Wie die Rote Armee Berlin einnahm (FOTOS)

Die Soldatin der Roten Armee Katja Spiwak regelt den Verkehr auf den Straßen von Berlin.

Die Soldatin der Roten Armee Katja Spiwak regelt den Verkehr auf den Straßen von Berlin.

Jakow Rjumkin/Sputnik
Als bereits um den Reichstag gekämpft wurde, schlug die deutsche Führung der UdSSR plötzlich einen Waffenstillstand vor. Die Antwort war kategorisch: Wir akzeptieren nur die vollständige und bedingungslose Kapitulation.

Anfang Februar 1945 erreichten die Truppen der 1. weißrussischen Front unter dem Kommando von Marschall Georgij Schukow die äußersten Vorposten von Berlin. Bis zur „Höhle der Nazi-Bestie“ waren es nur noch 70 km.

In den nächsten Monaten baute die Rote Armee ihre Kräfte aus und bereitete sich auf die wichtigste Operation in der letzten Phase des Krieges vor. Erfolgreiche Offensiven in Ostpommern, Ungarn, der Slowakei und Österreich ermöglichten es, die Flanken der sowjetischen Armeen zu sichern, die in Richtung des Hauptstoßes agierten.

2. Gardepanzerarmee in der Berlin-Operation, 1945.

Für die Einnahme Berlins hatte die UdSSR eine Streitmacht von etwa zwei Millionen Mann konzentriert. Neben den Truppen Schukows waren an der Operation die 1. ukrainische Front unter Marschall Iwan Konjew, die 2. weißrussische unter Marschall Konstantin Rokossowskij, die 18. Langstreckenfliegerarmee, die Marineflottille Dnjepr und die Baltische Flotte beteiligt. Die 1. und 2. Armee der polnischen Armee operierten ebenfalls als Teil der Fronten.

„Wir beschlossen, die sich verteidigenden feindlichen Truppen mit solcher Wucht anzugreifen, dass wir sie sofort betäuben und zu Boden schütteln würden, indem wir sie mit Flugzeugen, Panzern, Artillerie und anderen Waffen unter Beschuss nehmen“, schrieb Schukow in seinen Erinnerungen und Überlegungen.

Die Truppen der Armeegruppen der Wehrmacht Zentrum und Weichsel sowie die Bataillone des Volkssturms mit einer Gesamtzahl von 800.000 Menschen verteidigten die Hauptstadt des Dritten Reiches. Die sowjetische Gruppierung übertraf den Feind an Menschen und Flugzeugen um das Doppelte und an Artillerie, Panzern und Selbstfahrlafetten um das Vierfache.

Alle Hoffnungen der Deutschen ruhten auf der mächtigen, tiefen Staffelverteidigung, die sie von der Oder bis Berlin aufbauten. Eine der ersten ernsthaften Befestigungen, die die sowjetischen Armeen zu überwinden hatten, wurden die Höhen bei der Stadt Seelow. Dort wurden schwere Waffen und eine beachtliche Garnison von 100.000 Soldaten aufgestellt.

Wie Marschall Schukow feststellte, „konnte der Feind, der sich tief in den Boden eingegraben hatte, vor allem hinter den hinteren Hängen der Höhen, seine Kräfte und seine Ausrüstung vor dem Feuer unserer Artillerie und dem Bombardement der Flugzeuge schützen.“

Die erste Etappe der sowjetischen Offensive, die am 16. April begann, war ziemlich schwierig. Die sowjetischen Truppen mussten sich buchstäblich durch die deutsche Verteidigung hindurchbeißen und den erbitterten Widerstand des Feindes unterdrücken. Die Seelower Höhen wurden erst am 18. April eingenommen.

Schlacht um Berlin, Frankfurter Allee.

Dennoch die Panzerverbände der 1. weißrussischen und der 1. ukrainischen Front gewannen nach einigen Tagen an Tempo und begannen, die gegnerischen Verteidigungslinien zu durchbrechen und den kombinierten Armeen den Weg in die deutsche Hauptstadt zu öffnen. Am 20. April eröffnete die sowjetische Fernkampfartillerie zum ersten Mal das Feuer auf Berlin und „gratulierte“ damit Adolf Hitler zu dessen Geburtstag.

Die Truppen von Schukow und Konjew umzingeln die Stadt systematisch von Norden und Süden und nahmen sie ringförmig ein. Jeder der Truppenführer bereitete sich darauf vor, als erster in Berlin einzumarschieren, aber es war Georgij Konstantinowitsch Konjew, den Stalin schließlich mit der Einnahme der Hauptstadt beauftragte.

Am 25. April trafen westlich von Berlin die Truppen der 2. Gardepanzerarmee der 1. weißrussischen Front auf die Einheiten der 4. Gardepanzerarmee der 1. ukrainischen Front bei Ketzin. Die Stadt wurde vollständig eingekesselt, und etwa 200.000 Soldaten der Wehrmacht und der SS sowie die Mitglieder der Volkssturmbataillone saßen in der Falle.

