder von einem Untergebenen für einen Vorgesetzten zu dessen Geburtstag.

  1. Wandteppich mit Rentieren oder Bären im Wald

Wandteppiche waren nach dem Zweiten Weltkrieg der obligatorische Bestandteil einer sowjetischen Wohnung. Anfangs waren es erbeutete deutsche Exemplare, die die Wohnungen der Sowjetbürger schmückten. Bald darauf griff die sowjetische Produktion diese Muster auf.

Erstaunlicherweise wurden bei der Vielzahl der möglichen Themen nur einige wenige, recht primitive verwendet. Am beliebtesten waren Hirsche oder Bären im Wald (nach einem Gemälde von Iwan Schischkin). Eine Reproduktion von Wiktor Wasnezows Drei Recken war ebenfalls sehr beliebt.               

  1. Porzellan-Service „Madonna“

Das Porzellanservice „Madonna“ aus der DDR war der Traum vieler sowjetischer Frauen. Im Gegensatz zum sowjetischen Porzellan hatte es die wichtige Besonderheit, dass es im Barockstil bemalt und an den Rändern vergoldet war. Der Name des Services war jedoch absolut volkstümlich: Auf den Tellern und Tassen waren keine Madonnen abgebildet, sondern meist eine mythologische Szene.

Es gab sie in allen Formen und Größen – Tisch-, Kaffee- und Teeservice –, aber in der Regel wurden sie nicht für ihren eigentlichen Zweck verwendet, sondern hinter der Anrichte als Blickfang aufbewahrt. Besonders beliebt waren sie in den 1970er Jahren, als man in der DDR die Nachfrage erkannte und eine große Produktion aufbaute.

  1. Kuckucksuhren

Die UdSSR hatte ihre eigenen Kuckucksuhren; diese wurden von der Fabrik Majak hergestellt. Die an der Wand befestigte mechanische Uhr in Form eines Vogelhäuschens, aus dessen Fenster stündlich ein Vogel herauskam und zwitscherte, war ebenso Mangelware wie jeder anderer begehrter Einrichtungsgegenstand. Aus diesem Grund gab es im In- und Ausland viel Aufsehen um sie. Jedes Jahr wurden über eine Million Uhren in 44 Länder der Welt exportiert. 

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