Diese sowjetischen Agenten stahlen US-amerikanische und britische Atomgeheimnisse

Geschichte
BORIS JEGOROW
Sie taten alles, was in ihrer Macht stand, um der UdSSR bei der Entwicklung dieser gewaltigen Waffen zu helfen und damit die nukleare Parität in der Welt herzustellen.

Klaus Fuchs

Er war der effektivste sowjetische Agent auf der Jagd nach den Atomgeheimnissen der Westmächte. Fuchs war in der einzigartigen Lage, nicht nur die britischen, sondern auch die amerikanischen Atomprogramme unter die Lupe zu nehmen.

Als ethnischer Deutscher emigrierte Fuchs aus Deutschland, nachdem Hitler 1933 an die Macht gekommen war. Er ließ sich in Großbritannien nieder, wo er eine Ausbildung als Physiker absolvierte. Ein anderer deutscher Emigrant, Rudolf Peierls, rekrutierte den begabten Spezialisten für seine Gruppe, die im Rahmen des Programms Tube Alloys (dt.: Röhrenlegierungen) an Kernwaffen arbeitete.

Klaus selbst kooperierte kurz nach dem deutschen Angriff auf die UdSSR mit dem sowjetischen Geheimdienst. Der Wissenschaftler war verärgert darüber, dass die Briten den Russen wenig halfen und die Erforschung von Massenvernichtungswaffen vor ihren Verbündeten geheim hielten.

„Er war ein überzeugter Kommunist", behauptete der amerikanische Physiker Victor Weiskopf. „Er glaubte, dass die Atombombe nicht nur der westlichen Welt gehören sollte… Es müsse offensichtlich ein Gleichgewicht bestehen.“ Der Wissenschaftler lehnte es kategorisch ab, Geld für seine Geheimdienstarbeit anzunehmen.

1943 beteiligte sich Fuchs zusammen mit einer Reihe britischer Physiker am amerikanischen Atomprogramm - dem Project Manhattan. Auf diese Weise erhielt Moskau auch Zugang zu den Geheimnissen seines rivalisierenden Verbündeten in Übersee, einschließlich der Berechnungen, Abmessungen und Zeichnungen der ersten Atombomben. Die Informationen halfen sowjetischen Wissenschaftlern, die Vorlaufzeit für den Bau ihrer eigenen Atomwaffen um mehrere Jahre zu verkürzen.

1949 wurde der Spion enttarnt und von den Briten zu vierzehn Jahren Haft verurteilt. Die Amerikaner bemühten sich um seine Auslieferung an die USA, wo ihn die Todesstrafe erwartete, doch London lehnte ab. Fuchs wurde Anfang 1959 freigelassen. Nachdem ihm die britische Staatsbürgerschaft aberkannt worden war, ließ er sich in der DDR nieder, wo er für den Rest seines Lebens ausschließlich als Wissenschaftler tätig war.

Georges Kowal

Nicht minder wertvoll für die Beschaffung von Atomgeheimnissen für die UdSSR war Georges Kowal, der 1913 in den USA in einer Familie russischer Einwanderer geboren wurde. Als er neunzehn Jahre alt war, kehrte die Familie auf der Flucht vor der Weltwirtschaftskrise in ihr historisches Heimatland zurück.

Im Jahr 1940 kam Kowal erneut nach Nordamerika, dieses Mal als Mitglied des sowjetischen Geheimdienstes. Seine erste Aufgabe war die Suche nach Informationen über die Entwicklung chemischer Waffen, aber sein Arbeitsbereich änderte sich bald.

Im Jahr 1943 wurde er zur US-Armee eingezogen, und da er vor seiner Abreise in die UdSSR zwei Jahre an einer technischen Hochschule verbracht hatte, wurde er in eine Anlage zur Herstellung radioaktiver Stoffe abkommandiert. Nach seiner Ausbildung landete der Spion in einer geheimen Anlage in Oak Ridge, Tennessee.

Kowal untersuchte sorgfältig die Besonderheiten des Prozesses der Uran- und Plutoniumproduktion und meldete diese detailliert nach Moskau. Dank ihres Spions erfuhr die UdSSR auch den Standort einer Reihe von geheimen Nuklearanlagen in den Vereinigten Staaten sowie deren innere Struktur und Funktionsweise.

Später wurde Kowal in ein Labor in Dayton, Ohio, versetzt, wo er die letzte Phase der Arbeiten zur Herstellung von Atomwaffen beobachtete. Die von ihm übermittelten Informationen halfen den sowjetischen Wissenschaftlern bei der Lösung der Probleme im Zusammenhang mit der Herstellung ihrer eigenen Bombe, die 1949 getestet wurde.

Noch im selben Jahr kehrte er in die UdSSR zurück. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig, denn das FBI hatte bereits begonnen, sich nach den Einzelheiten seiner Aktivitäten zu erkundigen. Zurück in der Sowjetunion zog er sich aus der Spionagetätigkeit zurück und widmete sich ganz der wissenschaftlichen Arbeit.

Melita Norwood

Melita Norwood, die aus Bournemouth in Südengland stammte, interessierte sich schon seit ihrer Jugend für die Ideen des Sozialismus. Bereits 1932, als sie als Sekretärin der British Non-Ferrous Metals Research Association eingestellt wurde, war sie Kommunistin.

Hätte die Leitung des Verbandes von Melitas politischen Ansichten gewusst, hätte sie ihr nie eine Stelle angeboten, da die Organisation eng mit der geheimen Entwicklung von Atomwaffen verbunden war. Der sowjetische Geheimdienst wiederum wurde auf ihre Loyalität gegenüber den Ideen der „Weltrevolution“ aufmerksam und konnte sich die Chance nicht entgehen lassen, eine wertvolle Agentin zu gewinnen.

1937 wurde Norwood vom sowjetischen Geheimdienst angeworben und arbeitete in den folgenden fünfunddreißig Jahren mit ihm zusammen. Sie versorgte Moskau mit Kopien wichtiger Dokumente über das Programm Tube Alloys.

Norwood lehnte es ab, für ihre Arbeit belohnt zu werden (nahm aber gerne den Orden des Roten Banners der Arbeit an). „Ich habe das nicht getan, um Geld zu verdienen, sondern um die Niederlage eines neuen Systems zu verhindern, das den Bürgern unter großen Kosten Lebensmittel und Fahrpreise, die sie sich leisten können, eine gute Bildung und ein Gesundheitswesen ermöglicht hat."

Zweimal, 1945 und 1965, wurde die Spionageabwehr des MI5 auf Norwoods wahre Identität aufmerksam, aber beide Male lagen keine ausreichenden Beweise vor. 1972 ging sie still und leise in den Ruhestand und beendete damit auch ihre Geheimdiensttätigkeit.

Erst 1992 kam die Wahrheit über Melita ans Licht, nachdem ein Überläufer eine große Zahl sowjetischer Agentendossiers veröffentlicht hatte. Die Strafverfolgung der achtzigjährigen „Spionage-Großmutter“, wie die Presse sie nannte, wurde jedoch nicht fortgeführt.

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