Die Hauptstadt des Dritten Reiches war zu diesem Zeitpunkt eine regelrechte Festung. Jede Straße, jedes mehrstöckige Gebäude mit massiven Mauern wurde in ein befestigtes Viertel verwandelt. Die Deutschen nutzten aktiv unterirdische Einrichtungen (U-Bahnen, Luftschutzkeller, Abwasserkanäle), um sich schnell von einem Block zum anderen zu bewegen und somit unerwartet im Rücken der sowjetischen Truppen aufzutauchen.

Das Reichstagsgebäude wird während des sowjetischen Angriffs auf die Stadt im Zweiten Weltkrieg zerstört, 1. Mai 1945, Berlin.

Die Offensive wurde von Angriffsgruppen angeführt, die aus Schützeneinheiten bestanden und durch Artillerie, Panzer, Selbstfahrlafetten und Pioniere verstärkt wurden. „Sie marschierten langsam vorwärts, drückten sich gegen die Häuserwände, um wenigstens von einer Seite vor den „Faustpatronen“ des Volkssturms zu schützen. Wer es bis zur Mitte der Straße schaffte, wurde sofort in Brand gesteckt“, erinnert sich der Panzerfahrer Iwan Maslow. Eine nicht minder große Gefahr stellten die deutschen Flugabwehrkanonen (Flaks) dar, die nicht nur gegen die sowjetischen Flugzeuge, sondern auch gegen gepanzerte Fahrzeuge und die Infanterie eingesetzt wurden.

Je näher die sowjetischen Truppen an das Stadtzentrum heranrückten, desto heftiger wurde der deutsche Widerstand. „Viele der Verteidiger der Stadt kämpften um ihr Überleben, in der Hoffnung, die Sowjets lange genug aufhalten zu können, damit die westlichen Armeen so viel Deutschland wie möglich und möglicherweise sogar Berlin besetzen konnten. Diese Hoffnung sollte sich jedoch nicht erfüllen“, so der Offizier Siegfried Knappe vom 56. Panzerkorps der Wehrmacht.

Am Tag von Hitlers Selbstmord, dem 30. April, wurde die deutsche Garnison in mehrere isolierte Gruppen aufgeteilt, und es begannen heftige Kämpfe um den Reichstag. Sowjetische 152-mm- und leistungsstarke 203-mm-Haubitzen, die den Spitznamen Stalins Vorschlaghammer erhielten, beschossen das Gebäude mit direktem Feuer. Am Abend desselben Tages gelang es der Roten Armee, das erste rote Siegesbanner auf dem Dach anzubringen.

In der Nacht zum 1. Mai traf eine deutsche Delegation unter der Leitung von General Hans Krebs als Vertreter der neuen deutschen Regierung von Admiral Karl Dönitz mit einer weißen Flagge im Hauptquartier der 8. Gardearmee der Roten Armee ein. Die Deutschen versuchten, einen Waffenstillstand auszuhandeln, erhielten aber eine kategorische Antwort, die ihnen überhaupt nicht passte: Wir akzeptieren nur die bedingungslose Kapitulation.

Meliton Kantaria und Michail Jegorow.

Am Morgen desselben Tages hissten Feldwebel Michail Jegorow und Unteroffizier Meliton Kantaria das später als Siegesfahne berühmt gewordene rote Banner der 150.Schützendivision. Die Kämpfe in dem Gebäude, das in Flammen stand, dauerten jedoch bis zum späten Abend an.

Am 2. Mai beschloss die deutsche Führung schließlich, dass weiterer Widerstand zwecklos sei. Um halb acht Uhr morgens befahl General Helmuth Weidling, Kampfkommandant von Berlin, den verbliebenen Truppen der Stadtgarnison, sich zu ergeben.

Während der Berliner Offensivoperation vernichtete die Rote Armee 70 Infanterie- sowie 23 Panzer- und motorisierte Divisionen des Feindes. Die Verluste der Deutschen beliefen sich auf etwa 100.000, die der Roten Armee auf 80.000, 480.000 Deutsche wurden gefangen genommen.

Soldaten der Roten Armee auf den Stufen der Reichskanzlei nach der Einnahme der Stadt durch sowjetische Truppen während des Zweiten Weltkriegs. 2. Mai 1945, Berlin.

Zehntausende von Soldaten der Roten Armee, die in den Kämpfen Mut und Heldentum gezeigt hatten, wurden mit Orden ausgezeichnet, mehr als sechshundert wurden zu Helden der Sowjetunion ernannt. 187 Verbänden und Einheiten wurde der Ehrentitel Berliner verliehen.

Die Einnahme der Hauptstadt des Dritten Reiches führte nicht zu einem sofortigen Ende des Krieges. Die neue Regierung in Norddeutschland war bereit, sich den Amerikanern und den Briten zu ergeben, nicht aber der Sowjetunion. In Österreich und der Tschechischen Republik gab es große deutsche Militärkontingente, die bereit waren, weiterzukämpfen.

Außerdem waren selbst Teile des sowjetischen Territoriums noch vom Feind besetzt. In Kurland (Westlettland) leisteten 200.000 deutsche Soldaten, die bereits im Herbst 1944 bis ans Meer gedrängt und von den Hauptstreitkräften abgeschnitten waren, weiterhin erbitterten Widerstand.

Maschinengewehrschütze Wiktor Lewin vor dem zerstörten Reichstag. Berlin.

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