Wie wurden die russischen Zaren gekrönt?

"Der Zar und Großfürst der ganzen Rus", von Sergej Iwanow, 1908

"Der Zar und Großfürst der ganzen Rus", von Sergej Iwanow, 1908

Sergej Iwanow
Alle Zeremonien zur Thronbesteigung russischer Herrscher während der russischen Monarchie werden in Zarenkrönungen und Kaiserkrönungen unterteilt. In diesem Text geht es um die Krönungszeremonien der russischen Zaren bis hin zu Peter dem Großen.

Der erste gekrönte Zar in Russland war Iwan der Schreckliche. Er wurde am 16. Januar 1547 gekrönt. Die Krönungszeremonie war jedoch nicht die erste. Ihr Grundstein wurde bereits 1498 unter Iwan III. bei der Krönung seines Enkels Dmitrij (1483-1509) gelegt – allerdings zum Großfürsten.

Damals wurde Dmitrij vom Metropoliten gesegnet, und dann legte Iwan III. ihm seine Barmas (ein Loros mit Ornamenten) an und setzte ihm die Mütze des Monomach auf.

Dmitri Iwanowitsch

Iwan der Schreckliche, der erste Zar in der Geschichte Russland, wurde auf ähnliche Weise gekrönt, aber die Zeremonie war komplizierter: Zu den Insignien gehörte das Wahre Kreuz Christi, von dem man glaubte, es enthalte ein Stück des Kreuzes, an dem Jesus Christus gekreuzigt wurde. Dieses Kreuz wurde dem Zaren als Symbol für seine königliche Mission umgehängt: Er war vor Gott für die Sünden seines Volkes verantwortlich.

Zum ersten Mal wurde das königliche Zepter in die Insignien aufgenommen, und auch der Zarenthron wurde zum ersten Mal benutzt. Diese Krönungszeremonie beinhaltete jedoch nicht die Salbung für die Zarenherrschaft.

Was ist die Krönungssalbung?

Zar Fjodor Iwanowitsch.

Das Sakrament der Salbung mit heiliger Myrrhe (einem speziellen geweihten Öl) war ein Symbol für die wentschanije dt.: Vermählung) des Zaren mit dem Zarenreich und dem Volk. Der erste Zar, der mit dem heiligen Öl gesalbt wurde, war der Sohn Iwans des Schrecklichen, Fjodor Iwanowitsch, der am 31. Mai 1584, an seinem 27. Geburtstag, gekrönt wurde.

Nachdem der Zar die ihm aufgesetzte Krone abgenommen hatte, trat er an den Hohepriester (Metropolit oder Patriarch) heran, der ihn mit einem speziellen Pinsel auf der Stirn, den Augenlidern, den Nasenflügeln, den Lippen, den Ohren, der Brust und auf beiden Seiten der Hände mit dem Salböl salbte und sagte: „Das Siegel des Heiligen Geistes. Amen.“

Interessant ist, dass sich der Zar nach diesem Sakrament gemäß den kirchlichen Vorschriften acht Tage lang nicht waschen oder ausziehen durfte. Der Hauptunterschied zwischen der Salbung in Russland bestand darin, dass sie nach der Krönung des Zaren stattfand und nicht vorher wie in Byzanz und den europäischen Ländern.

Wie fand die Krönungszeremonie statt?

Iwan der Schreckliche bei seiner Krönung zum Zaren im Jahr 1547.

Der Tschin oder die Liturgieordnung der Krönung von Fjodor Iwanowitsch wurde vom byzantinischen Ritus übernommen. Er umfasste das Sakrament der Salbung und viele andere heilige Handlungen.

Ein Augenzeuge der Zeremonie war der englische Diplomat Jerome Gorsey. Seinen Beschreibungen zufolge verließ der Zar, umgeben von einem Gefolge hoher Beamter und der höchsten Geistlichkeit in den reichsten Gewändern, seine Gemächer im Kreml und zog langsam von Kathedrale zu Kathedrale.

Uspenskij Sobor oder Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale des Moskauer Kremls, wo die russischen Zaren gekrönt wurden.

Da der Iwanowskaja-Platz im Kreml voll von Menschen war, „wurden für den Zaren Gerüste von 150 Klafter Länge, zwei Klafter Breite und drei Fuß Höhe über dem Boden angefertigt, damit er durch die erdrückende Menschenmenge von einer Kirche zur anderen gehen konnte, denn es waren so viele Menschen, dass einige in dieser Menge zu Tode gequetscht wurden.“ Während der Zeremonie waren die Vorhallen der Kirchen mit rotem Samt und Stamet (Stoffen) bedeckt. „Sobald der König hindurchging“, schreibt Gorcey, „wurden der Brokat, der Samt und der Stamet von denjenigen abgerissen, die sie erreichen konnten, da jeder ein Stück als Andenken behalten wollte.“

Als der Zar die Mariä-Entschlafens-Kathedrale betrat, trug er ein spezielles Gewand der Großen Schatzkammer – einen mit Gold und Edelsteinen verzierten Kaftan, der nach Angaben von Gorcey etwa 100 Kilogramm wog. Während der Zar schritt, trugen sechs Männer – Würdenträger, die dem Zaren am nächsten standen – den Saum seines Gewandes. Fjodor Iwanowitsch wurde auf den Zarensitz gehoben, und der Metropolit krönte ihn mit der Mütze des Monomach. Gleichzeitig wurden vor dem Zaren „sechs Kronen – Symbole seiner Macht über die Gebiete des Landes“, die ehemaligen Khanate und andere von seinem Vater Iwan dem Schrecklichen annektierte Gebiete, aufgestellt. Neben einem Zepter „aus Einhornknochen, dreieinhalb Fuß lang und mit reichen Steinen verziert“, wurde Fjodor Iwanowitsch ein „Apfel“ überreicht – ein Reichsapfel als Symbol seiner geistlichen Autorität.

Ein Elfenbeinthron, 16. Jahrhundert. Möglicherweise gehörte er Iwan dem Schrecklichen. Waffenkammer des Moskauer Kremls.

Nach der Krönung und Salbung kam der Zar zu den Toren der Kirche und das Volk rief: „Gott schütze Fjodor Iwanowitsch, den Zaren der ganzen Rus!“ Danach begaben sich der Zar und alle anderen in die Facettenkammer, wo ein großes Krönungsmahl stattfand. Die Feierlichkeiten anlässlich der Krönung dauerten eine weitere Woche.

Sie verliefen ähnlich wie die Krönungszeremonien für die künftigen Herrscher. Nur die Details und die Anzahl der Kronen unterschieden sich. So wurde der falsche Dmitrij I. 1605 mit drei Kronen gekrönt – der Mütze des Monomach, der Krone von Österreich und der Krone von Kasan. Die letzte Krönung nach diesem Brauch war die einzigartige Doppelkrönung der Halbbrüder Peter I. und Iwan V. Alexejewitsch im Jahr 1682. Für diese Zeremonie wurde sogar eine zweite Monomach-Mütze (die Kleine Mütze des Monomach) angefertigt, die für die Krönung Peters als des jüngeren der beiden Brüder bestimmt war.

Die Krönungen der Kaiser Russlands waren zwar an die Krönungen der Moskauer Zaren angelehnt und fanden ebenfalls in der Uspenskij-Kathedrale statt, unterschieden sich aber erheblich.

Die Kronen, Zepter und Reichsapfel des russischen Zarenreiches in der Waffenkammer des Moskauer Kremls.

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